"Sieh da! Sieh da, Relotius,
Die Kraniche des Ibykus!" –
PS: "Sieh da! Sieh da, Timoteus,
Die Enten des Relotius!"
(Leser ***)
Die Kraniche des Ibykus!" –
PS: "Sieh da! Sieh da, Timoteus,
Die Enten des Relotius!"
(Leser ***)
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Apropos: Der allzeit lesenswerte Wolfgang Röhl erklärt auf so luzide wie deftige Weise, warum die Affäre um den Verbreiter erwünschter Märchen bzw. Lügen folgenlos bleiben wird: "Kurz bevor der Skandal durch eine amerikanische Internetseite ins Rollen gebracht zu werden drohte, schaltete Klusmann (Spiegel-Chefredakteur – M.K.) in den Modus Vorneverteidigung. Gab vor, man sei dem hauseigenen Fälscher sozusagen hauseigen auf die Schliche gekommen. Dies ungeachtet der Tatsache, dass es ein misstrauischer Kollege war, der Relotius entlarvt hatte. Und zwar gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten, die zu Relotius hielten und den Fotografen wegen seines Verdachts monatelang gemobbt und implizit mit Kündigung bedroht hatten.
Der Dreistigkeit, die erzwungene Enttarnung eines jahrelang vom Spiegel hofierten Gauners so zu verkaufen, als zeige sich gerade darin die Größe und Ehrenhaftigkeit des Hamburger Magazins, dieser abgekochten Rotzfrechheit gebührt allerhöchste Anerkennung. Die Nummer sollte rhetorischer Baustein künftiger Seminare über die Kunst der Krisenkommunikation werden."
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Wenn die Welt draußen vorm Balkonfenster so weiß aussieht wie dieser Park um die Ecke:
dann war früher Winter. Heute ist Klimakatastrophe. Die Bewertung der Auswirkungen muss sich freilich erst noch einpendeln. "Schon jetzt gibt es messbar weniger Schnee. Werden unsere Winter grün? Und was bedeutet das für die Skigebiete?", fragte vor zehn Tagen der Bayrische Rundfunk (BR). Merke: Egal ob viel Schnee oder keiner, Schuld trägt der Mensch, also praktisch Sie, und wer Zweifel anmeldet, denkt im günstigsten Falle unterkomplex, ansonsten schlicht bösartig. Ich war im sogenannten Extremwinter 1978/79 in einem mecklenburgischen Kaff eingeschneit (die Armee suchte damals mit Stangen nach komplett vom Schnee zugedeckten Eisenbahnzügen), in meine Amtszeit bei Focus fiel die Lawinenkatastrophe von Galtür, und im sogenannten Jahrhundertsommer 2003 war sogar Lance Armstrong dehydriert, aber damals wussten wir noch nicht, dass die Natur zurückschlägt. Heute kann keiner mehr sagen, Claudia Kipping-Eckardt hätte ihn nicht gewarnt. Aber einige wollen ja nicht hören...
***
"Woher kommt es, dass ein Hinkender uns nicht erzürnt und ein hinkender Geist uns erzürnt? Das kommt, weil ein Hinkender erkennt, dass wir gerade gehen, und ein hinkender Geist sagt, wir seien die Hinkenden", notierte Pascal (dem die Affirmative Action noch nicht geläufig sein konnte).
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Und nochmals Pascal: Das "ganze Unglück der Menschen", so schrieb er bekanntlich, rühre daher, "dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können". "Doch da ich es genauer bedachte und nachdem ich den Grund für all unser Unglück gefunden hatte, wollte ich dessen Ursache(n) entdecken, und ich habe gefunden, dass es eine ganz sichere gibt, die im natürlichen Unglück unserer schwachen und sterblichen Beschaffenheit besteht, die so elend ist, dass uns nichts trösten kann, wenn wir sie recht bedenken."
Also, schließt Pascal, bestehe das wirkliche Glück – er sagt wörtlich "das einzige Gut" – der Menschen darin, "dass sie von den Gedanken an ihre Lage abgelenkt werden". Der Franzose stellt sich praktisch gegen die gesamte Zunft der Philosophen, indem er nicht Sammlung, Kontemplation und ein maßvolles Leben preist, sondern die Zerstreuung, weil ausschließlich Zerstreuungen – nicht Ruhm und Besitz, nicht Königtum, ja nicht einmal die Wonnen der Transzendenz – den Menschen sein Elend komplett vergessen lassen, wenn auch nur für kurze Zeit. Stimmt, notierte ich mir an den Rand des Buches, niemand denkt während eines großen Fußballspiels an den Tod. Außerhalb von Kriegs- und Krisenzeiten vermag nichts die Zeitspanne von anderthalb Stunden vollständiger und fesselnder zu füllen, nicht einmal ein Alpenpass oder eine erotische Feier. Vor die Wahl gestellt zwischen entweder Bayern gegen Dortmund oder, sagen wir: Megan Fox, wäre meine Entscheidung klar. (Und das hat nichts mit meinem relativen Angegammeltsein zu tun; vor vielen Jahren, damals befand ich mich noch in jenem Alter, wo sich im Grunde alles um die Balz dreht, saß ich in Erwartung eines wichtigen Fußballspiels, das gleich angepfiffen werden würde, mit zwei Freunden in meiner Schwabinger Wohnung vor dem Fernseher, als es klingelte. Nicht aufmachen, lautet der spontane Entschluss. – "Und wenn es eine Frau ist?" – "Dann erst recht nicht." – "Und wenn Pamela Anderson vor der Tür stünde?" – "Dann würde ich ihr sagen: Sind Sie wahnsinnig, jetzt hier zu klingeln?!")
