Es war einmal, vor gerade mal zwölf Jahren, da überglänzte das
schwarzrotgoldene Sommermärchen unsere Nation. Da erschien mein Buch
„Wir Deutschen – warum uns die anderen gern haben können“. Es war ein
Bestseller und schon damals eine Ungeheuerlichkeit, denn es plädierte
munter für einen progressiven Patriotismus, für Vaterlandsliebe.
Damals wurde der hauchdünnen Wahlsieg Angela Merkels von diesem
Patriotismus unverdient überglänzt. Straßen und öffentliche Plätze und
Arenen schmückten sich mit schwarz-rot-gelben Wimpeln und schöne junge
Frauen und Familienväter und ihre Kinder malten sich stolz die
Landesfarben ins Gesicht.
Und unsere Kanzlerin schmückte sich mit dem Weltmeistertitel. Die
Nation schien nach der Wiedervereinigung zu sich gefunden zu haben
Nun, nach 13 Jahren Merkel-Regierung, erreichen wir einen
historischen Moment, in dem wir unsern Stolz aufs Land und unsere
Tradition opfern sollen. In dem wir die Grenzen niederlegen und die
(vorwiegend islamische) Welt einladen, Platz zu nehmen. In dem wir uns
als Volk auflösen sollen in „diejenigen, die schon länger hier leben“,
als seien wir ein Nomadenstamm auf der Weiterreise.
Vaterlandsliebe, so verordnet unsere politisch-mediale Klasse der
Meilenflieger und Dienstwagenfahrer, passe nicht in die neue
Weltordnung. Italiener, Schweden, Polen, Dänen oder Slowaken behaupten
sich dagegen, nun auch die Franzosen, wütend, auf der Straße, während
wir als Musterschüler der Selbstauflösung vorangehen, als „Erfinder der
Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit“ (Franz Werfel, prophetisch
bereits 1945)
Deshalb habe ich einen Restposten der TB-Ausgabe von „Wir Deutschen“
angekauft und biete es zum Ladenpreis an. Mit Widmung zum
Weihnachtsfest. Solang der Vorrat reicht.
Patriotische Liebe stand am Beginn der unendlich langen
Regierungszeit Angela Merkel. Nun zieht sie diesem Patriotismus – auch
mit dem von ihr federführend verhandelten Migrations-Pakt - im Weggang
den Stecker. Ihr System der Auflösung wird auch nach ihr weiterlaufen,
dafür hat sie vorgesorgt.
Ich hatte das Buch nach längeren Auslandsaufenthalten in New York,
Rio de Janeiro und London verfasst, denn dort wurde ich zum Patrioten.
Überall dort draußen stieß ich als Deutscher auf diese gemischte
Reaktion: echte Bewunderung für unsere Kultur der Dichter und Denker,
der Erfinder und Romantiker, dann der verlegene Beifall für unseren
musterschülerhaften Umgang mit der historischen Schuld, und schließlich
leichtes Kopfschütteln über unsere neurotische Neigung zur
Selbstverleugnung.
Das Kopfschütteln wird bleiben, in der lächlenden, ungläubigen
Version, und zwar bei den nicht sehr fremdenliebenden festgefügten
islamischen Stammesverbänden, die zur Übernahme bereitstehen.
2006 wurde das Buch als heitere und entspannte patriotische Lektüre
gefeiert, quer durch die Bank, von SZ und FAZ über Bild und Zeit,
weniger in der FR, aber die war auch nicht das Zielpublikum.
Heute gelten die Erzählungen und Polemiken des Buches – etwa, dass
ich beim Betrachten der Stiftungsfiguren im Naumburger Dom ganz sicher
nicht an Adolf Hitler denke - als „nationalistisch“.
Entweder das Land hat sich geändert oder ich. Ich kann nur sagen: ICH habe mich nicht geändert.
Hier also die Liebeserklärung und ein wenig Geschichtsunterricht über
uns Deutsche, von den Dinosauriern über Arminius und die Nibelungen
(Siegfried wird dabei gespielt von Uwe Beyer, Bronzemedaille im
Hammerwurf 1964 in Tokio) Luther und Gutenberg, Goethe und Schiller bis
hin zu Kaiser Beckenbauer.
Gespräche mit Harald Schmidt über deutschen Humor, mit Heidi Klum
über den deutschen Schweinebraten, mit Klaus von Dohnanyi über den
deutschen Bildungsbürger.
Begleiten lasse ich mich von Heinrich Heine, dem Exilanten und
Patrioten, dem Dichter und Polemiker, dem journalistischen Meister aller
Klassen:
„Und als ich die deutsche Sprache vernahm, Da ward mir seltsam
zumute; Ich meinte nicht anders, als ob das Herz Recht angenehm
verblute...“
Viel Spaß, und vielleicht ein wenig angemessene Melancholie bei der Erinnerung an das, was noch vor wenigen Jahren war... Matussek
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