Auf die Feiertage zurückblickend, muss man wohl allmählich ein neues "Narrativ" der Weihnachtsgeschichte konstatieren.
Vom aktuellen Papst über diverse Schüler- und Laienspieltruppen wie auch das Auswärtige Amt und Redaktionen bis hinauf in die Gebetsstuben des Süddeutschen Beobachters
wird der neuen Lesart gepflogen, welche da lautet: Josef und Maria
waren Flüchtlinge. Sagte Ratzingers momentaner Stellvertreter auf Erden
bereits wiederholt, und einen Tag vor Heilig Abend zog Heribert der Bärtige nach mit der beherzten Behauptung:
"Die Krippe stünde heute in einem Ankerzentrum in Bayern oder in einem
Flüchtlingsheim in Niedersachsen", denn bei Heribert dem Mitfühlenden
daheim ist ja schon alles voll. Aber – hätte, hätte, Dönerkette – stimmt
das denn? Wenn die Krippe heute woanders stünde, wo säugte dann heute die Wölfin Romulus und Remus? Wo würden heute die Männer der Banū Quraiza enthauptet? Wo anstelle von Austerlitz schlüge Napoleon heute Russen und Österreicher? Wo vereinigten sich Rote und Dunkelrote heute zur SED? So viele Fragen...
Außerdem: Die Kinder, die in den Krippen der Ankerzentren liegen, heißen heute
ja nicht Josef und Maria, sondern Mehmed und Fatima (oder Zainab, Uum
Kultum* und Ruqaya; niemand soll sagen, der Verfasser der Acta
hätte die Töchter des Propheten nicht am Schnürchen), und all diese
Kleinen hören quasi vom ersten Tag an aus quasi allerhöchstem Munde den
Satz: "Wir haben keinen Sohn gezeugt", also auch keinen Īsā ibn Maryam,
weder um das Jahr Null und erst recht nicht um das Jahr 2018. Auf das
theologische Glatteis, welches den See Genezareth überzöge, wenn wir uns
der Erwägung überließen, ob es für die Geburt Jesu noch vor der Parusie
ein Update geben könne, wollen wir uns hier nicht begeben. Bleibt
immerhin die Frage: Waren Josef und Maria tatsächlich Flüchtlinge?
Die
Weihnachtsgeschichte weiß nichts davon. "Es geschah aber, in jenen
Tagen ging ein Gebot aus vom Kaiser Augustus, das ganze Reich
aufzunehmen. Diese Aufnahme geschah als erste zur Zeit, da Kyrenius
Statthalter von Syrien war. Und es zog alles aus, sich aufnehmen zu
lassen, jeder in seinen Heimatort. Es ging aber auch Joseph hinauf von
Galiläa aus der Stadt Nazaret nach Judäa in die Stadt Davids, die
Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, sich
aufnehmen zu lassen mit Mariam seiner Verlobten, welche schwanger war.
Es geschah aber, da sie dort waren, daß die Tage voll wurden für sie zum
Gebären, und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, und wickelte ihn in
Windeln und legte ihn in eine Krippe, da sie in der Herberge keinen
Platz fanden." (Lukas 2, 1-7)
Man kann Jesu Geburtsmär zumindest
eines entnehmen: Ein braves Paar lässt sich bei einer Volkszählung
registrieren, auch wenn das mit Unannehmlichkeiten verbunden ist;
keinesfalls wirft es seine Papiere weg. Notfalls kampiert es im Stall,
wenn die Hotels, Heime und Ankerzentren überfüllt sind. Nicht im Traum
kommt dieses Paar auf die Idee, sich mit Falschangaben einen Schlafplatz
zu ergaunern. Soweit zur Weihnachtsgeschichte.
Aber war da nicht doch eine Flucht der holy family,
nämlich nach Ägypten, von welcher viele Ölschinken in den auch von
Heribert dem Kundigen frequentierten Galerien oder Museen künden?
Nachdem die Weisen aus dem Morgenland abgereist waren, erschien Josef
ein Engel des Herrn im Traum und befahl ihm, mit Maria und Jesus nach
Ägypten zu fliehen, da Herodes, ein Pegida-Vorläufer, das Kind töten
wolle. Dort solle er weitere Weisungen abwarten. Nach dem Tod des
Herodes erschien der Engel wieder und befahl Josef, zurückzukehren
(Matthäus 2,13-20).
Von einer schlechten Behandlung in Ägypten
steht dort nichts. Sollte Heribert der Bibelgeschulte womöglich auf
Asylheime in Ägypten anspielen? Nein, nein, als Befürworter des "Global
Compact for Migration" and population exchange (Resettlement)
weiß er genau, dass der Menschenstrom nur eine Fließrichtung kennt;
außerdem kommen bei seiner Vorweihnachtsmeditation die Heiligen drei
Könige heute mit einem Rettungsboot übers Mittelmeer, um
Flüchtlinge (korrekt: Geflüchtete) aufzunehmen. Und unser süddeutscher
Laienprediger weiß doch, dass es heute hinreichend viele
sentimentale Wohlmeinende gibt, die sich auch einreden lassen, der
Heiland sei ein Flüchtlingskind gewesen, das heute täglich in deutschen Ankerzentren wiedergeboren werde, oft sogar unter dem Namen des Siegels der Propheten.
Sela, Psalmenende. MK am 28. 12. 2018
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.