Stationen

Samstag, 4. November 2023

Abraham

 

Welcher Teufel hat bloß die Projektmanager von LEGO geritten??

 

Zum jetzigen Tora-Abschnitt „Wa-jera“:
Es geht um Abrahams berühmtes Gefeilsche das Leben der Bewohner von Sodom und Gomorrha betreffend. Sagt Gott zu Abraham:

„Finde ich in Sodom fünfzig Gerechte innerhalb der Stadt, will ich um ihretwillen dem ganzen Ort verzeihen.“ (Gen 18, 26)

וַיֹּאמֶר יְהוָה אִם אֶמְצָא בִסְדֹם חֲמִשִּׁים צַדִּיקִם בְּתוֹךְ הָעִיר וְנָשָׂאתִי לְכָל הַמָּקוֹם בַּעֲבוּרָם

Dem Philosophen und Kommentator R. Avraham Ibn Esra (12. Jh.) fällt der Ausdruck „innerhalb der Stadt“ auf, den auch Abraham kurz zuvor (Gen 18, 24) benutzt hat.

Was ist mit „innerhalb der Stadt“ gemeint? Es ist ja ohnehin die Rede von dieser einen Stadt, das Umland ist nicht bedroht.

Kommentiert Ibn Esra lapidar: „dass fünfzig Leute Gott öffentlich ('be-farheß‘ja') bekennen“.

Nur unter der Bedingung, dass fünfzig Sodom-Bewohner hinausgehen und öffentlich gegen die Zustände protestieren, wird ihre Stadt gerettet. Das Schimpfen in den eigenen vier Wänden, das innere Exil, hat noch keine Gemeinschaft vor dem Untergang gerettet.

Quelle:
Jehoschua P. Spiegel, „Rischpej Tora“ (Tora-Funken), Giv'atajim 1987; S. 40

 

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Eric Zemmour ("CNews", 29.10.2023) über den 7. Oktober:

„Ich fahre heute Abend nach Israel, um die Solidarität des französischen Volkes mit den Israelis auszudrücken, aber auch um meine Solidarität mit einem Volk auszudrücken, das sich fest und harsch gegen die islamische Barbarei wehrt.“      

„Wer eine humanitäre Waffenruhe fordert, fordert die Beendigung der Kämpfe. Damit verbietet man Israel, sich nach eigenem Ermessen zu verteidigen.“    

„In den 70er Jahren gab es die Roten Brigaden. Es war eine terroristische Gruppe, die in Italien unterschiedslos* mordete. Das waren Kommunisten.
Die Kommunistische Partei Italiens rief zu einer Großdemonstration auf, um zu sagen: Das sind wir nicht. Nicht in meinem Namen.
Haben Sie gesehen, dass die muslimischen Gemeinschaften in Europa am 8. Oktober eine Großdemonstration gemacht hätten, um zu sagen: Nicht in meinem Namen?“

*In diesem Punkt muss ich Zemmour Schlamperei anlasten und ihn bedauerlicherweise korrigieren, soviel pedantische Gerechtigkeit muss sein. Die Brigate Rosse mordeten durchaus nicht "unterschiedslos"! Sie mordeten sehr gezielt!! In ihrer weltfremden Verblendung verhörten sie Aldo Moro im "Volksgefängnis" in der Annahme einen Bescheidwisser eingekerkert zu haben. Im irren Glauben, es könne so etwas wie eine geheime Weltregierung geben, über die die Medien nie berichten, von der Moro aber Kenntnis haben müsse, versuchten sie aus Moro herauszupressen, wer die Drahtzieher des Weltgeschehens seien (in einer Zeit, in der Bill Gates zwar schon lebte, aber noch lange nicht vermittels WHO seine Machttentakeln um den ganzen Globus ausstrecken konnte). Anerkennend sei über die BR auch angemerkt, dass sie ihre politischen Feinde menschlich durchaus achteten und eine Art militärischen Ehrenkodex als verbindlich ansahen, was sich dadurch äußerte, dass sie z.B. die Speisekarte betreffend die Wünsche ihrer Gefangenen zu erfüllen bemüht waren. Ein menschlicher Zug, der den Aktivisten der RAF völlig fehlte.

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Elie Sasson (FB, 30.10.2023):

„Sie sind in ein Haus hineingegangen. Sie haben den Vater getötet, dann haben sie das Baby in den Ofen gesteckt, die höchste Temperatur eingestellt, dann haben sie es gefilmt, wie es brannte und brüllte. Dann haben die Terroristen nacheinander die Mutter vergewaltigt, bevor sie sie getötet haben. Und sie haben natürlich weiter gefilmt.

