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Mittwoch, 30. Dezember 2020

Protestantisches Glaubensbekenntnis

Wenn du dich gegenüber Minderheiten – die demnächst auch Mehrheiten sein können – schuldig fühlst und öffentlich Buße tust, bist du auserwählt. Selbsthass ist gottgefällig. Diese protestantische Glaubenshaltung (die mehr Mentalität als Doktrin ist) hat auch auf die katholische Kirche übergegriffen (die Katholiken lesen übrigens - zumindest in Italien und Frankreich - seit Jahrzehnten sehr viel mehr in der Bibel als die Lutheraner in Deutschland! Sie haben auch viel bessere Bibelausgaben, die Seite für Seite - ähnlich wie die Dante-Ausgaben - philologisch kommentiert werden!!).

Das Martyrium am Ende war aber eigentlich nicht geplant, denn der Sinn, dem Übergriffigen auch die andere Backe hinzuhalten, besteht ja eigentlich darin, Aggressionen zu stoppen.

 

Wie klug war doch Pius XII. Er rettete im Stillen Tausenden von Juden das Leben, aber blieb zurückhaltend in seinen Stellungnahmen, wohlwissend, dass man - wie Machiavelli über Savonarola sagte - als Prophet ohne Truppen wenig ausrichten kann (Gregor VII hatte gegenüber Heinrich IV Verbündete Fürsten, die er in die Waagschale werfen konnte).

Die protestantische Bekennende Kirche hingegen positionierte sich frühzeitig gegen Hitler, ganz "hier steh ich, und ich kann nicht anders". Sie trat gewissermaßen aus der Deckung. Sehr edel, aber unnütz. Dass Bonhoeffer aufgehängt wurde, ist kein Wunder. Und dass die Bekennende Kirche kaum jemandem das Leben retten konnte auch.

Der Oberrabbiner von Rom trat übrigens nach dem Krieg zum katholischen Glauben über. Selbst in Italien weiß heutzutage kaum jemand, dass dieser Rabbiner, namens Israel Anton Zoller, sich nach dem Krieg taufen ließ und zwar vom Papst persönlich und dann noch ausgerechnet dem Papst, dem man heute noch vorwirft, Hitler nicht widerstanden, ihn gar favorisiert zu haben und später den Kriegsverbrechern geholfen zu haben, nach Argentinien zu flüchten. 

Und von diesem Pius XII ließ Zoller sich nicht nur taufen! Aus Dankbarkeit nahm er auch noch dessen Namen Eugenio an. Dankbarkeit wofür? Für dessen Bemühungen, in größter Gefahr Juden zu retten, indem er sie in Klausurklöstern verstecken ließ. Zoller war schließlich der Rabbiner von Rom! Also von Europas ältester jüdischer Gemeinde.
Das ist eine Geschichte, die kaum jemand kennt und die die Juden nicht an die große Glocke hängen. Denn sie zeichnet ein ganz anderes Bild von Pius XII als Hochhuths Vikar.

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