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Montag, 10. August 2020

Kaufen, lesen, verbreiten!

In der soeben erschienenen Ausgabe von Tichys Einblick (hier ein Vorgeschmack von 2017) gibt es ein Interview mit dem Historiker Egon Flaig zum womöglich wichtigsten politischen Thema unserer Zeit: der linksextremen Kulturrevolution unter der Parole des "Antikolonialismus" (wichtig für uns Europäer, meine ich - nicht für Russen, Chinesen, Inder, die anderen Ostasiaten und die meisten Südamerikaner). Der Rostocker Emeritus ruft geschichtliche Tatsachen in Erinnerung, die heute, in Zeiten von antikolonialistischer "Fake History" und eines bestürzenden historischen Unwissens, ja Nichtwissenwollens bei nahezu sämtlichen politischen Akteuren, praktisch auswendig gelernt und der verhetzten Öffentlichkeit als empirisches Mantra bei jeder sich bietenden Gelegenheit vorgetragen werden sollte. Nämlich dass:

– die Sklaverei seit 5000 oder mehr Jahren existiert und ausnahmslos jede Hochkultur sie praktizierte;
– die Versklavung der Schwarzafrikaner, die oft mit der Auslöschung ganzer Ethnien verbunden war ("Versklavungskriege sind tendeziell Genozide"), an Ort und Stelle zunächst von kriegerischen schwarzen Sklavenjägerethnien betrieben wurde;
danach vor allem muslimische Sklavenhändler die "lebende Ware" abnahmen und übers Meer verschifften;
erst dann die weißen Sklavenhalter in Erscheinung traten (und nur die Portugiesen kurzzeitig versuchten, selber Sklaven zu erbeuten);
– folglich eine Entschädigungszahlung an die Nachfahren der Versklavten insbesondere von den Nachkommen der wichtigsten Versklaver erstattet werden müsste ("Demnach müssten vor allem Ethnien in Mali, im Tschad, im Sudan, aber auch in Ghana, Nordnigeria und Benin unvorstellbare Summen an die Nachfahren ihrer Opfer zahlen");
– zugleich und nochmals folglich undifferenzierte Entschädigungszahlungen zu großen Teilen den Nachkommen von Versklavern zugute kämen;
– solche Forderungen an muslimische Länder merkwürdigerweise nie gestellt werden, obwohl die islamische Welt das größte und langlebigste sklavistische System der Erde war;
– die Emirate von Tripolis, Tunis und Algier bis weit ins 19. Jahrhundert Schiffe ausschickten, um christliche Sklaven zu erbeuten, sowohl zur See wie an den südeuropäischen Küsten;
– die USA bis zu einem Fünftel ihres Bundeshaushaltes als Tribut an die Barbaresken zahlten, um ihre Handelsschiffe zu schützen, bis Thomas Jefferson die Sache zu bunt (sic!) wurde;
– der Kolonialismus der Europäer seinen Anfang mit der Bekämpfung der Versklavungspiraterie nahm;
– der Westen zwar selbstredend seinen Teil der Schuld trage, aber eben auch nur im Westen eine Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei entstand;
– der Westen mithin verantwortlich dafür ist, dass die heute noch existierenden Formen von Sklaverei als Verbrechen gelten, obwohl sich die linke Öffentlichkeit herzlich wenig für diese vor allem in Südostasien und im Vorderen Orient gehaltenen Sklaven interessiert, weil sie nicht dazu taugen, den Westen anzuklagen;
– die heutigen Afroamerikaner dank der Europäer seit 1865 Nachfahren von freien Menschen sind.

Um die Lage zusammenzufassen: Während diejenigen Völker, die die Sklaverei abgeschafft und die Idee ihrer Unrechtmäßigkeit überhaupt erst hervorgebracht haben, viele Generationen später an die Nachkommen sowohl von schwarzen Sklaven als auch von schwarzen Versklavern Entschädigung zahlen sollen, spielen weder das einstige muslimische Sklaverei-Imperium noch die geschätzten 40 Millionen Menschen, die bis heute unter sklavenähnlichen Bedingungen leben, in der öffentlichen Wahrnehmung eine Rolle.
 

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