Stationen

Sonntag, 12. Mai 2024

Ein sehr interessantes Interview (am Muttertag)

Bettina Röhl spricht über ihre Mutter. Sehr freimütig, aufrichtig und glaubwürdig. Was Sie über die Beziehung zu ihrer Mutter äußert, über die Erwartungen, die ihre Mutter an sie stellte, scheint mir besonders glaubwürdig zu sein. Denn, trotz aller inhaltlichen Unterschiede, ihr Argumentations- Denk- und Schreibstil ist auf frappierende Weise dem Ulrike Meinhofs ähnlich, vor allem in früheren Schriften (inzwischen hat eine Verfeinerung, Differenzierung und Reifung stattgefunden, zu der es bei ihrer Mutter nicht mehr kam). Da bestand eine Affinität, die wahrscheinlich biogenetisch ist.

Es tut richtig gut, diese Erzählungen zu hören, die inhaltlich außerordentlichüberzeugend sind. Ich hatte sogar ein Dejàvue! Das Schrecklichste für mich war damals, dass es nur zwei Meinungen (die felsenfeste Überzeugungen waren) gab: Die einen waren sicher, dass es Mord war, die andern, dass es Selbstmord war. Niemand sagte: "Ich weiß es nicht". Diese Unfähigkeit, Unsicherheit zu ertragen und die Zwanghaftigkeit, unbedingt ein endgültiges Urteil fällen zu wollen, fand ich schrecklich. Und heute finde ich sie wieder schrecklich hinsichtlich der Kriege in Ukraine und Gaza.

 

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