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Sonntag, 24. Januar 2021

Otte wäre der richtige Bundeskanzler

 


Otte verweist auf die anhaltende Erosion der deutschen Mittelschicht und auf die Gewinne der Superreichen. Vor allem die Big Tech-Konzerne wie Amazon (Jeff Bezos ist 2020 mit Amazon 55 Milliarden Dollar reicher geworden) finden seine Kritik:

Die Techwerte sind ja wie Viren, die setzen sich quasi ins zentrale Nervensystem, mit relativ wenig Kapitalbedarf. So saugen sie den Mehrwert ab.

Angesichts des Publikationsortes fährt Otte erheblich vorsichtiger als noch in seinen Büchern (wie Weltsystemcrash) fort:

Das könnte man natürlich auch erst einmal Marktwirtschaft nennen. Aber wenn es dann mächtige Oligopole sind, dann muss man sich schon überlegen, ob man die nicht regulieren sollte.

Tichy, als Verfechter der allgemeinen Privatisierung und des Primats der Profitwirtschaft, fällt Ottes Stoßrichtung gleichwohl auf und fragt seinen Gesprächspartner neugierig wie augenzwinkernd:

Sind Sie plötzlich ein Sozialist geworden?

Otte besonnen:

Ich zitiere immer gerne Warren Buffett, den größten Börseninvestor der jüngeren Zeit. Der hat schon vor 15 oder 20 Jahren gesagt: »Es gibt Klassenkampf. Aber es ist meine Klasse, die Reichen, die ihn führt.«

Gegenüber einer zunehmend »unsolidarischen Gesellschaft«, spinnt Otte den Faden weiter, setze er »die Ideen der Bindung, der Solidarität«:

Es ist für mich bitter, aber es gibt Zeiten, in denen die Gesellschaft solidarischer ist, und es gibt Zeiten, in denen die Gesellschaft auseinanderfällt. Und in so einer Zeit leben wir gerade. Keine schöne Zeit,

schließt er.

Man könnte ergänzen, dabei immer noch in dieser überaus lesenswerten Ausgabe Tichys Einblick blätternd, daß dies keine »schöne Zeit« für die Mehrheitsbevölkerung im allgemeinen und für solidarisch orientierte Patrioten im besonderen sein mag – für die weltweiten Börsen ist es sogar eine sehr schöne Zeit, wie man einer aussagekräftigen Infographik im Heft entnehmen kann.

Otte ist CDU-Mitglied, aber er ist der beste Mann, den die AfD je hatte.

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