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Mittwoch, 29. Mai 2024

Ritterlichkeit, statt SS


Der jüngste Skandal um den AfD-Politiker Maximilan Krah zeigt deutlich, woran die Rechte in Deutschland krankt: Statt sich auf die Blüte Europas, auf das Christentum, seine Wunder und Heiligen zu konzentrieren, wird immer wieder auf die zwölf neuheidnischen Jahre des Nationalsozialismus verwiesen – und damit der eigene Untergang gewählt.

Man sagt, man könne in Frankreich nicht Katholik sein, ohne gleichzeitig stolzer Franzose zu sein. Umgekehrt ist es wohl auch schwer, wirklich Franzose zu sein, wenn man das Erbe der ältesten* Tochter der Kirche ablehnt. In Deutschland scheint das anders zu sein. Worauf sich die deutsche Rechte meist beruft, ist das 19. Jahrhundert, oft genug gefolgt von irgendwelchen seltsamen Ansichten über das Dritte Reich. Wer so Politik machen will, muss scheitern – vor allem in anderen europäischen Ländern. In Italien wissen Meloni und Salvini, dass man die Kultur nicht ohne das Christentum verteidigen kann. In Frankreich trifft man bei der jährlichen Wallfahrt nach Chartres viele patriotische Franzosen.

In Deutschland fehlt dieses Bewusstsein. Deshalb fragt man sich, was man eigentlich „wiederherstellen“ will. Für welches Deutschland will man eigentlich alles? David Engels macht in seinem Kommentar in „Tichys Einblick“ deutlich, wofür man sich eigentlich einsetzen sollte: „Wie wäre es, endlich einmal die monomanische preußen-lastige Fixierung auf den „alten Fritz“, Bismarck und das Dritte Reich zu überwinden und etwa auf den europäischen Reichsgedanken** des 10., den geistigen Höhenflug*** des 13., die Innerlichkeit**** des 16. oder die künstlerische Blüte***** des 18. Jahrhunderts zu verweisen? Solange ein politischer Mainstream deutsche Identität auf 1933 bis 1945 reduziert und die deutsche Rechte nichts Besseres findet, als geschmacklos zu beteuern, dass damals letztlich doch „nicht alles schlecht“ war, dürfte der Teufelskreis des deutschen identitären Sonderwegs nie überwunden werden, sondern seine Spurrillen sich nur immer tiefer eingraben.

Von der Kaiserkrönung Karls des Großen am 25. Dezember 800 in Rom bis 1806 bestand das Heilige Römische Reich. In dieser Zeit wurden die Grausamkeiten des Heidentums bezwungen, ein deutscher Kaiser heiliggesprochen (Heinrich II.******), Hildegard von Bingen wirkte im Rheinland und deutsche Zisterzienser machten den Osten urbar, die Schule von Salamanca verfasste die ersten Menschenrechte, atemberaubende Kathedralen und Klöster versetzen die Welt in Staunen. Im 18. Jahrhundert entstanden wunderschöne Kunstwerke, die man noch heute in den Vatikanischen Museen bewundern kann.

Und was macht die deutsche Rechte? Sie philosophiert über Nietzsche und Heidegger. Ein Trauerspiel, ein deutscher Sonderweg, der fern von allen Sonnen in der Nacht der Uneigentlichkeit endet. 

Alles, was Europa und Deutschland groß und schön gemacht hat, beruht auf dem Christentum. Europas Größe ist das Christentum, das Erbe des Alten Testaments, die Philosophie der alten Griechen und die Erlösung durch Jesus Christus. Das ist kein schmalziges Pathos, das ist unsere geschichtliche Realität, die einzige, auf die wir stolz und für die wir dankbar sein können und die einzige, für die es sich zu kämpfen lohnt.   cathwalk

 

*Die Goten (und nach ihnen noch lange Zeit die Langobarden) waren arianische Christen. Nicht genug damit, dass dies in Deutschland kaum ein Abiturient weiß, hat man manchmal fast den Eindruck, deutsche Konservative träumten davon, wenn überhaupt, dieses vorkatholische Christentum wieder aufleben zu lassen, das mehr mit Kathrin Göring-Eckart und dem Synodalen Weg gemeinsam hat als mit Tradition und Bewahrung europäischer Kultur. Davon abgesehen ist es noch nicht lange her, seit man davon ausgehen konnte, dass kein Land so atheistisch ist wie Frankreich. Und dass Le Pen besonders viel an christlicher Tradition liegt bezweifle ich ebenfalls. 

