Stationen

Sonntag, 17. Dezember 2023

Kälteboxen für "schon länger hier lebende" Obdachlose, Luxushotels für Migranten

 

Man glaubt es nicht. Ospitalità tedesca. Es ist so peinlich, dass man es niemandem erzählen möchte (und selber will man es nicht glauben). Man schämt sich seines Landes. Die Oberschlauen sagen ja immer, es gebe keinen Grund, darauf stolz zu sein, wenn jemand aus dem eigenen Land den Nobelpreis kriegt oder Papst wird oder Tennisweltmeister (Peter Sichrovsky z.B. macht sich bei jeder Gelegenheit für diese Ansicht stark. Er liebt es jedoch, darauf hinzuweisen, Juden seien nur 0,2 % der Weltbevölkerung, 30% der Nobelpreisträger seien aber Juden; natürlich würde er nie expressis verbis sagen, dass er stolz darauf ist; er zieht es vor, dies zu verstehen zu geben). Aber ich finde diesen Stolz menschlich. Und die Scham für die Peinlichkeit des eigenen Landes erst recht. Deswegen ist mir Felicia Langer auch sympathischer als Sichrovsky, obwohl sie Trotzkistin war. Natürlich ist mir auch die bekennerische Distanzierung zuwider, die Monika Gruber in ihrem "Deutschlandfrust" betitelten Artikel mit den ersten drei Sätzen zum Ausdruck bringt (wie ich mich auch sehr ärgerte, als Gustav Heinemann auf die Frage, ob er Deutschland liebe, antwortete, er liebe seine Frau; jeder Mensch, der sein Land nicht liebt, ist geisteskrank, so einfach ist das. Und bei Deutschen, die sich wie Heinemann ausdrücken, habe ich den Verdacht, dass sie besonders krank sind und lügen). Aber ihrer abwegigen Vorbemerkung hat Monika Gruber wenigstens eine recht vernünftige Bestandsaufnahme folgen lassen:

"Ich war nie stolz darauf, eine Deutsche zu sein. Worauf sollte ich dabei auch stolz sein? Es war ja nicht mein Verdienst. Dass ich in Deutschland – oder noch besser: in Bayern – geboren wurde, entsprang einfach einer Laune der Natur, des lieben Gottes oder der Hormone meiner Eltern.

Aber zumindest war ich die meiste Zeit meines Lebens immer ziemlich froh, Deutsche zu sein. Zum Beispiel wegen unseres Schwarzbrots. So etwas bekommt kein anderes Land auf der ganzen Welt besser hin. Eine Scheibe frisches Bauernbrot (am liebsten den Anschnitt, in Bayern: Scherzl genannt) dick mit Butter bestrichen, ist für mich immer noch das größte Glücklichmach-Essen, das es gibt.

Oder unser deutsches Bier – auch das geht einfach nicht besser. Bei uns existieren beispielsweise mehr Brauereien, als die USA über Kampfflugzeuge verfügen. Auch solch ein Vergleich kann einiges aussagen über die Kultur eines Landes.

Jetzt aber ertappe ich mich immer öfter dabei, dass ich mich schäme, eine Deutsche zu sein. Oder wie man inzwischen politisch korrekt sagt: eine bürokratiehörige Maximalsteuerzahlerin ohne Migrationshintergrund. Immer wenn zum Beispiel unsere Außenministerin den Mund aufmacht, diese angebliche Spitzenpolitikerin im Körper einer Waldorfpädagogin im ersten Praktikumsjahr mit den Englischkenntnissen eines Fünftklässlers, denke ich mir: „Bitte lieber Gott, lass das bloß keinen im Rest der Welt hören!“

Blöderweise klappt das leider nicht immer, weil es nun mal in der Natur der Sache liegt, dass ein Außenminister auch draußen wahrgenommen wird. Neulich bei der Sicherheitskonferenz in München, auf der mal wieder die mächtigsten Politvertreter dieser Erde anwesend waren – Emmanuel Macron, Joe Biden oder Hubert Aiwanger beispielsweise –, ging es natürlich primär um den Krieg in der Ukraine. Und da sagte Frau Baerbock in einer Sprache, die sie für Englisch hielt: Also wenn der Putin endlich eine 360-Grad-Wende machen würde, dann wäre die Welt wieder glücklich! 360 Grad, das ist einmal im Kreis herum.

