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Montag, 27. Mai 2024

Ehre, wem Ehre gebührt!


 

Die deutschen "Konservativen" hinken wieder einmal hinter dem seit Jahrzehnten belegten historiographischen Kenntnisstand hinterher. Es ist nur noch peinlich. Was mir die AfD immer noch sympathisch macht, ist nur die Tatsache, dass sie von all den Schießbudenfiguren, aus denen die deutsche Politiker- und Journalistenkaste fast ausnahmslos besteht, wenigstens das etwas weniger vertrottelte Personal darstellt. Aber der Reihe nach:

Le Pen kann nicht der AfD zuliebe aufs Spiel setzen, was sie sich im Schweiße ihres Angesichts an Ansehen bei den französischen Wählern (die nicht so geschichtsblind sind wie die deutschen) erarbeitet hat. Zemmour (der Le Pen unterstützt hat bei der letzten Wahl) hat, im Gegensatz zu fast allen Persönlichkeiten der AfD seine sieben Sachen beisammen (wie in Deutschland nur Artur Abramovych). Es ist also keine Schmierenkomödie seitens Le Pen. Die kann sich (nach Claude Lanzmanns Dokumentationsarbeit) nicht erlauben, was der aus der Résistance kommende De Gaulle konnte! De Gaulle und Adenauer wussten schlicht und einfach nicht (trotz Nürnberger Prozess), wie sehr sich die SS und zum Teil auch die Wehrmacht kompromittiert hatten. Das Ausmaß der Verbrechen kam erst im Verlauf von Jahrzehnten allmählich ans Licht, und die Geschehnisse unbestreitbar zu belegen war eine mühselige und langwierige Arbeit. Adenauer wusste immerhin, dass die Befriedung eine heikle Sache war, denn er präzisierte ja die SS betreffend ausdrücklich: "soweit sie ausschließlich als Soldaten ehrenvoll für Deutschland gekämpft haben".

Sich heute auf De Gaulle und Adenauer zu berufen, wäre, als wollte man sich auf Hannah Arendts "Banalität des Bösen" immer noch berufen, obwohl wir inzwischen wissen, dass sie auf Eichmanns schauspielerisches Talent reingefallen war. Oder als wollten wir uns auf Joachim Fests Urteil über Albert Speer verlassen, obwohl inzwischen bewiesen wurde, dass er sich von Albert Speer einen Bären aufbinden ließ.

Im Gegensatz zu den Deutschen sind die Franzosen tatsächlich Patrioten! Sie haben es damit ja auch leichter!! Auch die jüdischen Franzosen oder französischen Juden sind französische Patrioten, Zemmour ist sogar einer der authentischsten Europapatrioten! Und wir Deutschen sind in dieser Hinsicht nicht mal ein Entwicklungsland, ja wir sind ein Abwicklungsland, was Deutschland angeht. Und Europa betreffend sind wir die Farce von der Leine. 

Die AfD wird wahrscheinlich trotz allem recht gut am 9. Juni abschneiden. In Deutschland gibt es ja fast nur noch Schießbudenfiguren, aber die von der AfD bekommen jetzt endlich eine Art Trostpreis für die geduldige Karriereerleidung. Beim Frühschoppen gestern wurde Krahs Geistesabwesenheit glücklicherweise angemessen kommentiert. Noch gibt es ein paar einsam herumlaufende Nashörner, die ihre 7 Sachen beisammen haben, und beim Kontrafunk bündeln sie ihre verstreuten Kräfte und senden sie ins Netz.

Nun wartet Krah erst einmal ab, wie erfolgreich er gewählt wird. Wenn er viel Zustimmung verzeichnen kann, wird er einen Weg finden, um mit diesem Pfunde zu wuchern. Er ist einer, der aus Fehlern lernt. Das wird noch mal interessant. Ich bin gespannt.

