Im Zeit-Interview äußert sich die Gießener Kriminologie-Professorin Britta
Bannenberg zu der Amokfahrt von Bottrop. Nachdem sich herausgestellt
hat, dass der Täter wegen einer Schizophrenie in Behandlung war,
versucht das Hamburger Humanistenblatt, vom Terroranschlag eines
Rechtsextremen zu retten, was zu retten ist. Freilich perlt das
Insistieren der Interviewerin an nahezu jeder Antwort der Kriminologin
ab, die – für meine Begriffe allzusehr – ihrerseits auf psychische
Störungen solcher Täter insistiert. Nun gut, es ist ihr Job, ihre Klientel, und für die tut man was. Die Journalistin hat aber auch ihre Klientel, den Zeit-Leser,
der meistens Pädagoge, Sozialwissenschaftler oder dergleichen und
"linksliberal" ist, und folglich versucht sie, die passende, in im Tenor
längst festehende Schlagzeile aus ihrer Gesprächspartnerin zu locken:
"Ist
es denkbar, dass der mutmaßliche Täter von Bottrop und Essen ähnliche
irrationale Ängste vor Ausländern entwickelt hatte und sich in seiner
Wahnvorstellung wehren musste?
Bannenberg: Wenn der Täter tatsächlich schizophren ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass sein Wahn ihn zur Tat getrieben hat."
Mist,
das ging schief. (Wir lassen hier den von der Fragerin ausgeblendeten
Unterschied zwischen irrationalen und rationalen Ängsten von
"Ausländern" ebenfalls ausgeblendet.) Nächster Versuch:
"Wie viele solcher Taten entfallen denn auf psychisch Erkrankte?
Bannenberg: Was Amoktaten angeht, sind psychische Erkrankungen eine relevante Ursache.
Und was ist mit dem Rest?
Bannenberg: Die restlichen Täter wiesen in den meisten Fällen eine Persönlichkeitsstörung auf.
Und wie hoch ist der Anteil derer, die keine Diagnose haben und so eine Tat begehen?
Bannenberg: In der Regel ist kein Amoktäter psychisch gesund."
Spätestens hier hat die Maid begriffen, dass sie es auf dem Weg über Fakten nicht mal bis ins Tie break schafft. Also feuert sie die jedes Experten-Teflon durchbrechende Frage ab:
"Liefert die Stimmung in der Gesellschaft Inhalte für die Wahnvorstellung solcher Menschen?
Bannenberg:
"Das tut sie immer. Generell sind Mehrfachtötungen, auch versuchte,
sehr seltene Taten. Diese Täter nehmen gesellschaftliche Einflüsse, aber
auch ihre ganz persönliche Wahrnehmung als Futter für ihre
Hassfantasien."
Bingo. Damit ist die Überschrift im Sack. Sie
lautet: "Die Gesellschaft liefert Futter für Hassphantasien". Das ist
zwar allenfalls die Hälfte der erteilten Antwort, außerdem eine für den
gesamten Gesprächsverlauf eher abseitige Auskunft und eine Binse
sowieso, die immer und überall gilt – Robinsons Insel natürlich
ausgenommen –, aber auf diese Weise hat die Zeit-Schreiberin
endlich die rechten Hetzer in ihrer Story. Und dass die Gesellschaft am
Ende immer an allem die Schuld trägt, ist ohnehin ein linkes Mantra,
denn unsere Linken leben ja davon, die Unvollkommenheiten der
Gesellschaft anzuprangern und dann ihre Therapien anzubieten, die zwar
nie funktionieren, aber trotzdem ein Perpetuum mobile am Laufen halten, das angeblich auch nicht funktioniert, in diesem Falle aber verblüffenderweise doch. MK am 8. 1.
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