**Otto der Große

***Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Dante, Meister Eckart

****Erasmus, Luther, Zwingli, Calvin...? Ich würde die Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts (sowie Denker wie Nikolaus von Kues, Marsilio Ficino, Pico della Mirandola und Niccolò Machiavelli) als mindestens so bedeutend wie die protestantischen Reformer und ihre jesuitischen Widersacher ansehen. Vor allem graut mir vor der politischen Bezugnahme auf die Reformatoren, auf Kolumbus, Kopernikus, Galilei und Kepler, weil diese Namen durch eine inzwischen über 100 Jahre alte Fehlentwicklung an Universität und Gymnasium in Nordeuropa Assoziationen wecken, die völlig falsch sind. Die dreisteste der Lügen besteht in der Behauptung, die "herrschende Kultur" habe (bevor Kolumbus sie widerlegt habe) behauptet, die Erde sei eine Scheibe, es geht weiter damit, das Mittelalter zu einer Zeit der Hexenverfolgung abzustempeln, obwohl der zum aufklärerischen Helden stilisierte Luther ein Befürworter von Hexenprozessen war und der Hexenverfolgungswahn erst durch seine Reformation so richtig Fahrt aufnahm. Und erst Friedrich von Spee im 17. Jahrhundert besaß genug gesunde Innerlichkeit, um anonym dagegen anzuschreiben. Damit nicht genug, stimmt auch die Skandalsoapopera Galilei betreffend nicht. Dennoch wurde diese Soap ebenfalls zum Fundament der Verachtung, die der Norden gegenüber dem Süden völlig zu unrecht hegt.

*****Einverstanden, besonders die Musik betreffend und diesmal auch ausdrücklich die deutsche Musik betreffend. Da künstlerische Blüte in Europa, ja sogar in Deutschland, nicht nur aus Musik besteht, sondern auch die Architektur, Bildhauerei und Malerei betrifft, wüsste ich nicht, weshalb erst das 18. Jahrhundert zum Bezugspunkt werden sollte. Ich würde generell bei der "gotischen" Baukunst ansetzen (die eigentlich eine frankonormannische mit arabischem Akzent ist) und speziell beim Naumburger Dom und Uta von Ballenstedt anknüpfen (zumal es Zeit wäre, dass deutsche Abiturienten erfahren, dass Schneewittchens böse Stiefmutter bei Walt Disney die Züge von Uta verliehen wurden).

******Wenigstens in Franken sollte man in der Lage sein, die Bedeutung dieses Kaisers zu würdigen!!

Bamberger Reiter

Du Fremdester brichst noch als echter sproß
Zur guten kehr aus deines volkes flanke
Zeigt dieser dom dich nicht: herab vom roß
Streitbar und stolz als königlicher franke!

Dann bist du leibhaft in der kemenat
Gemeißelt - nicht mehr Waibling oder Welfe,
Nur stiller künstler, der sein bestes tat.
Versonnen wartend bis der himmel helfe.     Stefan George

Und wenn Bamberg nicht reicht, dann hilft vielleicht der Schweinfurter Friedrich Rückert?

Seit Merkel die CDU sozialdemokratisiert hat, ist Deutschland auf dem Weg in eine atheistische Theokratie. Die mit Abstand beste Analyse der gegenwärtigen Lage, trug Homburg vor. Wie sehr leider auch die besseren Analysten die Lage verkennen können, sieht man, wenn man Bolz und Markel zuhört. Immerhin ergänzen sie einander: Markel verkennt, was die Mehrheit der Muslime anstrebt! (ich beobachte diesen Menschenschlag schon 3 Jahre länger als er; auch ich sehe nicht nur die Schattenseiten der islamischen Kultur), aber er versteht es, den FDPler Bolz darüber zu belehren, dass es um Wissenschaft und Wirtschaft im Westen nicht so gut steht, wie noch vor 20 Jahren. Markel ist, was Mentalitäten angeht, genauso einfältig und zuversichtlich wie Ulrike Guérot. Bolz überschätzt die Fähigkeiten vor allem der deutschen Unternehmer und Arbeiter. Die Inder sagten schon vor 20 Jahren: "In 20 Jahren werdet Ihr uns so sehr brauchen wie wir Euch heute". Das hätte zu einem Ruck unter deutschen Topmanagern führen müssen. Aber das sind lauter Anywheres. Und Bolz hat den Knall nicht gehört. Er scheint nicht mal gemerkt zu haben, dass selbst die amerikanischen Mathematikerpreise von Chinesen abgeholt werden. Und dass die besten angelsächsischen Universitäten zu 90% von asiatischen Studenten besucht werden. Und das sind keine Studierenden wie Baerbock in London.