Vielleicht hat sie das so in ihrem ganzheitlichen Montessori-Tanzkurs für angehende Grünen-Ministerinnen gelernt. Aber dummerweise bedeutete das: Alles soll so bleiben, wie es ist. Da dachte sich Herr Putin vermutlich: „Ja, das bekomme ich hin.“

Früher, wenn man in den Ferien irgendwohin gereist ist, nach Amerika, Spanien, Thailand, Turkmenistan, Südtirol oder auf die Kokosinseln etwa, und man hat der einheimischen Bevölkerung irgendwann mitgeteilt, aus Deutschland zu kommen, mochten einen die meisten zwar nicht besonders. Aber wenigstens zogen sie in der Regel anerkennend die Augenbrauen hoch und sagten mit einem achtungsvollen Timbre in der Stimme: „Aaahhh, Germany! BMW, Porsche, Mercedes, FC Bayern Munchen, Punktlichkeit, Oktoberfest.“

Danach ging der rechte Daumen hoch, und man zog von dannen. Wir waren nicht beliebt, insbesondere wegen unserer dunklen Vergangenheit und der seltsamen Eigenart, Poolliegen im Morgengrauen mit Handtüchern zu reservieren. Aber wir waren wenigstens respektiert für die besten Autos der Welt, für guten Fußball, für akribische Organisation und fürs Biersaufen und Würstlfressen!

Inzwischen allerdings tragen unsere Fußballhelden „One-Love-Binden“ wie menstruierende Frauen, Fleisch wird in immer mehr Firmenkantinen verboten und durch gefärbte Sojaproteinpresslinge ersetzt. Ein nicht fertig werdender Bahnhof hat die Stuttgarter Innenstadt zur hässlichsten Baustelle Deutschlands mutieren lassen und wann der Umbau des Münchner Altstadttunnels abgeschlossen sein wird, kann einem nach Jahren immer noch keiner sagen.

Dabei bin ich davon überzeugt: Wenn ich am heutigen Montag bei der chinesischen Staatsregierung anfragen würde, wie lange ein chinesischer Bautrupp für die Fertigstellung dieses Tunnels brauchen würde, wäre die Antwort: „Diesen Freitag um 14 Uhr!“ Der langen Rede kaum Sinn: Wenn man heute sagt, man kommt aus Deutschland, dann schauen einen alle ganz mitleidig an und fragen: „Oh, Germany … tell me: What’s wrong with you guys? You really want to save the planet on your own? That’s so funny!“

Ja, was verdammt noch mal stimmt mit uns nicht? Wir möchten im Alleingang das Klima retten, belehren dabei den Rest der Welt, wie sie zu leben haben, während wir seelenruhig aber mit gutem Gewissen unsere Wirtschaft an die Wand fahren beziehungsweise ins ausländische Exil vertreiben. Wir bauen nur noch E-Autos (für die wir nicht genügend Strom haben) und Lastenfahrräder.

Alles andere macht inzwischen der Chinese, und zwar besser und billiger und vor allem: schneller, weil bei uns allein die Baugenehmigung für eine Doppelgarage zwei Jahre dauert und bei jeder neuen Fabrik erst einmal geprüft werden muss, ob nicht irgendwo im Umkreis von 50 Kilometern ein einzelnes Ringelgans-Pärchen gerade ein Nest baut. Und weil wir alle unsere Atomkraftwerke dichtmachen, nehmen wir nur noch Strom aus Sonne und Wind.

Gut, wir haben leider nicht genug Sonne und auch zu wenig Wind. Aber Hauptsache: WIR sind aus der Atomkraft ausgestiegen. Nein, sind wir nicht: Wir beziehen Atomstrom nun aus Frankreich, Polen, Finnland usw. In München wird zum Teil sogar Strom aus Braun- und Steinkohle gewonnen, die großteils nicht einmal aus Deutschland stammt, sondern mit riesigen Dieselschiffen aus Australien, Afrika, Kanada und den USA eingeführt wird.

Eine richtige Energiewende schaut anders aus. Oder wie es Kollege Dieter Nuhr einmal so schön gesagt hat: „Wenn die Realität und die eigene Wunschvorstellung nicht zusammenpassen, dann muss etwas mit der Realität nicht stimmen.“

Außerdem brauchen wir bei Lichte besehen gar kein Auto mehr. Die Politik erzählt uns, wir sollen lieber mit einem Pedelec herumfahren – und das, obwohl 30 Prozent unserer Kinder gar nicht mehr Rad fahren können, weil ihnen die motorischen Fähigkeiten fehlen. Aber das müssen sie auch nicht, weil diese wohlstandsverweichlichte Brut von ihren klimaneutralen Hipster-Eltern wahrscheinlich auch noch mit 50 im Anhänger herumkutschiert wird.

