Stationen

Donnerstag, 30. Mai 2024

LePenismus


Das Muster ist jedes Mal das gleiche: Geschieht irgendwo etwas, das die Politik- und Medienelite unbedingt kleinhalten will, wird irgendwo ein Nazi hinterm Ofen hervorgeholt. Als Angela Merkel dekretierte, dass es in Chemnitz ausländerfeindliche Hetzjagden gegeben habe, passierte dies vor dem Hintergrund, dass einige Minuten zuvor eben Ausländer einen Besucher des Chemnitzer Stadtfestes ermordet hatten. Als Correctiv die Lüge von der „Wannseekonferenz 2.0“ in die Welt blies, rüttelten gerade die Bauernproteste am bundesrepublikanischen Konsens, dass die produktiven Kräfte der Gesellschaft bitte schön arbeiten und nicht protestieren sollten.

Und jetzt wird ein mit einem dümmlichen Text versehener, aber schon seit Monaten auf vielen Jahrmärkten und Volksfesten gesungener Tanztitel zum Skandalon, zeitgleich mit den Kommunalwahlergebnissen in Thüringen, die für alle bisherigen Regierungsparteien von Linke bis CDU ein waschechtes Desaster darstellen.

Zu einer Theorie der Macht gehört auch, dass die relevanten gesellschaftlichen Kräfte in Deutschland sich geschworen haben, so etwas wie die Ereignisse auf der Kölner Domplatte Silvester 2015 nie wieder über sich ergehen lassen zu müssen, ohne nicht zeitgleich irgendetwas mit Nazi aus dem Hut zaubern zu können. Der Bedarf an Nazis in Deutschland ist dementsprechend riesig, weswegen selbst läppische Ereignisse hochgejazzt werden müssen, um diese Nachfrage zu erfüllen. Der Bundespräsident zeigte sich beunruhigt, der Bundeskanzler seinen Ekel, die Bundestagspräsidentin forderte sogleich – wörtlich – die Höchststrafe, die Innenministerin sprach von einem zutiefst menschenverachtenden Verhalten. 

Während zeitgleich die Humboldt-Universität von einem antisemitischen Mob besetzt wird und die Universitätsleitung nichts Besseres zu tun hat, als die Fotos der Verwüstungen und Hassparolen, die dieser Mob in den Universitätssälen hinterlassen hat, hochoffiziell zu verbieten. Merke: Die Nachfrage nach mordenden Islamisten, fanatischen antisemitischen Moslemfreunden, nach linken Gewalttätern und ausländischen Einmännern ist restlos gedeckt, während bei Nazis erhebliche Marktknappheit herrscht. 

Und natürlich gelten bei denen, die man dann Nazis nennt, keinerlei rechtsstaatliche Standards, weswegen eine nach Außen zivilisierte Elite bei Nazis mal so richtig die Sau rauslassen darf: Private Treffen können abgehört, Fotos und Videos unverpixelt veröffentlicht und Arbeitsverträge einfach fristlos gekündigt werden. Anders kann man nicht erklären, dass jeder dahergelaufene Vergewaltiger und Mörder ausschließlich verpixelt in den Medien erscheint, während irgendwelche Kaschmir-Betrunkenen auf Sylt sofort mit Klarbild, -namen und Adresse an den politischen und medialen Pranger gestellt werden. Der Kampf gegen Nazis ist der schöne große Teppich, unter den man alle realen Probleme einfach kehren kann.

Erinnern Sie sich noch an den jüdischen Studenten, der im Februar dieses Jahres in Berlin von einem pro-palästinensischen Kommilitonen so schwer verprügelt wurde, dass er mit Knochenbrüchen im Gesicht und einer Hirnblutung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste? Es wurden dann Stimmen laut, die eine Exmatrikulation des brutalen Schlägers forderten, aber die Freie Universität Berlin teilte sofort mit, dass Exmatrikulationen nach dem Hochschulgesetz nicht möglich seien.

Nun, eines der im Sylter Video gezeigten Mädchen ist Studentin in Hamburg und bei ihr wurde sofort ein Exmatrikulationsverfahren eingeleitet. Hausverbot an der Hamburger Universität hat sie nach Veröffentlichung des Videos sofort erhalten. Es sind diese Auswüchse an Doppelstandards, die weder etwas mit Gerechtigkeit noch mit der Würde des Menschen zu tun haben. Die Bewertung eines Liedes unterhalb der Strafbarkeitsschwelle als gefährlicher und böser als jede schwerste körperliche Gewaltanwendung, ist so maßlos, dass man nur folgern kann, dass es ausschließlich um die Erniedrigung derer geht, die sich an die von einer Elite immer enger gezogenen Tabubezirke nicht halten wollen. 

Und die Nachfrage nach Nazis wird auch in den kommenden Monaten nicht abnehmen, weil Nazi das Letzte ist, das zwischen allen gesellschaftlich relevanten Kräften so etwas wie Einmütigkeit herstellt. Von Strack-Zimmermann über Scholz bis Wagenknecht*: Gäbe es keine Nazis, man müsste sie erfinden. Bis zu den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im September dieses Jahres werden wir also noch viele, viele Erfindungen von Nazis über uns ergehen lassen müssen. Sie sind für den Machterhalt dieser verfaulten Elite eminent wichtig.   Vahlefeld

*und Le Pen!!

Le Pen hat es im Schweiße ihres Angesichts geschafft, den Gestank der Shoah los zu werden (als sie mit Schönhuber fotografiert wurde, hatte Claude Lanzmann noch nicht seine epische Dokumentation geschaffen). Das kann sie nicht aufs Spiel setzen, und sie weiß, wie wankelmütig die Menge bei heiklen Themen sein kann. Eigentlich hat Krah etwas völlig unverfängliches gesagt! Aber irgendwer muss bei diesem Thema der Schwarze Peter zugeschoben werden. Durch den Rauswurf der AfD besiegeln und festigen Le Pen und Wilders die Akzeptanz, die ihre Wähler ihnen zollen. Wenn Krah weggebürstet hätte, wäre das früher oder später genauso gelaufen, denn schon bei der Diffamierung durch Correctiv solidarisierte sich Le Pen nicht mit Weidel. Hätte Krah weggebürstet, hieße es jetzt wochenlang: "Er weicht Fragen zur SS aus". So etwas kann man nicht wegbürsten, nicht als deutscher Politiker. "Ein Narr selbst nichts zu sagen wagt, nur weil's ein Nazi schon gesagt", reimte schon Eugen Roth.

 




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.