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Sonntag, 17. Januar 2021

Trumps Rede

Trumps Rede kann man hier nachlesen (hier auch auf deutsch). Er hat darin nicht zum Sturm des Kapitols aufgerufen. Es ging vor allem darum, durch die Präsenz der Wähler auf der Straße jene loyalen Republikaner im Kongress zu ermutigen, von denen erwartet wurde, daß sie Bidens Wahlsieg nicht anerkennen werden:

Nun ist es Sache des Kongresses, sich diesem ungeheuerlichen Angriff auf unsere Demokratie entgegenzustellen. Nachher werden wir dort hingehen und ich werde dort bei Euch sein. (...) Wir gehen runter zum Kapitol und feuern unsere tapferen Senatoren, Senatorinnen und Kongressabgeordneten an. (...) Wir sind gekommen, um vom Kongress zu verlangen, daß er das Richtige tut und nur jene Wahlmänner zählt, die rechtmäßig, rechtmäßig!, gewählt wurden. Ich weiß, daß ihr alle hier bald zum Kapitol marschieren werdet, um eure Stimmen friedlich und patriotisch zu Gehör zu bringen.

In der Rede gibt es kein einziges Anzeichen dafür, dass Trump vorhatte, seine Anhänger zu einer gewaltsamen Erstürmung des Gebäudes zu bewegen. Wozu auch? Es hätte ihm schlicht und einfach nichts weiter gebracht als schlechte Presse, und so ist es auch gekommen. Wir können also davon ausgehen, daß die Emotionen der Demonstranten ungeplant außer Kontrolle gerieten. Die altbekannte hypnotisierende und mitreißende Dynamik der Masse, die etwa Elias Canetti beschrieben hat, wird wohl ihr Übriges getan haben.

Ohne Zweifel waren die Demonstranten am Tag des Kapitol-Sturms äußerst aufgewühlt. Nicht nur durch die leidenschaftliche Rede Trumps, sondern auch durch die Enttäuschung, dass sich die letzte Hoffnung auf einen Einspruch des Vizepräsidenten oder republikanischer Senatoren gegen die Ratifizierung von Joe Bidens Wahlsieg zerschlagen hatte.   ML

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