Stationen

Mittwoch, 23. März 2016

Faule Ausreden

Nach der ersten Schrecksekunde gehen die belehrenden Zeigefinger gleich wieder in die Höhe: Der Islam-Terror in Brüssel, Paris und anderswo habe nichts mit „dem Islam“ zu tun, böse „Rechte“ würden die Anschläge wieder mal schamlos mißbrauchen, um Stimmung gegen die große Mehrheit der friedlichen Muslime zu machen, und überhaupt: Wehe, es würden jetzt „alle Muslime“ unter „Pauschalverdacht“ gestellt, dann hätten die Attentäter ihr Ziel erreicht und die Islamkritiker ihnen auch noch in die Hände gespielt.
  Freilich fragt niemand, ob die Terroristen nicht vielmehr dann ihr Ziel erreicht haben, wenn die westlichen Staaten systematisch ihre eigenen Bürger unter Pauschalverdacht stellen, nach jedem Anschlag die Schraube der Überwachungsmaßnahmen weiter anziehen, sich immer neue und noch weitergehende Kontrollen und Schikanen ausdenken und öffentliche Räume in unwirtliche Orte der Unfreiheit verwandeln.

Denn dann müßte man zwangsläufig auch die Frage nach den Ursachen stellen und nach den politischen und gesellschaftlichen Fehlentscheidungen, die den Nährboden für den Terror bereitet und die Gefahr erst geschaffen haben.

Die Penetranz, mit der Politiker, Medienleute und allerlei sonstige „Terrorexperten“ noch nach jedem Terrorangriff um das Naheliegendste herumschleichen, hat etwas Pathologisches. Eingemauert in ihre Dogmen und Denkverbote, schaffen es Zeitungsmacher und Zwangsgebührenfernsehen, Seiten und ganze Abende mit Kommentaren, Themenschwerpunkten und Sondersendungen zu füllen, in denen die entscheidenden Fragen nicht ein einziges Mal angesprochen werden.

Wenn Terroristen sich bei ihrem blutigen Handwerk explizit auf den Islam berufen, mit „Allahu-Akbar“-Geschrei morden und Bekennerschreiben im Namen ihres Propheten verfassen, dann hat das zwingend etwas mit dem Islam zu tun.

Jedenfalls ist bislang noch kein Fall bekanntgeworden, in dem sich vietnamesische oder chinesische Einwanderer im Namen von Konfuzius oder Buddha in die Luft gesprengt hätten.
Die Frage ist daher nicht, ob die Terroristen eine abstrakte, hehre Idee des Islam an sich falsch verstanden und ausgelegt haben, sondern warum gerade Gläubige dieser Religion so anfällig für derart zerstörerische Interpretationen derselben sind.

Der Verweis auf die Perspektivlosigkeit in Problemvierteln, in denen die Attentäter lebten, ist eine faule Ausrede: Arme, Ausgegrenzte und Sozialhilfeempfänger anderer Ethnien und Religionen werden schließlich auch nicht zu Terroristen. Die Islam-Apologeten, die allzeit flink zwischen dem „wahren“ Islam und den irgendwie gar nicht dazugehörenden Terroristen unterscheiden, müssen sich also fragen lassen, warum sich diese Lesart dann unter ihren Gläubigen nicht allgemein durchgesetzt hat.

Gern zieht man zur Relativierung auch fremdenfeindliche Brandstifter oder den unvermeidlichen norwegischen „Rechtsterroristen“ Breivik heran – dann übrigens nicht, ohne Pauschalverdächtigungen gegen Einwanderungs- und Islamkritiker, die ohne Umstände als „geistige Brandstifter“ mit haftbar gemacht werden, entrüstet zurückzuweisen.

Anders als Breivik müssen sich Islam-Terroristen ihre verquaste Ideologie dabei gar nicht mühselig selbst zusammenbasteln. Ihre Handlungsanweisungen können sie eins zu eins aus dem Koran entnehmen, bemerkte kürzlich der islamkritische Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad: „Der Islamische Staat ist das legitime Kind von Mohammed“, dem Vorbild von Millionen Muslimen und eben auch von Terroristen.

„Aber die große Mehrheit der Muslime hierzulande verhält sich doch friedlich und rechtstreu“ – noch so ein Gemeinplatz, der nicht fehlen darf. Ja, und? Das ist in unseren Breiten, noch jedenfalls, eine Selbstverständlichkeit, die nicht eigens hervorgehoben werden muß. Das Problem ist der nicht ganz kleine Prozentsatz, der sich eben nicht so verhält.
Und das vielleicht sogar noch größere Problem ist der erschreckend hohe Anteil jener muslimischen Einwanderer, die bei blutiger Gewalt gegen Ungläubige und den verdorbenen Westen klammheimliche Freude empfinden, die untereinander oder in sozialen Netzwerken Beifall klatschen und die Attentäter hochleben lassen und sogar in Umfragen für amtliche Studien offen bekunden, daß sie Gewaltanwendung für religiöse Ziele eigentlich ganz gut finden.

Das sind die Milieus, in denen „hausgemachte“ Attentäter heranwachsen und sich zusammen mit den importierten wie die Fische im Wasser bewegen können.

Sie, und nicht „die Rechte“, sind ihre besten Verbündeten.
In Frankreich und Belgien bestehen diese Parallelgesellschaften, in denen sich Islam-Terroristen munter und – dank Schengen – auch grenzüberschreitend tummeln und bei Bedarf untertauchen, schon etwas länger. In Deutschland gibt es diese arabisch-islamischen Parallelgesellschaften ebenfalls, und seit dem vergangenen Sommer explodiert der Zulauf.

Während der Bundesinnenminister mit sonorer Stimme Ruhe zur ersten Bürgerpflicht erklärt und darauf verweist, man kenne die „Gefährder“ ja und habe sie im Auge, kann er in Wirklichkeit gar nicht wissen, wer von den hunderttausenden Asyl-Immigranten, die seine Beamten in den letzten Monaten ohne echte Identitätsprüfung über die Grenze lassen und nicht selten unregistriert abtauchen lassen mußten, seither noch dazugekommen ist.

„Wir sind im Krieg“, erklärt der französische Regierungschef zum zweiten Mal binnen weniger Monate. „Wir sind im Krieg“, heißt es auch in belgischen Gazetten. Bundeskanzlerin und Bundesinnenminister sprechen von einem Angriff auf Europa und seine Werte, Bundesminister versichern, man stehe „fest an der Seite Belgiens“.
Wer im Krieg ist und angegriffen wird, der läßt seine Staatsgrenze nicht offenstehen. Der macht es dem, der den Krieg erklärt hat, nicht so leicht, seine Truppen zu rekrutieren und zu verschieben und potentielle „fünfte Kolonnen“ einzuschleusen. Thomas de Maizière hat darauf keine Antwort. Es hat ihn auch niemand danach gefragt. Michael Paulwitz


Wo bereits schwarze Fahnen wehen

Wo das Naheliegende noch ausgesprochen wird 

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