Auch wenn viele es noch nicht wahrhaben wollen: Die covid-Krise ist vorüber. Überall in Europa werden die verschiedensten, seit zwei Jahren gültigen Maßnahmen Schritt für Schritt zurückgefahren oder ganz abgeschafft, so daß viele Länder wieder ganz zur Normalität zurück gefunden haben wie etwa Großbritannien oder Dänemark. Nur in Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich sind die Masken noch nicht gefallen – doch ist es wahrscheinlich auch hier nur eine Frage der Zeit und des Durchhaltevermögens der „Spaziergänger“, bis die völlig surrealen „G“-Regelungen allmählich zurückgenommen werden und endlich – endlich – eine gewisse Normalität eintritt. Und wenn es zurzeit auch noch so aussieht, als ob das Totschlag-Argument der nötigen Vorbereitungen auf neue, natürlich „tödliche“ Mutationen in Herbst und Winter die gegenwärtigen Maßnahmen noch eine Weile weiter legitimieren könnte – auf Dauer wird sich Deutschland nicht gegen den immer größeren Druck von innen wie auch den Vergleich mit der Außenwelt wehren können. Was wir gegenwärtig erleben, ist also nur ein letztes Aufbäumen einiger Politiker, Journalisten und Experten, welche auf Kosten der Gesamtgesellschaft ihr Gesicht wahren, noch einige Zeit ihre usurpierten Sondervollmächte genießen und den verschiedenen Lobbys, denen sie sich angedient haben, einige letzte Gefallen erweisen wollen, bevor die so lukrative Macht- und Geldquelle „covid“ zu sprudeln aufhört und man der Bevölkerung großzügig ihre Bürgerrechte „zurückgeben“ kann, als ob man je das Recht besessen hätte, sie ihnen zu nehmen. Es wird also höchste Zeit, erste Lehren aus den vergangenen zwei Jahren zu ziehen.
Wissenschaft: konform statt kritisch
Die erste Lehre betrifft die Wissenschaft. Selten haben sich sogenannte „Experten“ so lächerlich gemacht wie in den letzten zwei Jahren, wo ganze Heerscharen von echten oder von den Medien zu solchen gemachten „Virologen“ und Gesundheitsforschern ihre offensichtliche Unfähigkeit bewiesen haben, abweichende Positionen und Thesen sachlich und vorurteilsfrei zu diskutieren und, wenn möglich, zu widerlegen, anstatt sie lediglich mit letztlich politischen Argumenten zu diskreditieren. Sehr bedenklich ist dabei auch die gefährliche Allianz zwischen Experten und politischer Elite, die sich als neuer Machtblock herausgebildet hat und zum einen demokratische Meinungsbildung durch angeblich „alternativlose“ Maßnahmenbündel ersetzt, zum anderen vorurteilslose Forschung zugunsten des nachträglichen Absegnens politischer Positionen aufgegeben hat. Am Ausgang dieser Krise steht daher ein tiefes Mißtrauen immer größerer Bevölkerungsschichten gegenüber jener angeblich unfehlbaren und unpolitischen „Science“, deren Analysen und Ratschläge kurioserweise nicht nur von Land zu Land, sondern auch von Lehrstuhl zu Lehrstuhl diametral voneinander abwichen, trotzdem aber überall absolute Geltung beanspruchten und all jene, welche ihre jeweiligen Aussagen bezweifelten, als „Faktenleugner“ und obskurantistische „Querdenker“ disqualifizierten. Die Folgen dieses Vertrauensverlusts in die akademische Welt werden wir wohl noch lange spüren, wenn es darum gehen wird, möglicherweise schon sehr bald erheblich schwerwiegendere Krisen zu bewältigen.
