Stationen

Freitag, 28. Oktober 2022

Kim de l’Horizon

Das Buch von Kim de l’Horizon habe ich bis auf ein paar Passagen nicht gelesen und werde mich darum dazu nicht äußern.
Aber nachdem ich die Bilder der Preisverleihung gesehen habe, treibt mich die Frage um: Welches Frauenbild hat eigentlich Kim de l‘Horizon und mit ihm offenbar auch andere, wenn nicht die meisten non-binären Männer?
Immerhin retten sie das Wort Frau, das aus dem woken Wortschatz ja weitgehend eliminiert ist. Da man sie aber schlecht als menstruierende oder Personen mit Gebärmutter bezeichnen kann, sie sich aber nur zur Hälfte als Mann und zur anderen als, ja was? dann eben doch als Frau fühlen, muß man dieses Unwort notgedrungen zulassen. Vielen Dank!
Aber wie sieht die Frau im Innern oder in der Sehnsucht non-binärer Männer eigentlich aus? Grell geschminkt, lächerlich gekleidet, einem Zirkusgaul ähnlicher als einer Frau, es ist die Karikatur einer Frau, die Verhöhnung der Weiblichkeit auf offener Bühne, der sogar die Frauen im Publikum verzückt lächelnd applaudieren.
Während Weiße keine Dreadlocks tragen dürfen, sich in Musik, Kleidung, und Speisenzubereitung auf die eigene kulturelle Tradition beschränken sollen, Schwule nur noch von schwulen Schauspielern gespielt werden dürfen und eher ein unbegabter Fettwanst einen Fetten spielen darf als ein Begabter in einem Fettanzug, während also gegen die „kulturelle Aneignung“ an Irrsinn grenzende Kämpfe geführt werden, ist dieser Artenschutz für Frauen offenbar nicht vorgesehen. Nicht nur wurden sie von der queeren Transgemeinschaft verbal gekillt, auch ihr Bild, ihre Würde darf unter öffentlichem Applaus der Lächerlichkeit preisgegeben werden.
Als Thomas Neuwirth, ein bekennend schwuler Mann, als Conchita Wurst 2014 beim Eurovision Song Contest die Bühne betrat, sah das Publikum eine bärtige Frau in einem eleganten roten Kleid, eine Kunstfigur, die zwar irritierte, aber nicht lächerlich war, eigentlich sogar eine Hommage an die Schönheit der Frau.
Kim de l’Horizons Verkleidung ist keine Kunstfigur, das ist er selbst, und ich frage mich, welche Art von Frauen dafür eigentlich als Modell gedient haben.
Es scheint, als reiche die Vorstellungskraft non-binärer und anderer Transaktivisten über die sexuelle Funktion der Frau nicht hinaus, worin ohnehin die Anmaßung dieser Trans-und Queerbewegung liegt, deren Thema ja nicht der Mensch als soziales, nicht einmal biologisches, sondern ausschließlich als sexuelles Wesen ist, als sei unser ganzes Leben nur davon bestimmt, wer mit wem ins Bett geht und wir uns fortan jeden Menschen genau in dieser Lebenslage vorstellen sollen.
Gibt es eigentlich ein vergleichbares Zerrbild des Mannes durch non-binäre Frauen? Oder saugt nur der non-binäre Mann die Frau in sich auf und präsentiert sich als der einzige ganzheitliche Mensch der Zukunft, dem die Wissenschaft nur noch die Gebärfähigkeit erfinden muß?     Monika Maron

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