1977 (also 10 Jahre nach seinem Tod) las ich zum ersten Mal, dass Benno Ohnesorg von der Polizei ermordet wurde. Jahrzehnte lang bezweifelte ich, 1. dass ein bundesdeutscher Polizist tatsächlich willkürlich einen unschuldigen Demonstranten erschießen könnte und 2. dass eine solche Tat dann von Ärzten, Juristen und der Polizeigewerkschaft vertuscht werden könnte. Es hat sehr, sehr lange gedauert, bis ich mich zu dem Schluss durchringen konnte, dass es sich da um Tatsachen handelte.
Als plötzlich herauskam, Kurras, der Mörder, sei ein DDR-Agent gewesen, war ich erst recht perplex. Denn das bedeutete, dass die DDR sozusagen ein Meisterwerk der Spionagetätigkeit vollbracht hatte, das ich ihr nie zugetraut hätte. Ein Meisterwerk, insofern dieser Mord erheblich dazu beigetragen hat, das Vertrauen in die Behörden der BRD zu erschüttern (lange bevor das meinige dadurch erschüttert wurde, dasjenige der jungen Menschen seit 1967, die nah am Geschehen waren) und die 68-er Bewegung in einem Maße befeuerte, welches ohne diesen Mord undenkbar gewesen wäre. Diese offene Wunde hat natürlich auch dazu beigetragen, dass sich die RAF bildete.
Und heute? Heute bin ich unserem Staat gegenüber sehr misstrauisch. Nicht so sehr, weil mein einstiges, einfältiges Vertrauen weg ist, sondern viel mehr, weil ich sehe, dass sich Linke der Behörden bemächtigt haben, deren Verschlagenheit und Skrupellosigkeit mir bekannt ist. Die einstigen 68-er, sie und die, die in ihrem Fahrwasser heranwuchsen, sitzen heute in den Sesseln der Institutionen, und dass sie intoleranter sind, als die, deren Intoleranz sie einst erlitten, das weiß ich sehr gut, denn es ist meine Generation, der die Elite angehört, die mit Merkel an die Macht kam und die unser Land seit 2011 zugrunde richtet.
Fazit: der heutigen politischen Kaste traue ich alles zu. Deshalb steht in der Überschrift dieses Posts das Wort "angeblich".
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