In ein paar Jahren müssen wir außerdem unsere funktionierenden Heizungen wegschmeißen und Wärmepumpen einbauen, für die wir gar keine Handwerker haben, weil die Jugend lieber auf der Straße pappt, anstatt etwas Anständiges zu lernen. Nebenbei bemerkt: Ich verstehe gar nicht, warum sich unsere Polizei immer die Mühe macht, die Leute möglichst schonend mit Aceton vom Asphalt zu lösen. Ich würde diese Herr- und Frauschaften einfach so lange dort sitzen lassen, bis ihnen nach ein paar Tagen im deutschen Dauerregen die Lust vergeht. Ganz nach dem urbayerischen Lebensmotto: „Kleben und kleben lassen!“

Wenn ich dann einen dieser Aktivisten frage, warum wir das alles machen, zum Beispiel drei hochmoderne Kernkraftwerke abzuschalten, während allein um uns herum fast 80 teils vollkommen marode Meiler auch für uns weiterhin Strom produzieren, dann sagen diese Menschen immer: „Irgendwer muss ja damit anfangen. Wir müssen eben ein Vorbild für die anderen sein!“ Genau: Wenn der Chinese sieht, was bei uns seit vielen Jahren los ist, langt er sich erschrocken an den Kopf und sagt sicherlich sofort: „Na, wenn das die Deutschen machen, dann müssen wir das unbedingt ebenfalls umgehend umsetzen.“

Oder vielleicht auch nicht: China hat nur in diesem Jahr 216 Flughäfen saniert oder fertiggestellt und plant 47 neue AKW binnen der kommenden acht bis zehn Jahre. Vermutlich ist es denen vollkommen wurscht, was wir Deutschen an Absurditäten veranstalten. Oder sie lachen sich darüber kaputt. Von daher besteht wirklich kein Anlass mehr für einen Nationalstolz, wie er uns sowieso immer verboten worden ist. Aber aus einem Land der Dichter und Denker ist leider ein Land der Deppen und Schenker geworden, das seinen bisschen Rest an Wohlstand, den unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben, am liebsten mit der ganzen Welt teilen möchte.

Aber dann denk ich mir immer: Vielleicht spinne ich ja! Vielleicht liege ich falsch! Weil wenn das alles reiner Irrsinn wäre, müssten sich doch längst sämtliche Unternehmer Deutschlands vor Herrn Habecks Wirtschaftsministerium kleben und seinen Kopf oder zumindest ein Umdenken in seiner wirtschaftsfeindlichen Politik fordern. Es müsste längst ein großer Teil der 17 Millionen, die (noch) aktiv zum Bruttosozialprodukt beitragen, die Arbeit niederlegen und die Steuerzahlungen aus Protest einstellen.

Bäcker, Metzger und andere Lebensmittelerzeuger, die aufgrund der erhöhten Energiepreise ihre Geschäfte schließen mussten, müssten doch längst die Inneneinrichtungen ihrer Filialen vors Wirtschaftsministerium karren mit einem großen Schild obendrauf, auf dem stünde: „Pleite, ABER nicht insolvent!“. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Vielleicht kommt das noch, dass selbst wir uns das alles nicht mehr gefallen lassen und endlich Protest üben. Spätestens, wenn unsere Nerven so kaputt sind wie unsere Straßen.

Vielleicht kommt aber alles ganz anders und das, was mir jetzt so sauer aufstößt, erweist sich doch als völlig richtig und absolut notwendig, um die Energiewende voranzubringen. Dann werde ich Mitglied bei den Grünen, ich werde mich in aller Form bei Herrn Habeck für meine provinzielle Borniertheit und meine mangelnde Weitsicht entschuldigen und ihn einladen, mit mir auf der Langen Zeile in Erding, die natürlich bis dahin eine Fahrradstraße sein wird, einen Cappuccino (mit Sojamilch) vom Café Green leaf zu trinken, den uns der Besitzer Luggi höchstpersönlich servieren wird, während Robert und ich in einem Liegestuhl fläzend, den Sonnenuntergang über den Dächer der Stadtsparkasse betrachten werden.

Und über allen Wipfeln wird Ruh’ sein, denn dort, wo jetzt noch der Franz-Josef-Strauß-Flughafen jährlich Millionen von Passagieren in die Welt hinausballert, wird dann eine riesige Hanfplantage stehen, in der Wölfe, Bären und Biber friedlich in der „Robert-Habeck-Gedächtnis-Pflanzung“ koexistieren".   Monika Gruber


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.