Stationen

Donnerstag, 7. Februar 2019

Haarsträubend

Der Felsendom wurde an dieser Stelle errichtet, um den Tempel vergessen zu machen. Dabei muss ein österreichischer Präsident nicht noch Jahrhunderte später behilflich sein.
Worte bekommen ihre Bedeutung im Kontext. Auch die unausgesprochenen. Und dieser Kontext ist es, der mich empört hat. Schon im Vorfeld hatte VdB betont, dass er auch Mahmoud Abbas treffen werde und dieser jederzeit in Wien willkommen sei. Warum tut er das? Hält er Abbas noch immer für einen Gesprächspartner, der irgendwas zum Friedensprozess beitragen könnte?
Beim Empfang von Mahathir Mohamad, dem malayischen Regierungschef und Hardcore-Antisemiten, hat VdB »vergessen«, den Ausschluss des israelischen Teams von den Paralympics zu erwähnen. Sebastian Kurz hat den Antisemitismus während des Besuchs angesprochen. Auch der iranische Präsident Rohani wurde von VdB verhätschelt und umgarnt, während Kurz klare Worte zu dessen Auslassungen über Israel fand. Man kann also sehr wohl im Rahmen des diplomatisch Üblichen Haltung zeigen. Oder man lässt es eben sein. Und VdB lässt es immer sein, wo er am linken Mainstream anecken könnte. Position bezieht er »gegen rechts« und für das Kopftuch. Er rennt nur jene Türen ein, die in seinem Milieu sperrangelweit offenstehen. So sehr er sich bemüht nirgendwo anzuecken, sein Kompass ist nicht kalibriert.
VdB gibt sich vor Ort sicher alle Mühe und ist weder ein Antisemit noch ein Feind Israels. Aber er ist unklar und bleibt im Vagen, wo er klar sein müsste. Auch hier wieder. Schlimmer noch, indem er jeden Bezug zum Judentum peinlich vermeidet, hilft er durch seine Unterlassungen, den Anspruch Israels auf Jerusalem zu delegitimieren.
Ich unterstelle ihm persönlich keine schlechte Absicht, aber damit setzt er ein Signal, ob bewusst oder unbewusst. Und das Signal kommt an. Entsprechend hemmungslos haben sich Israelhasser unter dem Video ausgetobt, ohne dass die Redaktion eingegriffen hätte – auf der offiziellen Seite des Bundespräsidenten, wohlgemerkt. Erst nach mehr als einem Tag begann man, an die 400 Kommentare zu löschen. Propaganda-Lügen von palästinensischen Aktivisten wie die gefakte Karte vom »Verlust Palästinensischer Gebiete 1946-2000« stehen zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen immer noch dort.
Alles in allem ergibt das in meinen Augen ein entsetzliches Bild. Daher mein Ärger.
Epilog
Kaum hatte ich meinen Text um den obigen Nachtrag ergänzt, kam die Meldung, der Bundespräsident würde tatsächlich einen Kranz am Grab von Yassir Arafat niederlegen.
Schon der Besuch bei Mahmoud Abbas ist kritisch. Israel ist eine rechtsstaatliche Demokratie, Abbas ist im 14. Jahr seiner 4-jährigen Amtszeit. Kein Staatsoberhaupt hätte bei einem Staatsbesuch den britischen Premierminister und die Führer der IRA aufgesucht, oder den spanischen König und die Spitzen der ETA.
Besonders pikant: Abbas, Kampfname Abu Mazen, leugnet den Holocaust und beschuldigt in seiner Dissertation die Zionisten, mit den Nationalsozialisten gemeinsame Sache gemacht zu haben. Die Zionistenführer hätten gewollt, »dass Juden ermordet würden, weil mehr Opfer zu haben bedeutete, größere Rechte und stärkere Privilegien am Verhandlungstisch zu bekommen. Die Zionisten mussten die Zahl der Opfer erhöhen; mit diesen konnten sie dann bei der Abrechnung prahlen.«
Nun kann man sich in der Politik seine Gesprächspartner nur begrenzt aussuchen. Welche Toten man ehrt, hingegen schon.
Yassir Arafat war ein Mörder und korrupt bis in die Knochen. Er hat seinem Volk Milliarden gestohlen. Er war persönlich für die Ermordung hunderter, wenn nicht tausender Menschen verantwortlich. Seine Gefolgsleute haben Frauen und Kinder ermordet, Schulbusse und einen Flieger der Swiss Air in die Luft gesprengt, Flugzeuge und ein Schiff entführt und Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft bei den Spielen 1972 in München gefoltert, verstümmelt und ermordet.
Arafat hat die Gründung eines palästinensischen Staates in Camp David abgelehnt, um sein Geschäftsmodell, das aus Raub, Mord, Folter und Erpressung bestand, nicht zu gefährden. Danach hat er die zweite Intifada losgetreten, in der Palästinenser 20.406 Anschläge verübt haben, darunter 13.730 Schussüberfälle und 138 Selbstmordanschläge. 1036 Israelis wurden dabei getötet, darunter 715 Zivilisten, und 7045 verletzt.
Wie sein deutscher Amtskollege Frank-Walter Steinmeier ehrt Van der Bellen nun diesen Mann posthum. Als sei es legitim und ehrenwert, Israels Existenz mit allen Mitteln des Terrors zu bekämpfen.
Dafür gibt es nur ein Wort: Schande.   Thomas Eppinger

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