Stationen

Mittwoch, 9. Februar 2022

Ein konsequenter Mann, der mit offenen Augen durch die Welt ging

Günter Maschke wurde 1943 in Erfurt geboren und kam 1949 als Adoptivkind mit seiner Familie nach Trier. Er verließ mit der mittleren Reife die Schule und absolvierte eine Lehre als Versicherungskaufmann, schloß sich zuerst der kommunistischen Tarnorganisation „Deutsche Friedensunion“, dann der illegalen KPD an und besuchte Vorlesungen an der Technischen Hochschule in Stuttgart.

Maschke kam dadurch in Kontakt mit der linken studentischen Szene (unter anderem lernte er Gudrun Ensslin kennen, deren Schwester Johanna er in erster Ehe heiratete), wechselte nach Tübingen und hörte Philosophie bei Ernst Bloch. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur einer marxistischen Studentenzeitung und beteiligte sich an der „Subversiven Aktion“, einem Vorläufer der legendären „Kommune 1“, dann an der Arbeit des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).

Günter Maschke wurde 1943 in Erfurt geboren und kam 1949 als Adoptivkind mit seiner Familie nach Trier. Er verließ mit der mittleren Reife die Schule und absolvierte eine Lehre als Versicherungskaufmann, schloß sich zuerst der kommunistischen Tarnorganisation „Deutsche Friedensunion“, dann der illegalen KPD an und besuchte Vorlesungen an der Technischen Hochschule in Stuttgart.

Maschke kam dadurch in Kontakt mit der linken studentischen Szene (unter anderem lernte er Gudrun Ensslin kennen, deren Schwester Johanna er in erster Ehe heiratete), wechselte nach Tübingen und hörte Philosophie bei Ernst Bloch. Gleichzeitig arbeitete er als Redakteur einer marxistischen Studentenzeitung und beteiligte sich an der „Subversiven Aktion“, einem Vorläufer der legendären „Kommune 1“, dann an der Arbeit des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS).

1965 desertierte Maschke aus der Bundeswehr und floh nach Paris, konnte dort allerdings keinen Unterschlupf finden und kam über Zürich nach Wien, wo er bald zu den Zentralfiguren der Neuen Linken gehörte. Nach einer Anti-Vietnam-Demonstration wurde er 1967 verhaftet. Ein Sitzstreik vor dem Polizeigefängnis verhinderte die geplante Auslieferung an die Bundesrepublik, und die österreichischen Behörden erlaubten Maschke die Abreise nach Kuba, dem einzigen Staat, der bereit war, ihm Asyl zu gewähren.

Die Armut und der totalitäre Charakter des dortigen Systems behagten ihm aber so wenig wie der kapitalistische Westdeutschlands. Wegen „konterrevolutionärer Verschwörung“ erneut inhaftiert, schob ihn die kubanische Regierung nach Madrid ab. Schließlich kehrte Maschke in die Bundesrepublik zurück, trat die ausstehende Gefängnisstrafe an und arbeitete nach seiner Freilassung als Journalist.

Viele seiner Arbeiten dienten der Selbstkritik, zuerst aus einer unorthodox-linken, dann aus einer liberalen, zuletzt aus einer konservativen Position. Sein Orientierungspunkt wurde Carl Schmitt, dessen Schriften er schon länger gekannt, aber als Äußerungen des Feindes wahrgenommen hatte. Das änderte sich dramatisch seit dem Ende der siebziger Jahre. Jedenfalls zeigten viele Texte, die er als Redakteur der Frankfurter Allgemeinen veröffentlichte, einen zunehmend schärferen Ton.

Maschke bediente sich einer an Schmitt geschulten Begrifflichkeit und einer Lust, den Gegner zu reizen, die nur geduldet wurde, so lange ihm der Ruf anhing, ein seltsamer Linker, aber eben doch ein Linker zu sein. Das änderte sich nach einem Generalangriff auf Jürgen Habermas, der Maschkes Ausscheiden aus der FAZ erzwang.

Seitdem hat Maschke als „heimatloser Rechter“, Exeget und Fortsetzer Schmitts Außerordentliches geleistet und geholfen, die großen Konterrevolutionäre – allen voran Donoso Cortés – der Vergessenheit zu entreißen. Sein prägender Einfluß auf das Programm des Wiener Karolinger-Verlages oder die von ihm mit herausgegebene Zeitschrift Etappe sprechen für sich. Er gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten rechten Intellektuellen der Nachkriegszeit, wenngleich er jede Hoffnung auf praktische Wirksamkeit längst begraben hat.   Karlheinz Weißmann
 

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