GIESSEN. Die Freie Theologische Hochschule (FTH) in Gießen hat
deutschlandweit die erste Professur für die Erforschung von
Christenverfolgung eingerichtet. Künftig hat der Religions- und
Missionswissenschaftler Christof Sauer die „Stiftungsprofessur für
Religionsfreiheit und die Erforschung der Christenverfolgung“ inne.
Laut Rektor Stephan Holthaus fände nun auch in der Wissenschaft
Beachtung, „daß weltweit über 100 Millionen Christen Diskriminierung und
Verfolgung erleiden müssen“. An der evangelikalen Hochschule studieren
derzeit rund 140 junge Christen. Sauer ist Mitbegründer des
Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten
Evangelischen Allianz, das religiöse Verfolgung erforscht und
dokumentiert.
„Die weltweite Situation ist komplex und in jedem Land anders. Da
braucht es klare Kriterien, um Vergleichbarkeit herzustellen. Das ist
etwa der einschlägigen fraktionsübergreifenden Parlamentariergruppe im
EU-Parlament für ihren jährlichen Religionsfreiheitsbericht wichtig“,
sagte Sauer der evangelischen Nachrichtenagentur idea.
Mehr Sorgfalt mahnte der Theologe bei Statistiken an. Die Angaben,
wie viele Christen jährlich wegen ihres Glaubens weltweit ermordet
würden, reichten von 2.000 bis 90.000. Man müsse genau klären, wann es
sich bei einem Todesfall um einen christlichen Märtyrer handle. „Falsche
und übertriebene Zahlen schaden unserem Anliegen.“
Zudem will Sauer durch seine Tätigkeit dem Thema mehr Öffentlichkeit
verschaffen. Er sei dankbar, daß sich überregionale Medien und auch
manche Politiker in Deutschland damit befaßten. Die Problematik sei aber
weiterhin unterrepräsentiert: „Wie dramatisch das Ausmaß der
Christenverfolgung ist, wird nicht genügend belichtet.“ JF
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