Stationen

Samstag, 19. Februar 2022

Ein unterfränkischer Komponist


 

Franken hat nicht nur "Wohl auf, die Luft geht frisch und rein", dessen Text der Badener Scheffel - Bismarcks Lieblingsschriftsteller! - schrieb. Der einstige Organist des Juliusspitals Valentin Rathgeber war eine interessante Persönlichkeit, nicht ganz unähnlich denen, die Scheffel zu seinen Romanfiguren machte. Seine Messen sind leider über längere Strecken etwas zu langweilig, obwohl man diesem Zeitgenossen Bachs zu gute halten muss, dass er erstaunlicherweise manchmal sogar Haydn vorwegnimmt! Deswegen kann ich vor lauter Lokalpatriotismus nicht umhin, ihn mir ab und zu eben doch anzuhören; zumal er ein sehr frommer Mann war. Und stellenweise überrascht er einen. Na so was! 


1734 war er in Augsburg. Da lebte Mozarts Großvater, der Buchbinder Johann Georg noch, und Mozarts Vater war gerade 15 Jahre alt. Und das "Augsburger Tafelkonfekt" ist vergnüglich und auch musikalisch sehr ansprechend ("ohrenvergnügend"!), vor allem dieses Lied:

Der hat vergeben das ewig Leben,
der nicht die Musik liebt
und sich beständig übt
in diesem Spiel.
Wer schon auf Erden will selig werden,
der kann erreichen hie
durch Musik ohne Müh
sein himmlisch Ziel.

Es gibt der höchste Gott
den Engeln das Gebot:
Es singen Cherubim,
es singen Seraphim
der Engel viel.
Der hat vergeben das ewig Leben,
der nicht die Musik liebt und sich beständig übt
in diesem Spiel

Sie kann regieren,
die Herzen rühren
daß gar das frische Blut
in Adern wallen tut
vor lauter Freud
Schweren Gedanken
setzt sie die Schranken
das Gemüt gleich heiter wird,
daß sich gar bald verliert
all Bitterkeit

Kein Unglück ist so groß,
gibt solchen Herzensstoß
kein Unstern dringet ein,
und wenn’s auch sollte sein
das größte Leid
Sie kann regieren,
die Herzen rühren
daß gar das frische Blut
in Adern wallen tut
vor lauter Freud

´s Kind in der Wiegen
läßt sich vergnügen,
wenn ihm die Musik flink
eia popeia singt,
es weint nicht mehr.
Der Kranke fühlet,
wenn man aufspielet,
Trost dringet in sein Herz,
und wenn auch gleich der Schmerz
noch größer wär

Denkt er nicht an die Pein,
bild´t sich den Himmel ein!
Er fährt mit Freuden aus,
weil ihn des Todes Graus
nicht schreckt so sehr.
´s Kind in der Wiegen
läßt sich vergnügen,
wenn ihm die Musik flink,
eia popeia singt,
es weint nicht mehr.

Weil denn aus allem,
was kann gefallen,
Musik das Beste sei,
so einem bringet bei
Lust ohne Leid,
so will beständig,
solang lebendig,
Musik stets lieben ich,
in Musik üben mich,
die mich erfreut

Fort dann, Melancholei,
es bleibt zum Schluß dabei:
fort mit dem Grillenfang!
Der lieblich Musik Klang,
vertreibt all Leid,
so will beständig,
solang lebendig,
Musik stets lieben ich,
in Musik üben mich,
die mich erfreut.

Text und Melodie: Valentin Rathgeber , 1682 – 1750


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.