Als Kind war Pfingsten für mich das einzige religiöse Fest, das mir einleuchtete. Weihnachten war zauberhaft, aber der Synkretismus, mit dem das Jesuskind, der Wald, der Weihnachtsmann und der Schnee zusammengejocht wurden, ächzte zu sehr, um mit meinen religiösen Gefühlen in Einklang kommen zu können, Ostern war mir noch als Erwachsener lange ein Rätsel und außer dem Osterhasen in jeder Hinsicht langweilig.
Neben der Heimatkunde war mein Lieblingsfach in der Volksschule Religion. Interessanterweise wurde uns Volksschülern aber das Pfingstfest nicht vom Pfarrer erklärt - wie ja auch dem Pfingstfest, obwohl es immerhin ein paar Tage Ferien gibt, von der Kirche nie viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde - sondern von unserer klugen, Em-eukal lutschenden Lehrerin, Frau Effenberger, die uns auch jeden Morgen vor dem Kruzifix stehend ein Vaterunser (sozusagen ökumenisch ante litteram) beten ließ. Pfingsten und Fronleichnam, das waren für mich die wahren, ja, die einzigen wirklich religiösen Feste. Pfingsten als mein persönliches Sehnsuchtsfest und Fronleichnam als mysteriöses Ereignis liebevoller Ausschmückung aller Straßen seitens der Katholiken, mit denen mich mein guter Freund Mathias verband (der einmal verzweifelt und wütend sich aufbäumend weinte, als ihm Frau Effenberger vorwarf, er wisse ja nicht mal, dass man seinen Namen mit zwei "t" schreibe. Auch Frau Effenberger war eben nicht perfekt).
An Pfingsten, so erklärte uns Frau Effenberger, stehe in der "Apostelgeschichte", sei in Jerusalem etwas geschehen, was der babelischen Sprachverwirrung entgegenwirke: alle verstanden einander. Da mir von einer Fee, die es wohl gut meinte, zu viel Empathie in die Wiege gelegt wurde, verstehe ich immer alle. Ich wäre ein geborener Diplomat, wenn mich mein Temperament nicht distanziertere Wege gehen ließ. Ich sehe die Missverständnisse und Gedanken, derer, die aneinander vorbeireden - auch der Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen - immer überdeutlich und klar (ähnlich wie Heidegger), so als könnte ich sie greifen. Die Folge davon ist, dass ich mein Leben lang unter diesen Missverständnissen leide und gegen sie ankämpfe, wie Sisyphos. Ich muss mich aber damit begnügen, dem einen oder anderen die Augen dafür zu öffnen, dass der Stein über Nacht immer wieder hinabrollt. Pfingsten ist für mich das Fest der Kontemplation aller strömenden Missverständnisse. So, wie der jüdische Sabbat in der Kontemplation aller Entropie besteht.
Es ist wieder Pfingsten. Und dies Jahr fällt es mit einem anderen meiner privaten Feste zusammen: Vom 27. bis zum 29. Mai ist für mich immer Hambacher Fest. Denn trotz aller Skepsis liebe ich die Demokratie (allerdings nur im Popperschen Sinne), und seit 10 Jahren schreibe ich AfD-Politiker an, um sie dazu zu bewegen, sich dafür stark zu machen, Ende Mai ein dreitägiges, die Demokratie feierndes Fest einzuführen (zum perennierenden Ruhm der AfD und der Burschenschaften).
Demokratie und Deutschland fangen beide mit D an; aber leider auch Dreck fängt damit an. Generalstaatsanwaltschaft, Bundesverfassungsgericht und Verfassungsschutz sind zu kriminellen Vereinigungen geworden. In Erinnerung an die verquaste, haarspalterische, nervtötende, aufreibende, knalldeutsche Debatte, ob die RAF als Baader-Meinhof-Gruppe oder -Bande zu bezeichnen sei, möchte ich unterstreichen, dass es mir egal ist, ob die Verbrecher der Antifa und Grünen Khmer, die unser Land zerstören, als Haldenwang-Harbarth-Merkel-Bande bezeichnet werden oder nicht. Was mir nicht egal ist, ist die Tatsache, dass die RAF von einer Pfarrerstochter zum bahnbrechenden Stoßtrupp geformt wurde und die Haldenwang-Harbarth-Merkel-Antifa ebenfalls, dass Dummheit, Feigheit und Niedertracht in Deutschland wieder einmal um sich greifen und dass die Kirchen sich dabei mit besonderem Eifer (und ohne brennende Sorge) hervortun.
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