Mittlerweise kann es passieren, dass – siehe auf Zeit-Online
– Schlagzeilen wie „Binnen zwei Tagen 43 Bootsflüchtlinge aus dem
Ärmelkanal gerettet“ erscheinen und sich niemand wundert und die oben
erwähnte Frage stellt, warum man aus Frankreich fliehen muss.
Die am
ersten Weihnachtsfeiertag Geretteten stammten aus dem Irak, dem Iran und
Afghanistan, sie wollten nicht länger in Frankreich bleiben. Doch wovor
flohen sie? Vor den Gelbwesten? Vor Macron? Vor der EU ins Brexit-Land?
Natürlich nicht. Sie wollten nach Britannien, weil sie sich dort
bessere Lebensumstände als in Frankreich erhoffen. So wie viele
Migranten aus der Sicherheit anderer EU-Staaten nach Deutschland
„fliehen“, um der besseren Geld- und Sozialleistungen teilhaftig zu
werden. Das ist nicht verurteilenswert, denn wer Anreize schafft, darf
sich nicht wundern, wenn diese Anreize auch wirken. Wer mit scheinbar
voraussetzungslosen Wohltaten lockt, schafft halt wichtige Grundlagen
fürs Schleusergeschäft.
Dass diese politische Frage, die Beseitigung dieser „Flucht“-Ursache,
dringend auf die Tagesordnung gehört, ist die eine Sache. Aber dass
Asylreisende, die von einem sicheren Land ins nächste unterwegs sind,
sogar von Formulierungsprofis stets unreflektiert zu „Flüchtlingen“
erklärt werden, ist mehr als nur eine ärgerliche Nachlässigkeit. Oder
ist es eine gut gemeinte Propaganda-Aktion?
Ein selbst von ihren
Initiatoren ungewollter Kollateralschaden ist der, dass es für die
Menschen, auf die der Begriff „Flüchtling“ einstmals differenziert und
zielgenau Anwendung fand, keinen Begriff mehr gibt. Der Schutzsuchende, der tatsächlich geflohen ist und ein sicheres
Exil erreicht hat, kann nicht mehr mit einem Wort bezeichnet werden,
ohne dass beim Lesen oder Hören auch all die Wohlstandssucher,
Glücksritter, Antänzer, Islamisten oder Messerstecher mit anklingen. Grimm
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