Man sollte meinen, bisher seien die allermeisten Franzosen in Frankreich geboren worden. Warum legt dann aber die Nachrichtenredaktion des ZDF Wert auf die Feststellung, der Messerstecher, der am 3. Dezember in Paris in der Nähe des Eiffelturms einen Mann ermordet und mehrere Passanten verletzt hat, sei „ein in Frankreich geborener Franzose“. Was wäre daran bemerkenswert? Nichts. Es sei denn, die Mitteilung dient der Verschleierung.
I.
Immerhin erfahren wir vom ZDF, dass das Opfer des in Frankreich geborenen Franzosen ein vierundzwanzigjähriger Deutscher ist, der auf den Philippinen geboren wurde. Den Migrationshintergrund eines Opfers preiszugeben geht in Ordnung, ist vielleicht sogar geboten, zählen Migranten doch per se zur Gruppe der Opfer. Schließlich stammen sie fast alle aus früheren Kolonien. Der Kolonialismus wiederum macht weiße Europäer grundsätzlich zu Tätern. Er ist quasi ihre Erbsünde. Insofern liegt der sarkastische Gedankensprung nahe: Der Messerstecher ist mutmaßlich ein in Frankreich geborener Franzose. Da sieht man wieder einmal, wie ungerecht, ja geradezu fremdenfeindlich es wäre, von vornherein eine Migrationsproblematik auf der Seite des Täters zu unterstellen.
II.
Um es noch deutlicher zu sagen: Ein Opfer des Kolonialismus kann im eigentlichen Sinne kein Mörder, allenfalls aus verständlichen Gründen in den Widerstand getrieben sein. In diesem Zusammenhang steht der von Tatzeugen bestätigte Ausruf des Terroristen: Allahu Akbar. Irgendetwas scheint also nicht ganz zu stimmen mit der Nachricht, er sei ein in Frankreich geborener Franzose. Es ist nicht nur das ZDF, dessen Text mich irritiert. Auch die ARD, aber auch etwa die einstmals bildungsbürgerliche Frankfurter Allgemeine Zeitung und andere deutsche Medien bestehen darauf, dass der Täter ein in Frankreich geborener Franzose gewesen sei. In einer österreichischen Zeitung erfahre ich endlich mehr. Im Wiener Kurier ist die Rede von einem 1997 in eine iranische Familie hinein geborenen Mann. Während sich die woken deutschen Medien unisono allein auf die Staatsbürgerschaft des Mörders beziehen, ist den österreichischen Journalisten der kulturelle Hintergrund des Täters eine Information wert. Der in Frankreich geborene Franzose ist nicht wie die meisten in Frankreich geborenen Franzosen ein säkularer, Liberté, Égalité und Fraternité verpflichteter Bürger, sondern ein dem Islamismus verfallener, zudem vorbestrafter Spross von Einwanderern, die sich darüber zu wundern scheinen, wie ihr Sohn in die Sphäre des Dschihadismus abtauchen konnte und nun wahllos Mitmenschen absticht.III.
Aus den deutschen Medien lässt sich allenfalls schließen, der in Frankreich geborene Franzose habe sich zum IS bekannt. Nun gut, auch so etwas soll schon vorgekommen sein. Dazu benötigen in Frankreich geborene Franzosen noch nicht einmal ein religiöses Motiv. Linke Extremisten fast überall in Europa lieben den heiligen Krieg nicht aus religiösen Gründen, sondern deshalb, weil sie den Islamismus zur großen weltumspannenden postkolonialen Befreiungsbewegung zählen, die es gegen den Kapitalismus und den Westen aufgenommen hat. Islamisten sind in ihren Augen letztlich Waffenbrüder.
IV.
Es ist ja nicht falsch: Der Mörder ist ein in Frankreich geborener Franzose. Dieser Fakt muss gar nicht verdreht werden, um die Wahrheit zu verfälschen. Es genügt schon das bewusste Weglassen der Herkunft des Täters. Sagen wir es, wie es ist: Die deutschen Medien, die im vorliegenden Fall den islamistischen Mörder ohne jeden weiteren biografischen Hinweis als in Frankreich geborenen Franzosen bezeichnen, teilen unbewusst eine klammheimliche Sympathie mit dem Mörder. Ihre Wokeness, die es verbietet, auf den Migrationshintergrund des Mörders zu verweisen, dient den Feinden der offenen, freiheitlichen Gesellschaft.
V.
Ganz offensichtlich ist hier bereits der Geist jener „Unterwerfung“ zu spüren, die Michel Houellebecq in seinem so betitelten Roman aus dem Jahr 2015 grandios beschrieben hat. Die Handlung spielt 2022. Die französische Demokratie unterwirft sich im Roman dem Islam aus Angst vor der rechten Front Nationale. Deutsche Medien unterwerfen sich in der Realität der Verharmlosung des Islam aus Angst vor der AfD. Die in Frankreich spielende literarische Dystopie ist auch in Deutschland vorstellbar. Sind es doch bereits überwiegend in Deutschland geborene Deutsche, die sich in Neukölln und anderswo nach Belieben lustig machen über die scheißliberalen Eingeborenen und ihre dämlichen Medien. Herles
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