In den letzten Jahren ist es zu einer richtigen Flut hochkarätiger Anleitungen zu einer konservativen Lebensführung gekommen: Von Dominique Venner über Jordan Peterson bis hin zu Rod Dreher verfügen wir mittlerweile über eine stetig steigende Zahl von Büchern, deren Ziel es ist, das „gute Leben“ nicht nur theoretisch zu definieren, sondern es auch pragmatisch in die Realität zu überführen; und der Autor dieser Zeilen hofft, daß sein eigenes Buch „Was tun? Leben mit dem Niedergang Europas“ im Vergleich nicht allzu schlecht abfällt.
Nun liegt mit „The Habsburg Way. Seven Rules for Turbulent Times” aus der Feder Eduards von Habsburg ein weiteres Werk vor, das sich in jeder Hinsicht mit den voran genannten messen kann, ja diese in vielerlei Hinsicht trotz des gewollt spielerischen Tons um eine Tiefenschicht und Originalität ergänzt, die ihnen fehlt. Denn Eduard von Habsburg leitet seine Empfehlungen für ein gutes Leben nicht etwa aus der allgemeinen Tradition, der menschlichen Verhaltenspsychologie oder der Kirchengeschichte ab: Es ist der Erfahrungsschatz der eigenen Familie, die er in geballter Form präsentiert. Und da deren familiäre Wurzeln nicht nur weit ins Mittelalter zurückreichen, sondern aufgrund der jahrhundertealten kaiserlichen und königlichen Tradition des Hauses Habsburg in vielerlei Hinsicht identisch mit der allgemeinen Geschichte weiter Teile des Abendlands sind, und besagte Familie zudem immer noch höchst lebendig und aktiv ist und sich auch heute der Wahrung der abendländischen und der christlichen Tradition verschrieben hat, gewinnen die prägnanten Lehrsätze, welche die einzelnen Kapitel des Buches betiteln, eine ungeahnte Relevanz auch für uns Heutige.
Es handelt sich hier um die folgenden Regeln: „Get Married (and have lots of Children)“, „Be Catholic (and Practice your Faith)”, “Believe in the Empire (and in Subsidiarity)”, “Stand for Law and Justice (and Your Subjects)”, “Know Who You Are (and Live Accordingly)”, “Be Brave in Battle (or Have a Great General)” und “Die Well (and Have a Memorable Funeral)”. Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei keineswegs um eine historische Abhandlung zu mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Lebensführung, auch wenn das Buch von kurzweilig erzählten historischen Anekdoten nur so wimmelt und durchaus für dynastische Selbstkritik und gelegentliche, tongue-in-cheek präsentierte populärkulturelle Anspielungen offen ist: Wie Eduard von Habsburg zeigt, läßt sich jeder einzelne dieser Ratschläge auch heute, im 21. Jh., mit Erfolg umsetzen und würde, könnte er zur allgemeinen Maxime werden, nicht nur ein individuelles oder familiäres, sondern auch politisches Gleichgewicht sichern, von dem wir derzeit wohl nur noch träumen können. Die traditionelle Familie, der Glauben an die subsidiäre Gestaltung eines politisch vereinten abendländischen Zivilisationsraums, der Rückkehr zum Glauben, der Schutz der Menschen vor ihren Politikern und Eliten, gesunde Selbsterkenntnis, Mut zum Handeln auch in schweren Situationen und die Bescheidenheit, die aus der Akzeptanz unserer Sterblichkeit und der Autorität unseres ultimativen Richters entspringt – wie weit sind wir heute nicht von jenen Maximen enfernt, die über Jahrhunderte hinweg die Grundlage der abendländischen Zivilisation bildeten!
Kein Wunder, daß „The Habsburg Way“ gerade in der heutigen Zeit wohl nicht nur enthusiastische, sondern auch kritische Leser finden wird, denn gerade der Nachweis, daß jene sieben Lebensregeln alles andere als „rechtsextreme Phantasien“ sind, wie gerade in der deutschen Presse stündlich verlautbart wird, sondern die eigentliche Essenz unserer Zivilisation darstellen, dürfte stark anecken; ebenso wie die sich hieraus ergebende Wertschätzung des ungarischen Modells durch den Verfasser. Nicht nur hat sich kein Geringerer als Viktor Orban bereit erklärt, ein Vorwort zu diesem Buch beizusteuern; Eduard von Habsburg schreibt auch explizit von Ungarn als einem „beacon of hope in today’s chaotic world – and if you have read the seven points oft he ‚Habsburg Way‘ carefully, you will see that quite a few of the rules are indeed manifested in the affairs of Hungarian politics“ (151). Wir können dem bezeichnenderweise für ein amerikanisches Publikum auf Englisch geschriebenen „Habsburg Way“ daher nur weiteste Verbreitung in Europa wünschen und hoffen, daß dieses Vademecum durch viele Übersetzungen überall auf dem Alten Kontinent zugänglich, gelesen – und beherzigt wird. In diesem Sinne: Plus Ultra! David Engels
Eduard Habsburg, The Habsburg Way. Seven Rules for Turbulent Times. Foreword by Viktor Orbán, Manchester NH, Sophia Institute Press, 2023.
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