Stationen

Donnerstag, 24. März 2016

ZEIT

Unter der illusionslosen Überschrift „Keine Fragen, keine Interessen, keine Antworten“ beschreibt ein Schriftsteller in der ZEIT, wie er ein Semester lang vergeblich versucht hat, mit Studenten der Gesamthochschule Essen ins Gespräch zu kommen. Es ist das Protokoll einer „Bildungsnot“.

Und eine Fortsetzung: Bereits ein paar Ausgaben zuvor hatte ein Professor der Literaturwissenschaft an gleicher Stelle geklagt: „Sie schreiben falsches Deutsch, sie lesen keine Bücher: Studenten verlernen das Denken“. Unseren hochengagierten Schriftsteller nun ödet bereits der Weg zur Uni an, all diese in den verödeten Kaufschluchten herumhängenden Jugendlichen, die trübselige Architektur.
In seinem Seminar finden sich anfangs fünfzig Hörer ein, am Semesterende fünf oder sechs, die Veranstaltung lief nämlich außerhalb des Zertifkatbetriebs. Aber auch die verbleibenden „Germanistinnen und Germanisten“ hatten keinen Redebedarf; „alles, worüber ich sprach, schien unbekannt zu sein“, „freischweifendes Kombinieren und Assoziieren“: erst recht Fehlanzeige. Selbst der „übliche Linksüberholer“ verstummt bald träge.

Das, so die Folgerung des Schriftstellers, sei das Resultat eines „Schulsystems, in dem allein das Auswerten von Ergebnissen, aufgespalten in Bits und Terms, die strömungsgünstig und funktionstüchtig unserer Leitplankenkultur zum Gedeihen“ verhülfen.
Wie wahr, eine notwendige Klage! Und das – in der ZEIT?

Ja, in der Ausgabe vom 4. April 1980. Ein Leser hat uns gerade ein mächtiges Konvolut an alten, sorgsam sortierten Zeitungsartikeln überlassen. Merke: Manche Zustände dauern schon länger an. Manche Medien haben sich ihnen angepaßt: strömungsgünstig und funktionstüchtig. EK am 24. 3. 2016

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