Massenmedien: willenlose Erfüllungsgehilfen der Politik
Die zweite Lehre liegt darin, daß jeder aufmerksame und kritisch denkende Betrachter mittlerweile wohl auch noch den letzten Rest von Achtung für jene Massenmedien verloren haben wird, welche sich zu willenlosen Erfüllungsgehilfen einer zwar stetig schwankenden, beständig aber widerspruchslosen Gehorsam erwartenden Politik entpuppt haben und mit ihren maßlosen Polemiken gegen all jene, welche die jeweilige Meinung nicht teilten, wesentlich an der massiven Verschärfung und Polarisierung unser Gesellschaft Schuld tragen. Daß journalistische Steilvorlagen wie die fragwürdige Krankenstatistik, die völlig surrealen „G“-regelungen, die Verfilzung von Politik und Lobbys und der sträfliche Abbau von Krankenhausbetten inmitten einer angeblich tödlichen Pandemie systematisch totgeschwiegen wurden, wird nur wenigen Beobachtern entgangen sein. Es ist nun wohl auch für ein Massenpublikum klar geworden, daß ein Neuaufbau einer wie auch immer gearteten echten europäischen Solidarität nicht möglich sein wird, ohne die gegenwärtige Funktionsweise der Medien radikal in Frage zu stellen und dabei nicht nur die zunehmende Abhängigkeit der sogenannten „privaten“ Medien von staatlichen Geldgebern und politischen Werbeschaltungen zu überprüfen, sondern auch endlich die Konsequenzen aus der offensichtlichen Unfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Sektors zu ziehen, seiner eigentlichen Mission einer politisch neutralen Berichterstattung gerecht zu werden. Daß nicht nur die klassischen, sondern auch die sozialen Medien sich dabei mit wahrem Enthusiasmus dank fragwürdiger „Fakten-Checker“, Dauerbelehrungen, Algorithmensteuerung und rücksichtslosen Zensurorgien zum Schutz der „Volksgesundheit“ eben in jenem Arsenal politischer Meinungsmanipulation bedient haben, das überwunden zu haben gerade die Bundesrepublik seit Jahrzehnten penetrant zelebriert, dürfte ebenfalls kaum noch zu übersehen sein.
Politisches Establishment: missachtet Freiheit und Recht
Eine dritte Lehre aus der Krise betrifft die gefährliche Bereitschaft des politischen Establishments, die Freiheitsrechte des Bürgers massiv zu beschneiden und ohne größere Diskussion, ja scheinbar ohne überhaupt die Spur einer Wahrnehmung dessen, was auf dem Spiel steht, den Rechtsstaat abzubauen, und das nicht nur in jener Phase berechtigter Sorge, wie wir sie in den ersten Monaten der Pandemie kannten, sondern weit darüber hinaus. Wer bereit ist, ohne demokratische Debatte oder selbst Anhörung des Parlaments grundlegende Rechte wie Versammlungsfreiheit, Meinungsfreiheit, Bewegungsfreiheit, Pressefreiheit oder Datenschutz massiven Beschränkungen zu unterziehen und Skeptiker der jeweiligen Regierungspolitik als „Verfassungsfeinde“ zu brandmarken und politischer Spionage wie vielfältigen Repressionen zu unterziehen, der hat wohl von den geistigen Grundlagen eines freiheitlichen und demokratischen Systems nicht viel verstanden. Die erschreckende Brutalität und Schnelligkeit, mit welcher ideologische Mechanismen erneut salonfähig geworden sind, wie man sie seit dem Ende des Totalitarismus in Westeuropa nicht mehr gekannt hat, läßt Übles ahnen, wenn es um die Krisen der Zukunft geht, seien es reale wie etwa die anstehende Wirtschaftskrise oder die Auseinandersetzung mit dem aufstrebenden China, seien es imaginäre wie etwa die Klimakrise, der „Kampf gegen rechts“ oder die Umsetzung verschiedenster sozialer Quoten. Daß der Politik also nicht mehr zu trauen ist, und zwar nicht nur, was die eine oder andere sekundäre tagespolitische Präferenz betrifft, sondern fundamentale Fragen wie die Wahrung der Integrität von Körper, Freiheit, Hab und Gut – von demokratischer Transparenz und strikter Unabhängigkeit von Lobbys und Bestechungen ganz abgesehen –, dürfte wohl für viele Menschen eine traumatisierende Erfahrung gewesen sein, welche sie wahrscheinlich dauerhaft von einer vertrauensvollen politischen Partizipation abhalten dürfte.
Leid und Tod: zu vermeidende Unfälle
Eine vierte Lehre ist der stetig steigende Einfluß des teils im elitären Denken des Liberalismus, teils im sozialkonstruktivistischen Ansatz des Sozialismus verankerten Transhumanismus. Lange Zeit als bloße dystopische Spinnerei abgetan, hat er sich in wenigen Monaten zur ultimativen Grundlage des politischen Handelns der westlichen Welt entwickelt. Die Vorstellung, daß Leid und Tod nicht etwa Bestandteile des Lebens sind, sondern unbedingt zu vermeidende Unfälle; die Ersetzung der Gottesebenbildlichkeit des Menschen durch seine bloße Tier-, ja Maschinenhaftigkeit; der Traum von der unbegrenzten Perfektibilität des Körpers; die Skrupellosigkeit, mit der ganze Nationen zu Versuchslaboratorien umgebaut werden; die gefährliche Verquickung des Gesundheitswesens mit einer zunehmend gewinnorientierten Logik; die mechanistische Reduktion der Gesundheit auf eine Reihe von Prozessen, welche alle mit medizinischen Mitteln kontrolliert werden können, wobei infolge der unweigerlichen Nebenwirkungen schließlich der gesamte Organismus von Fremdstoffen abhängig gemacht wird; kurzum, die Reduktion des Menschen auf seinen bloßen Körper und somit natürlich die Unfähigkeit, transzendente Begriffe wie Freiheit, Ehre, Würde oder Glaube zu verstehen, sind mittlerweile omnipräsent geworden und werden uns kaum freiwillig wieder aus ihrem Griff entlassen. Es gilt, die Gefahren dieser Gedanken also schon jetzt in ihrer ganzen Bedeutung zu erkennen und sich ihnen fundamental zu verschließen.
