Unter der illusionslosen Überschrift „Keine Fragen,
keine Interessen, keine Antworten“ beschreibt ein Schriftsteller in der
ZEIT, wie er ein Semester lang vergeblich versucht hat, mit Studenten
der Gesamthochschule Essen ins Gespräch zu kommen. Es ist das Protokoll
einer „Bildungsnot“.
Und eine Fortsetzung: Bereits ein paar Ausgaben zuvor hatte ein
Professor der Literaturwissenschaft an gleicher Stelle geklagt: „Sie
schreiben falsches Deutsch, sie lesen keine Bücher: Studenten verlernen
das Denken“. Unseren hochengagierten Schriftsteller nun ödet bereits der
Weg zur Uni an, all diese in den verödeten Kaufschluchten herumhängenden
Jugendlichen, die trübselige Architektur.
In seinem Seminar finden sich anfangs fünfzig Hörer ein, am
Semesterende fünf oder sechs, die Veranstaltung lief nämlich außerhalb
des Zertifkatbetriebs. Aber auch die verbleibenden „Germanistinnen und
Germanisten“ hatten keinen Redebedarf; „alles, worüber ich sprach,
schien unbekannt zu sein“, „freischweifendes Kombinieren und
Assoziieren“: erst recht Fehlanzeige. Selbst der „übliche
Linksüberholer“ verstummt bald träge.
Das, so die Folgerung des Schriftstellers, sei das Resultat eines
„Schulsystems, in dem allein das Auswerten von Ergebnissen, aufgespalten
in Bits und Terms, die strömungsgünstig und funktionstüchtig unserer
Leitplankenkultur zum Gedeihen“ verhülfen.
Wie wahr, eine notwendige Klage! Und das – in der ZEIT?
Ja, in der Ausgabe vom 4. April 1980. Ein Leser hat uns gerade ein mächtiges
Konvolut an alten, sorgsam sortierten Zeitungsartikeln überlassen.
Merke: Manche Zustände dauern schon länger an. Manche Medien haben sich
ihnen angepaßt: strömungsgünstig und funktionstüchtig. EK am 24. 3. 2016
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