Niemals vergessen, niemals verzeihen, sie bis auf den Letzten vernichten.“


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Diesen Zettel, den ein Hamas-Mann (vielleicht eine Art Rottenführer) am Morgen des 7. Oktober bei sich trug, als "israelische Propaganda" anzusehen, ist insofern völlig abwegig, als die Hamas (im Gegensatz zur SS), ja gar keinen Hehl aus ihrem grauenhaften Treiben macht, mit welchem sie uns nebenbei ankündigt, was allen anderen westlichen Ländern blüht, sobald dort die muslimischen Minderheiten zu einer mobilisierbaren Größe anschwellen (und das erreichen, was Schellnhuber so treffend "den Kipp-Punkt" getauft hat). Das Foto ist auf der Webseite von Zahal (25.10.23) zu finden. Vom Terrorismusforscher Arthur Langlois erfahren wir, dass es sich hierbei um eine Anweisung aus dem Vermächtnis der Dschihad-Theoretiker Abu Mus‘ab al-Suri und Abu Bakr Naji handelt (''Centre Français de Recherche sur le Renseignement'', Bulletin de Documentation N° 35, Octobre 2023):

„Ihr müsst die Klingen eurer Schwerter schärfen und in reinen Absichten vor Allah sein. Wisst, dass der Feind eine Krankheit ist, für welche es kein Heilmittel gibt außer dem Abschlagen der Köpfe und dem Ausreißen der Herzen und der Lebern. Greift sie!“


Wer in dieser Lage auf einer „Vorgeschichte“ des großen Pogroms beharrt und Verhandlungen anmahnt, verkennt völlig den Charakter des israelisch-palästinensischen Konflikts. Das ist kein Territorialkonflikt, kein politischer Konflikt, wofür es eine politische Lösung geben könnte, sondern ein religiöser, ethnischer, kulturanthropologischer Konflikt, für den es keine politische Lösung geben kann, sondern nur ein Ringen, bei dem alle sehr viel verlieren werden und am Ende eine Seite die Oberhand haben wird. Das ist eine weltgeschichtliche Menschheitstragödie. Netanyahu kann einem leid tun. Er muss handeln, und egal, was er tut, wird sein Handeln auf tragische Weise verkehrt sein und seine Absichten von Dritten selbst dann noch in ihr Gegenteil verkehrt werden, wenn sie bestens motiviert sein sollten.
 
Spätestens mit Arafat, aber vielleicht schon 1948, ging es den Arabern darum, die Juden daran zu hindern, „mit ihren schmutzigen Füssen“ (Mahmoud Abbas, 2015) das heilige Haus des Islams zu beflecken. Als Theodor Herzl 1896 "Der Judenstaat" schrieb, war seine Idee, könnte man meinen, eine Schnapsidee (aber Napoleon hatte diese selbe Idee bereits gehabt!!); 1945 war es jedenfalls alles andere als eine Schnapsidee. Tragischerweise kam es zur Gründung Israels wenige Jahre bevor die Dekolonisierung begann: als sich die Europäer aus ihren Kolonien begannen zurückzuziehen, strömten andere Europäer nach Palästina. Das führte zu ganz neuen optischen Täuschungen.

In den 1910er Jahren es waren übrigens die arabischen Christen die als erste die Ansiedlung von Juden in Palästina verhindern wollten und den Zionismus bekämpften, als die Muslime diese Ansiedlung noch achselzuckend hinnahmen: eine Tatsache, die durch die bedauernswerte Lage der Christen in den arabischen Ländern heute in Vergessenheit geraten ist. Eine Tatsache auch, die von jüdischer Seite nicht als Zeichen dafür angesehen wird, dass die Christen das böse Ende vielleicht in weiser Voraussicht ahnten (weil nun mal kein Volk der Erde je hinnehmen kann, zur Minderheit im eigenen Land zu werden), sondern als Beispiel für christlichen Antisemitismus und als Schande, die man heutigen Christen unter die Nase reiben kann, weil Christen zur Kontemplation ihrer Schuld neigen. Die Judäozentrik wurde durch Auschwitz zu einem allgemeinjüdischen Schicksal, imprägnierte das Judentum (wie auch immer man definiert, was mit Judentum gemeint ist) gegen jede Kritik und machte durch diese Eliminierung des für alle lebenden Systeme unverzichtbaren "negativen Feedbacks" auch Selbstkritik in atemberaubendem Maße unmöglich, wodurch "die Juden" (wie auch immer man definiert, was mit "die Juden" gemeint ist) im Lauf der Jahrzehnte immer verblendeter und realitätsblinder wurden. Und jetzt wundern sie sich, dass in Harvard der Antisemitismus grassiert. Wer seit langem Umgang mit ihnen hat, hat längst den Eindruck gewonnen, dass sie gar nicht ohne Antisemitismus leben können. Deutsche und Juden haben, wie bereits gesagt, wie schon oft gesagt, beide einen Dachschaden davongetragen, der in beiden Fällen zu dramatischen Wahrnehmungsverzerrungen führt, und Gesundheit ist bei Juden wie bei Deutschen die große Ausnahme.

