Stationen

Montag, 24. Oktober 2022

Wie sehen uns die Anderen?

In einem bezeichnenderweise von der Website "Afrique Asie" nachgereichten "Marianne"-Artikel vom 28.09.2022 liest der französische Anthropologe und Historiker Emmanuel Todd den Westlern die Leviten:
 
Wie sieht uns der 'Rest der Welt'? Die Anthropologie sagt uns, dass er sich zu 75% zu vaterrechtlichen, nichtindividualistischen, wenig feministischen* und meist homophoben Familienwerten bekennt. Unsere ultraindividualistischen, feministischen und LGBT-Werte missfallen ihm. [.....] Die bittere Wahrheit ist, dass der Rest der Welt uns nicht mag. Dazu gedrängt, zwischen dem Westen und den Russen zu wählen, könnte er die Russen wählen.“
 
Lassen wir Eric Werner ("Antipresse", 23.10.2022) das letzte Wort:
„Ist ein geopolitischer Krieg nichts als geopolitisch, ist er bis zu einem gewissen Grad noch beherrschbar. Die Eskalation zum Äußersten steht nicht von vornherein fest. Ist er zusätzlich ideologisch, liegt der Fall ganz anders. Da wird es sehr schwierig, die Eskalation zum Äußersten zu vermeiden.“
 
 
Nur ein Trottel wie Steinmeier kann sich auf BBC-Umfragen berufen, um sich und Deutschland etwas einzureden. Allein die Tatsache, dass Deutschland die besten Bewertungen ausgerechnet aus Italien erhielt, zeigt wie unseriös die BBC-Umfrage sein muss. Besonders, wenn man aus der Zustimmung, "positiven Einfluss in der Welt" betreffend, Beliebtheit ableitet, wie es der weltfremde Megatrottel natürlich punktgenau vorhersehbar auch tut.

 

Derselbe Menschenschlag, der in den 70ern und 80ern ohne jegliche Evidenz blindlings behauptete - ohne jemals die Notwendigkeit zu verspüren, es zu belegen - alles, was nicht feministisch und sozialistisch sei, sei keine anthropologische Konstante, von der es nur lokale Abweichungen aufgrund besonderer Bedingungen gebe, sondern einer willkürlichen Verirrung geschuldet, macht heute mit derselben Unbefangenheit und unerbittlichen Allergie gegen Belege und wissenschaftliche Evidenz jedermann verrückt. Mit dem Unterschied, dass es früher nur Außenseiter - wie z.B. der schreckliche* Günter Amendt, der Anfang der 90er sogar im Nachmittagsprogramm des Fernsehens besorgte Mütter mit seinen auf Rosinen, die er sich aus maßgeschneiderten Statistiken herausgepickt hatte, fußenden Lügen verunsichern durfte - waren, die sich darauf versteiften, dem Rest der Welt ihr Evangelium auf Augen und Ohren drücken zu müssen, während es heute eine ganze Medienkaste ist, die aus "Individuen" (wenn man die Teilglieder eines Schwarms so bezeichnen kann) besteht, die aus freien Stücken den von diesen Außenseitern abgesonderten Seim aufsaugten. Kann eine didaktische Katastrophe innerhalb einer demokratischen Gesellschaft vollständiger sein? Ich will mich rühmen: Dass die Demokratie mit ihrer flachen, unseriösen, faden Rumdiskutiererei fragil ist, habe ich immer geahnt. Wie es der amerikanischen Demokratie gelang, vor allem bevor es das Fernsehen gab, so lange zu überleben, ist eine Frage, die mich seit über 50 Jahren beschäftigt.

* Ganz im Gegenteil erstaunlicherweise zu seinem Zwillingsbruder!

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