Nun lese ich in Michel Houellebecqs soeben erschienenem Roman "Serotonin" den Satz: "Das Verlangen nach einem Sozialleben lässt mit zunehmender Reife nach, irgendwann sagt man sich, dass man sich ausreichend mit der Sache beschäftigt hat, und außerdem hatte ich in meinem Zimmer einen SFR-Decoder installiert, ich hatte Zugang zu mehreren Sportkanälen und verfolgte die französischen, deutschen, spanischen und italienischen Fußballmeisterschaften, das waren einige Stunden erklecklicher Unterhaltung, hätte Blaise Pascal einen SFR-Decoder gehabt, dann hätte er vielleicht ein anderes Liedchen angestimmt." Nein, im Gegenteil, es hätte ihn beim Absingen seines Liedchens bestärkt, aber ansonsten d'accord, Monsieur H. (Die Pascal-Zitate entnahm ich einer vorzüglichen Kompilation der – im weitesten Sinne – politischen Aussagen des Denkers, die unter dem Titel "Politica" bei Karolinger erschienen ist und deren Lektüre ich sehr empfehlen kann.) MK am 12. Jänner
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"Woher kommt es, dass ein Hinkender uns nicht erzürnt und ein hinkender Geist uns erzürnt? Das kommt, weil ein Hinkender erkennt, dass wir gerade gehen, und ein hinkender Geist sagt, wir seien die Hinkenden", notierte Pascal (dem die Affirmative Action noch nicht geläufig sein konnte).
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Und nochmals Pascal: Das "ganze Unglück der Menschen", so schrieb er bekanntlich, rühre daher, "dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können". "Doch da ich es genauer bedachte und nachdem ich den Grund für all unser Unglück gefunden hatte, wollte ich dessen Ursache(n) entdecken, und ich habe gefunden, dass es eine ganz sichere gibt, die im natürlichen Unglück unserer schwachen und sterblichen Beschaffenheit besteht, die so elend ist, dass uns nichts trösten kann, wenn wir sie recht bedenken."
Also, schließt Pascal, bestehe das wirkliche Glück – er sagt wörtlich "das einzige Gut" – der Menschen darin, "dass sie von den Gedanken an ihre Lage abgelenkt werden". Der Franzose stellt sich praktisch gegen die gesamte Zunft der Philosophen, indem er nicht Sammlung, Kontemplation und ein maßvolles Leben preist, sondern die Zerstreuung, weil ausschließlich Zerstreuungen – nicht Ruhm und Besitz, nicht Königtum, ja nicht einmal die Wonnen der Transzendenz – den Menschen sein Elend komplett vergessen lassen, wenn auch nur für kurze Zeit. Stimmt, notierte ich mir an den Rand des Buches, niemand denkt während eines großen Fußballspiels an den Tod. Außerhalb von Kriegs- und Krisenzeiten vermag nichts die Zeitspanne von anderthalb Stunden vollständiger und fesselnder zu füllen, nicht einmal ein Alpenpass oder eine erotische Feier. Vor die Wahl gestellt zwischen entweder Bayern gegen Dortmund oder, sagen wir: Megan Fox, wäre meine Entscheidung klar. (Und das hat nichts mit meinem relativen Angegammeltsein zu tun; vor vielen Jahren, damals befand ich mich noch in jenem Alter, wo sich im Grunde alles um die Balz dreht, saß ich in Erwartung eines wichtigen Fußballspiels, das gleich angepfiffen werden würde, mit zwei Freunden in meiner Schwabinger Wohnung vor dem Fernseher, als es klingelte. Nicht aufmachen, lautet der spontane Entschluss. – "Und wenn es eine Frau ist?" – "Dann erst recht nicht." – "Und wenn Pamela Anderson vor der Tür stünde?" – "Dann würde ich ihr sagen: Sind Sie wahnsinnig, jetzt hier zu klingeln?!")
Nun lese ich in Michel Houellebecqs soeben erschienenem Roman "Serotonin" den Satz: "Das Verlangen nach einem Sozialleben lässt mit zunehmender Reife nach, irgendwann sagt man sich, dass man sich ausreichend mit der Sache beschäftigt hat, und außerdem hatte ich in meinem Zimmer einen SFR-Decoder installiert, ich hatte Zugang zu mehreren Sportkanälen und verfolgte die französischen, deutschen, spanischen und italienischen Fußballmeisterschaften, das waren einige Stunden erklecklicher Unterhaltung, hätte Blaise Pascal einen SFR-Decoder gehabt, dann hätte er vielleicht ein anderes Liedchen angestimmt." Nein, im Gegenteil, es hätte ihn beim Absingen seines Liedchens bestärkt, aber ansonsten d'accord, Monsieur H. (Die Pascal-Zitate entnahm ich einer vorzüglichen Kompilation der – im weitesten Sinne – politischen Aussagen des Denkers, die unter dem Titel "Politica" bei Karolinger erschienen ist und deren Lektüre ich sehr empfehlen kann.) MK am 12. Jänner
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