Anders als der Ukraine-Krieg ist der heilige Krieg der Hamas, der Fatah, der Hisbollah, keine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.  
 

Im Ukraine-Krieg suchen die Konfliktparteien, Russland und Amerika, geostrategische Vorteile auf dem Großen Schachbrett, von dem Zbigniew Brzeziński in seinem Buch von 1997 sprach. Hier hat es tatsächlich Sinn, auf die Vorgeschichte hinzuweisen und Friedensverhandlungen zu fordern.  Die Palästinenser haben immer wieder bewiesen, dass mit ihnen keine verlässlichen Übereinkünfte möglich sind. Und die Hamas wurde demokratisch gewählt, ohne das jemals jemand Anlass hatte, Wahlbetrug zu vermuten.
      
Der Westen verwechselt alles: Er behandelt den Ukraine-Konflikt wie einen Religionskrieg („Wer als Friedenstaube umherläuft, ist ein gefallener Engel, der aus der Hölle kommt“) und den sogenannten Nahostkonflikt wie einen Aufteilungskrieg.

 

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Aus Benjamin Netanjahus Pressekonferenz vom 30.10.23:

“I want to make clear Israel’s position regarding a ceasefire. Just as the United States would not agree to a ceasefire after the bombing of Pearl Harbor, or after the terrorist attack of 9/11, Israel will not agree to a cessation of hostilities with Hamas.
After the horrific attacks of October 7, calls for a ceasefire are calls for Israel to surrender to Hamas, to surrender to terrorism, to surrender to barbarism. That will not happen.”

(Armer Netanyahu, armer Netanyahu... Er muss handeln, aber egal wie er auch handelt, er kann nur zwischen mehr oder weniger falschen Optionen wählen. Roger Köppel tänzelt mehr oder weniger geschickt um die moralische Frage herum - wofür es einen einzigen guten Grund gibt: Wenn er es nicht tut, könnte ihm sein YouTube-Account geschlossen werden -, aber auch er wetteifert bei einem Moralwettkampf darum, der moralischste von allen zu sein (und entblödet sich nicht, Habecks Schlips-Auftritt zu würdigen... übrigens empfand ich, anders als Köppel, nicht Giovanni de Lorenzos Beitrag als in seiner Geschicklichkeit genial - im Gegenteil, ich fand ihn plump und schematisch - sondern den Beitrag von Deborah Feldman). Das einzig Moralische, was unter dem Strich übrigbleibt, ist aber die Tatsache, dass nur der Zweck (und zwar der von der Mehrheit als heiligender empfundene Zweck) die Mittel in einem Krieg heiligen kann, in dem jede Entscheidung im Hinblick auf die Folgen auf die Goldwaage gelegt wird. Köppel wagt nicht einmal zu erwägen, inwieweit Menschenrechte verwirkt werden können, weil in seinen vor moralischer Verklärung glühenden Augen die Menschenrechte das unverzichtbare Rückgrat des Okzidents sind. Mussolini hob die Menschenrechte einfach auf, als er die Mafia besiegen wollte: er nahm die Familien der Bosse in Geiselhaft, und schon besiegte er die Mafia; aber es war dann die Mafia, die (dank Lucky Luciano) den Amerikanern die Landung in Sizilien ermöglichte und auf diese Weise Mussolini und Hitler zu Fall brachte. Es ist illusorisch zu erwarten, dass die Palästinenser aufhören könnten, Israel zu bekämpfen, wenn sie einen eigenen Staat bekommen (ganz abgesehen von der Tatsache, dass es keine territoriale Lösung dafür gäbe); sie würden Israel nach einem solchen Etappensieg erst recht bekämpfen. Und wenn Israel die Hamas und ihre Anhänger ausrottet, muss es damit rechnen, dass der Hydra für jeden abgeschlagenen Kopf zwei andere Köpfe in irgendeiner fanatischen Mohammedaner-"Community" nachwachsen, irgendwo, nicht unbedingt in einem islamischen Land, sondern womöglich in Großbritannien oder Deutschland. In Deutschland ist die Schafsherde für graue und branntschwarze Wölfe jedenfalls die schafsköpfigste).
 


 

 

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