Die Große Sozialistische Oktoberrevolution in Rußland war der „bis
dahin gewaltigste Vorstoß der ‘Ewigen Linken’ (…), das heißt einer
Empfindungs- und Denktendenz, die an den vorhandenen gesellschaftlichen
Verhältnissen Anstoß nimmt, weil sie sie für ‘ungerecht’ hält“ (Ernst
Nolte).
Für ungerecht gehalten wurde die ungleichmäßige Verteilung von Gütern
und Lebensmöglichkeiten, die gegen den Gedanken der Brüderlichkeit
aller Menschen verstieß. Diese Empfindung ist beispielhaft festgehalten
in dem Vers des Priesters John Ball, der im 14. Jahrhundert in England
predigte und als Rebell hingerichtet wurde: „Als Adam grub und Eva
spann, wer war da der Edelmann?“
Realität mußte zurechtgestutzt werden
In Rußland gab es 1917 riesige soziale Unterschiede und eine
furchtbare Massenarmut, die sämtliche Mißstände in Westeuropa übertraf.
Das erklärt die Wut der Massen, die sich in Grausamkeiten gegen den Adel
und das Bürgertum entlud. Neben dem spontanen gab es den planvollen
Terror. Die Revolutionsführer ließen keinen Zweifel daran, daß sie es
wörtlich meinten, wenn sie von der Vernichtung der parasitären
Ausbeuterklassen und anderer sogenannter Volksfeinde sprachen. Das
historische Recht dazu entnahmen sie dem Marxismus-Lenismus, der die
uralte Utopie von einer gerechten Welt in eine angeblich
wissenschaftliche Weltanschauung übersetzte.
Doch bald zeigte sich, daß die soziale, ökonomische, kulturelle
Wirklichkeit einer Gesellschaft nicht in der Theorie vom Klassenkampf
aufging. Also mußte die Realität zurechtgestutzt werden, um der
Weltanschauung zu entsprechen. Das Mittel dazu war der stalinistische
Massenterror, von dem viele Linke im Westen lange Zeit nichts wissen
wollten oder den sie sogar rechtfertigten.
Orientierungslose Linke ist Claqueur der globalisierten Wirtschaft
Der Zerfall des sowjetischen Imperiums seit 1989 markierte das Ende
des linken Traums, die Utopie von der gerechten Welt in einer
sozialistischen Gesellschaft zu verwirklichen. Die orientierungslose
Linke ist seither zum Claqueur der globalisierten Wirtschaft und
Finanzindustrie herabgesunken.
Deren Wunsch nach freier Verfügbarkeit über die Ressourcen, nach
ungehindertem Warenfluß und grenzenlos kompatiblen Arbeitsnomaden und
Konsumenten liefert sie ideologischen Flankenschutz, indem sie namens
der globalen Gerechtigkeit offene Grenzen für alle fordert und diese, wo
sie kann, auch durchsetzt.
Die Folgen sind die Zerstörung von Heimat und die sukzessive
Ausbreitung der Barbarei. Diese strukturelle Gewalt von links wirkt
schlimmer und nachhaltiger als der punktuelle Terror, der von
linksideologisch aufmunitionierten Schlägertrupps gegen jene Minderheit
verübt wird, die Widerstand leistet. Hundert Jahre nach der
Oktoberrevolution ist die „Ewige Linke“ nur noch ein bösartiges und
destruktives Phänomen. Thorsten Hinz
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