Stationen

Donnerstag, 17. März 2016

Gedankenexperiment zum freien Fall

Mitternächtlicher 16. März 2016

Die offenkundige Selbst-Idiotisierung vieler Analysten bei der Bewertung der jüngsten Landtagswahlergebnisse ist in den vergangenen Tagen hinreichend belächelt und ironisiert worden, unter anderem von Jan Fleischhauer. Nie in der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte sind die Bürger nach einer Wahl versuchshalber für dümmer verkauft worden als diesmal. Leser *** schrieb mir am Dienstag:

"Die Vertreter von Sozialdemokraten, Grünen und Christdemokraten waren sich in messerscharfer und talk-übergreifender Analyse einig, daß die Leute eigentlich ja zu achtzig Prozent Frau Merkel wählten, nämlich einfach indem eben diese Leute nicht für die AfD votiert hatten, sondern für IRGENDEINE der anderen Parteien. Nun sollte man den verdienstvollen Entdeckern und Akteuren dieses neuen, aber historisch gewiss bedeutsamen Phänomens der informellen Wählerstimmen-Akkumulation auch einen Namen geben. Nahe lägen etwa 'Riege der ehrbaren, hochanständigen Alternativlosen (REHA)' oder 'Gemeinschaft zur sozialen, christlichen Koordination schönster Eintracht (GeSoCKSE)', oder auch 'Neue Sozial-Grüne Allianz der Profichristen (NSGAP)'. Besser noch wäre aber ein bereits etablierter Begriff, weshalb ich die guten, alten 'Blockparteien' zur Wiederbelebung vorschlage (BLOCK: Bündnis der linksliberalen, ökologischen und christlichen Kardinaltugendlichen)."

Es ist ein durchaus bemerkenswerter Ulk, dass Vertreter der etablierten Parteien diese neuerdings als einen Block begreifen, der sich gemeinsam der Wahl stellt. Ähnlich bemerkenswert scheint mir, dass Landtagswahlen zu Volksabstimmungen über Frau Merkel und ihre Einwanderungspolitik umetikettiert wurden, obwohl weder die eine noch das andere überhaupt zur Wahl standen; wäre dem so gewesen, die Ergebnisse läsen sich erheblich anders.-

Wenn diese Art der summarischen Bewertung sich durchsetzt, wird man bei jeder Stimmabgabe beachtliche Mehrheiten feststellen, die dem konkreten Ergebnis eine völlig andere Tendenz geben. So könnte es fürderhin heißen: Beinahe 90 Prozent der Baden-Württemberger und Sachsen-Anhaltiner stimmten gegen die Sozialdemokratie. Oder: Über zwei Drittel der Wähler im Ländle wollen keine grüne Regierung. Oder (stimmt fast immer): Mehrheit lehnt die Regierung ab. Oder aber, fairerweise: Mehr als die Hälfte der Deutschen votierte gegen Hitler.   Nochmal MK am 16. 3.

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