Stationen

Montag, 8. Mai 2023

Mutter allen Zeremoniells

Viele, wenn nicht alle, scheinen zu glauben, ein christlich gegründeter Staat müsse notwendigerweise besonders viel „Gutes“ und besonders wenig „Böses“ tun. Besonders die Sozialdemokraten, die den Christdemokraten immer vorgeworfen haben, nicht christlich zu sein und in besonders hartnäckigen Fällen - wie später besonders Kathrin Göring-Eckart - für sich beanspruchten (als es noch als rühmlich galt, christlich zu sein), die christlicheren Demokraten zu sein, hatten dabei als Leitbild: Christus als Linker und Anti-Pantokrator. Und diese Christusvorstellung herrscht (wenn auch unausgesprochen, da Linke mittlerweile mit Religion möglichst wenig zu tun haben wollen) immer noch vor.

Ich weiß immer noch nicht, seit wann dies so ist. Die Krönungszeremonie führt jedenfalls vor Augen, dass der christlich-europäische Monarch eine Projektion des Christkönig Pantokrator ist, des Weltenherrschers. Als König verkörpert er die Idee der göttlichen Ordnung. Die Könige des Mittelalters und seit Karl dem Großen die Kaiser sahen sich in den Fußstapfen von König David und denen der Heiligen Drei Könige. Von dieser heiligen Aura leben noch die europäischen Republiken, lebt der Respekt vor ihren Institutionen. Die europäische Weltherrschaft und die europäischen Imperien waren eine Folge des Hinaustragens des göttlichen Ordnungsanspruchs in die Welt – noch die universalen Menschenrechte stehen in dieser Tradition. 

Dabei kann das real geschehene Unrecht diesem Ideal nichts anhaben. Es steht genauso über der Wirklichkeit wie der König über dem Menschen steht, der ihn verkörpert. Was wäre auch die Alternative? Ein Stammesstaat als biologische Abstammungsgemeinschaft? Ein Staat, der sich als ein Haufen Bevölkerung auf einem Territorium X versteht, wie es Merkel durch die Rübe rauschte (und besonders Saliha Aydan Özoğuz! Aber nur zum Schein!! Denn die biologische Stammesgemeinschaft des von der türkischen Ethnie dominierten muslimischen Blends ist ihr eigentliches Anliegen)? Mit der christlichen Staatsidee steht und fällt auch die europäische Idee.

Kluge Gedanken zur Krönung von Charles III. äußerte der stets besonders wache, wahrnehmende Markus Vahlefeld. Seine Überlegungen zu den "merkwürdigen Allianzen", ergänzt durch die detaillierten Schlussfolgerungen von Gerald Markel, sind außerdem eine glasklare Beschreibung des Wahns der unserer Zeit bestimmt. Blöder als blöd = deutsch. Man kann es wenden wie man will, um dieses Fazit kommt man nicht drum rum. Wir haben keine Geschichte mehr, weil uns ihr letztes Kapitel überfordert hat. 

Inbegriff bundesrepublikanischer Verlogenheit ist Volker Wissing, gerade weil er uns breitspurig, großmäulig und phrasengesättigt sein mineralisch trockenes Geschichtsbewusstsein vorgaukeln will und dabei auch noch Verwurzelung im Hambacher Fest ins Spiel bringt.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.