Derselbe Menschenschlag, der in den 70ern und 80ern ohne jegliche Evidenz blindlings behauptete - ohne jemals die Notwendigkeit zu verspüren, es zu belegen - alles, was nicht feministisch und sozialistisch sei, sei keine anthropologische Konstante, von der es nur lokale Abweichungen aufgrund besonderer Bedingungen gebe, sondern einer willkürlichen Verirrung geschuldet, macht heute mit derselben Unbefangenheit und unerbittlichen Allergie gegen Belege und wissenschaftliche Evidenz jedermann verrückt. Mit dem Unterschied, dass es früher nur Außenseiter - wie z.B. der schreckliche* Günter Amendt, der Anfang der 90er sogar im Nachmittagsprogramm des Fernsehens besorgte Mütter mit seinen auf Rosinen, die er sich aus maßgeschneiderten Statistiken herausgepickt hatte, fußenden Lügen verunsichern durfte - waren, die sich darauf versteiften, dem Rest der Welt ihr Evangelium auf Augen und Ohren drücken zu müssen, während es heute eine ganze Medienkaste ist, die aus "Individuen" (wenn man die Teilglieder eines Schwarms so bezeichnen kann) besteht, die aus freien Stücken den von diesen Außenseitern abgesonderten Seim aufsaugten. Kann eine didaktische Katastrophe innerhalb einer demokratischen Gesellschaft vollständiger sein? Ich will mich rühmen: Dass die Demokratie mit ihrer flachen, unseriösen, faden Rumdiskutiererei fragil ist, habe ich immer geahnt. Wie es der amerikanischen Demokratie gelang, vor allem bevor es das Fernsehen gab, so lange zu überleben, ist eine Frage, die mich seit über 50 Jahren beschäftigt.
* Ganz im Gegenteil erstaunlicherweise zu seinem Zwillingsbruder!
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