Stationen

Montag, 17. Juli 2023

Die beste Zeit

 Ich hatte das Glück, nicht nur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu leben, sondern in Europa und als Weißer. Und glücklicherweise als einer der Allerletzten, dem es gelang, eine ungewöhnlich gute Allgemeinbildung zu erlangen. Meine Klasse war sage und schreibe die allerletzte der gesamten Bundesrepublik, die noch nicht der auf Spezialisierung gestriegelten Oberstufenreform zum Opfer gefallen war. Ein gewisser Grundstock von Studium generale wurde mir also noch zuteil, wenn auch von überwiegend unfähigen Lehrern, die während der letzten Schuljahre in mir den Wunsch weckten und mich den Entschluss fassen ließen, mich nach dem Abitur auf eigene Faust mit selbstausgesuchter Literatur zu bilden und mir nachträglich ein korrekteres Bild von dem zu machen, was man uns an der Schule versuchte einzutrichtern, wobei eine ständige Indoktrinationsabsicht mich immer mehr verstimmt hatte. Zwei, drei Jahre hatte ich eingeplant für dieses Nachholprogramm. Dass ich dafür am Ende 30 Jahre brauchen würde, hatte ich nicht erwartet.

Die Versäumnisse, die mir die Schule verleidet hatten, gab es nicht nur an meiner Schule; an ihr waren sie nur besonders eklatant. Eine der Folgen der weltanschaulichen Unterbelichtung, der man im bundesrepublikanischen Alltag lange ausgesetzt war (weshalb ich mich in Italien wohler fühlte), ist, dass es heute glücklicherweise die Identitäre Bewegung und die AfD gibt.

Die Grünen und die AfD werden überdauern, weil sie die einzigen sind, denen es wirklich ernst ist. Beide haben im Kern wichtige Anliegen. Vielleicht wird Sarah Wagenknecht einen dritten Pol ins Leben rufen, der zum Zünglein an der Waage werden könnte.

Große Erwartungen habe ich nicht. Selbst wenn die AfD nur aus Koryphäen bestünde, könnte sie wenig ausrichten. Sie kommt, kurz gesagt, 50 Jahre zu spät. Und in ökologischer Hinsicht ist sie unterbelichtet. Auch was die Klimaproblematik angeht, habe ich bisher keine Kompetenz bei der AfD gesehen (was nicht heißen soll, dass die Grünen und ihre Sprachrohre wie z.B. Harald Lesch und Stefan Rahmstorf recht haben). 

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine großartige Zeit in Westdeutschland, aber sie ist nicht nur vorbei. Es wird wahrscheinlich nie wieder eine so von Wohlstand beglückte Zeit für Deutschland geben.

Die Ökostalinistin ist wieder unterwegs


Volker Arzt hat seinen Standpunkt jedenfalls beibehalten. 


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