Entmenschlichung anders Denkender
Und noch ein fünfter und letzter Punkt: Es ist erschreckend zu sehen, mit welchem Enthusiasmus nicht nur die Eliten, sondern auch ganz „normale“ Mitmenschen, welche keinen unmittelbaren Gewinn aus der Sache ziehen konnten, sich der kollektiven Hetzjagd auf die neuen „Außenseiter“ angeschlossen haben. Von Medien, Politik und Experten zum Abschuß freigegeben, sind die angeblichen „Randgruppen“ der „Corona-Skeptiker“, welche oft genug mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, als gefährliche und zersetzende Volksschädlinge dargestellt, diskriminiert und enthumanisiert worden, und zwar nicht nur durch die berüchtigte, mit der „Risikogruppe“ weitgehend identische „Boomer“-Generation, sondern unter dem Applaus der breiten Masse, welche in ihnen nicht nur mögliche Gefährder ihrer eigenen Gesundheit wahrnahm, sondern vielmehr fundamentale Feinde, die weder Bürger- und Menschenrechte, noch zwischenmenschliche Achtung verdient haben. Bezeichnend ist dabei, daß zumindest in Deutschland die Entmenschlichung des angeblichen „Querdenkers“ mit seiner systematischen, medial wie politisch aufwendig inszenierten Assoziierung mit „rechten“ politischen Überzeugungen kombiniert wurde, um somit ein geradezu untermenschliches Zerrbild des ultimativen Feinds unserer angeblich so offenen Gesellschaft zu schaffen: Mehr und mehr zeigt sich, wo die sozialen Bruchlinien der Zukunft verlaufen werden, und zu welchen als lange überwunden geglaubten Verhaltensweisen viele Mitmenschen sich willig überreden lassen werden, wenn Straffreiheit, Gratismut und Sadismus sich mit dem Kampf um das angebliche „Allgemeinwohl“ verbinden.
Viel Zeit zur inneren Gesundung des Abendlandes bleibt nicht
Die westliche Welt hat nach dem Abebben der covid-Pandemie und der schrittweisen Rücknahme der meisten freiheitsgefährdenden Corona-Maßnahmen eine kurze, vielleicht letzte Atempause gewonnen. Was im Rückblick wie die Generalprobe für die systematische Umsetzung einer hochbrisanten autoritären und transhumanistischen Dystopie anmutet, wird kein vereinzeltes Kapitel in unserer neueren Geschichte bleiben: vielmehr ist zu erwarten, daß die hier durchexerzierten und eingespielten kollektiven Reflexe und politischen Maßnahmenbündel nur zur leicht reaktivierbaren Grundlage weiterer Anläufe zur fundamentalen Umgestaltung unserer Gesellschaft werden können. Ob in der kurzen uns verbleibenden Zeit noch eine innere Gesundung der abendländischen Welt unternommen werden kann, ist hochgradig fraglich; eher anzunehmen ist ein letztes Verschnaufen, bevor die nächste Krise, ob durch äußere Umstände aufgezwungen oder durch frei gewählte ideologische Zielsetzungen bewußt provoziert, uns ein neues Kapitel in der Geschichte des scheinbar unaufhaltbaren „Great Reset“ aufzwingt. Es gilt daher, die Zeit gut zu nutzen und jene Grundlagenarbeit zu vertiefen, welche ein Überleben der fundamentalen Werte unserer Zivilisation auch unter ungleich ungünstigeren Bedingungen garantieren können. Noch in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs bereiteten zahlreiche Staaten sich darauf vor, ihre traditionelle Identität auch unter kommunistischer Herrschaft weiter am Leben zu halten, und gründeten unter großen Opfern wichtige Netzwerke, welche in über zwei Generationen ein segensreiches Wirken ausüben konnten und jene innere Aushöhlung der verhaßten materialistischen Diktatur unternahmen, ohne die ihr Sturz wohl kaum möglich gewesen wäre. Es ist an der Zeit, erneut die großen Klassiker des inneren Widerstands zur Hand zu nehmen und ihre Lehren umzusetzen, solange jene Menschen, die sich dem äußeren Zwang nicht unterziehen wollen, noch einige letzte Reste traditioneller Freiheit nutzen können.
Professor Dr. David Engels ist Senior Analyst am Instytut Zachodni in Poznań.
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