des deutschen Konformismus.
Die armen Deutschen, sie sind erschöpft und verbittert davon, seit 50 Jahren von Besserwissern und Großmäulern angeblich "zum Denken angeregt" und in Wirklichkeit, dazu eine Unmenge von Unsinn zu glauben, aufgefordert zu werden.
Matussek erzählt davon, wie er die DDR und den Mauerfall erlebte. Haargenau wie ich, obwohl ich beides aus weiter Ferne erlebte. Ich kann mir allerdings etwas zugute halten, was sonst vermutlich niemand bemerkt hat: Schon 1977 war mir klar, dass in der DDR ein unverfälschtes Deutschtum überlebte (das, was heute als "Dunkeldeutschland" diffamiert wird), das nicht einmal sich selbst bewusst war. Damals erzählte mir ein übergeschnappter (seit 1974 DKP wählender) Schulfreund von seinen DDR-Reisen, den dortigen Bekanntschaften (er promovierte später über den Schriftsteller Fritz Rudolf Fries) und der "schönen 50-er Jahres Atmosphäre, die es in der DDR gebe. Der Depp schrieb diese romantischen Überbleibsel einer Zeit dem Sozialismus als Verdienst zu. Ich aber hatte damals schon die Gewissheit, dass es im Osten noch ein gerüttelt Maß echter Deutscher gebe, weil die DDR-Propaganda an jedem vernünftigen Menschen abperlen musste, während in der BRD das süße Gift der angelsächsischen Propaganda begierig aufgesogen wurde, wie von einem trockenen Schwamm und alle genuin deutsche Identität wegrenoviert wurde, von dummen Schlagern weggesungen und von Dodekackophonie weggelärmt wurde. An der DDR war so gut wie alles, besonders die Propaganda, schlecht. Fast alles, was in der DDR gut war, war gut, weil die DDR nicht funktionierte. Dass es im Osten noch gesunde, deutsche Widerständigkeit geben musste, überraschte mich nicht, denn mein sicherer Instinkt, der mich nur einmal in meinem Leben getäuscht hat (ich fiel zwei Jahre lang auf Merkel rein), hatte mich dies bereits 1977 wittern lassen, als mir ein durchgeknallter (aber romantischer) DKP-ler von seinen Wahnvorstellungen, die DDR betreffend, erzählte. Da es sonst niemand tun wird, klopfe ich mir hierfür auf die Schultern: Entweder man hat ihn oder nicht, den gesunden Menschenverstand, von dem Ralph Waldo Emerson sagte, er sei so selten wie Genie.
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