Dennoch setze ich keine Hoffnungen mehr in Deutschland, auch nicht in die AfD. Die Luft ist raus. In 11 Jahren des Rumwurschtelns hat kein einziger deutscher Topmanager je den Drang verspürt, sich an die Spitze einer intelligenten Oppositionsbewegung zu stellen. Wir haben zwar Krall und Maaßen, aber sie ziehen nicht am selben Strang. Unsere Großkonzerne werden von Anywheres geleitet, die sich mit Deutschland genauso wenig verbunden fühlen wie Verbrecher vom Schlage eines Habeck, Böhmermann, Buschmann, Spahn oder Lauterbach. Den Niedergang im Bildungswesen beobachte ich seit 1969, als ich ihn zum ersten Mal auf der eigenen Haut erlebte. Seit damals gab es in didaktischer Hinsicht nur eine einzige Verbesserung, die nicht von einem Pädagogen ausging, sondern von dem Biochemiker Frederic Vester. In der Biologie habe ich die von Steven J. Gould ausgehenden Impulse zunächst begrüßt; inzwischen wurden auch diese jedoch durch Übertreibung und Willkür entstellt und tragen zur negativen Bilanz bei. Die Verschlechterungen sind insgesamt ohne Zahl. Selbst vom Max Planck Institut gehen Impulse aus, die mich schreiend davonlaufen lassen. Ganz zu schweigen von den "geisteswissenschaftlichen" Instituten. Ich warte seit langem auf eine Umkehr dieser abschüssigen Tendenz, aber es wurde nur immer schlimmer, in einem Maße, das ich inzwischen als pathologisch ansehe, und ich kann nun nicht mehr glauben, dass sie noch erfolgen wird. Die Kraft, um selber zu einer solchen Wendung beizutragen, besaß ich nicht mehr, seit ich in meiner frühen Jugend erkrankte. Meine Kräfte reichten seit 1971 gerade noch, um die Entwicklungen in Deutschland und in Italien im Auge zu behalten, zu vergleichen, zu verstehen und teilweise auch vorauszusehen, im Guten wie im Schlechten. Aber dass sich die Dinge in Deutschland so zum Schlechten entwickeln könnten, wie seit 2011 und vor allem seit Herbst 2014 geschehen, das hätte ich nicht für möglich gehalten und ist mir eine bittere Lehre. Ich weiß nicht, ob der Point of no Return schon überschritten ist, aber es sieht m.E. danach aus.

P.S.: Es ist der SS zu verdanken, dass Europa nicht von Spitzbergen bis Gibraltar unter Stalins Fuchtel geraten ist, aber wenn Le Pen Präsidentin werden will, dann empfiehlt es sich für sie nicht nur, diese Tatsache nicht an die große Glocke zu hängen, sondern sie nicht einmal zu erwähnen und notfalls auch zu leugnen. Nicht Geschichtsrevisionismus, sondern Hesperialismus muss das Anliegen europäischer Konservativer sein. Nicht Stalin muss heute bekämpft werden, sondern der Größenwahnsinn des Islam und die schamlose Unbefangenheit der Muslime.

P.P.S.: Ich hoffe, die AfD begreift irgendwann, dass nie irgendeine konservative Partei Italiens oder Frankreichs je mit ihr am gleichen Strang ziehen wird. Genauer gesagt: Wer auch immer aus Italien kommend deutsche Unterstützung sucht, wird dabei nie das Interesse der Allgemeinheit oder wenigstens Europas im Auge haben (und schon gar nichts Deutschlands Interesse), sondern immer nur das Interesse Italiens (oder der Partei, die der generische Er repräsentiert). Ich wusste es schon, als Frauke Petry die LEGA nach Koblenz einlud. Die Deutschen aber werden es wohl nie begreifen, dass sich diejenigen Italiener, die den Süditalienern vorwerfen, auf Kosten des Nordens zu leben (während die Ex-, Post-, und Noch-Kommunisten dem Norden Italiens vorwerfen, den Süden auszubeuten), sofort alle zu Kommunisten werden und anfangen, gegen das Vierte Reich zu polemisieren, sobald Deutschland ihnen deren eigene Melodie vorsingt. Salvini sang in Koblenz die Ballade vom "aus eigener Kraft" Probleme lösen und Krisen bewältigen. Aber ich gehe davon aus, dass Kubitschek nicht auf ihn hereingefallen ist, denn ich habe gelesen, was Kubitschek nach seinem Abend mit der Lega auf der Piazza del Popolo zu erzählen hatte.



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