 Le Pen hat es im Schweiße ihres Angesichts geschafft, den Gestank der Shoah los zu werden (als sie mit Schönhuber fotografiert wurde, hatte Claude Lanzmann noch nicht seine epische Dokumentation geschaffen). Das kann sie nicht aufs Spiel setzen, und sie weiß, wie wankelmütig die Menge bei heiklen Themen sein kann. Eigentlich hat Krah etwas völlig unverfängliches gesagt! Aber irgendwer muss bei diesem Thema der Schwarze Peter zugeschoben werden. Durch den Rauswurf der AfD besiegeln und festigen Le Pen und Wilders die Akzeptanz, die ihre Wähler ihnen zollen. Wenn Krah die Frage von La Repubblica weggebürstet hätte, wäre das früher oder später genauso gelaufen, denn schon bei der Diffamierung durch Correctiv solidarisierte sich Le Pen nicht mit Weidel. Hätte Krah weggebürstet, hieß es jetzt wochenlang, er weicht Fragen zur SS aus. So etwas kann man nicht wegbürsten, nicht als deutscher Politiker. "Ein Narr selbst nichts zu sagen wagt, nur weil's ein Nazi schon gesagt", reimte schon Eugen Roth. Und deshalb hat das deutsche Bürgertum schon vor 50 Jahren lieber geschwiegen als seine Gedanken auszusprechen. Heute schweigt es nicht nur, sondern es kuscht.

Das Problem des deutschen Konservatismus ist, dass das Bürgertum schon vor 50 Jahren versagte, als es den 68ern nichts entgegenzusetzen hatte (obwohl es Arnold Gehlen gab, Konrad Lorenz, Irenäus von Eibl-Eibesfeld großartige Arbeit leisteten, Hellmut Diwald 1978 sein Buch "Die Geschichte der Deutschen" veröffentlichte, Ernst Jünger 1957 "An der Zeitmauer" geschrieben hatte, es seit langem Egon Friedells "Kulturgeschichte" gab, also gute Literatur auf der Höhe der Zeit vorhanden war) und sich an den Universitäten aus der kulturpolitischen Konfrontation heraushielt, während die 68er hochmotiviert aktualisierende Texte hervorbrachten und daran arbeiteten, die Deutungshoheit zu übernehmen. Die Studentencorps huldigten vor ihren Kriegerdenkmälern in einer Ecke des Gartens ihrer neogotischen Corpshäuser, als wenn es nur den Triumph über Napoleon III. und dann die Schmach von Versailles und den verlorenen 2. WK gäbe. Eine derartig verstümmelte "Traditionslinie" ist gar keine, sondern nur eine muffig gewordene Mode aus der Zeit des Zweiten Reichs, als die Fußballvereine (Eintracht, Borussia etc.) und die meisten Studentencorps (Concordia, Borussia etc.) entstanden waren, um lokale Eigenständigkeit wenigstens in ritualisierter Form weiterleben zu können, indem man sich einen Namen gab, der regionale Verwurzelung simulieren sollte. Diese neogotischen, bürgerlichen Akademikerverbände, die als Echo der Landsmannschaften entstanden, als der Adel an Bedeutung verlor (in Frankreich hatte die Bourgeoisie ihren eigenen Kaiser, in Deutschland hatte der Kaiser ein Bürgertum), haben eine ganze Menge mit Neuschwanstein gemein: das Bürgertum äffte jetzt den Adel nach, weil es zum Geistesadel geworden war und der bürgerliche Anarchist Wagner eine germanische Renaissance in Szene setzte. Ernst Jünger sagte einmal sehr richtig "Eine Revolution, die nur 100 Jahre alt ist, ist nicht viel wert und eine Tradition, die nur 100 Jahre alt ist, auch nicht". Die meisten Studentenverbindungen, die als Träger der bürgerlichen Kultur gelten müssen, sind jünger als die USA! Die historiographische Demenz wurde vielen Studentencorps schon in die Wiege gelegt. Nicht einmal die eigene Geschichte scheinen sie zu kennen. Und das deutsche Nationalbewusstsein, das man in diesen Kreisen antrifft, ist nicht kulturhistorisch in der lokalen Umgebung verwurzelt (wie noch die Heidelberger Studentenschaft zur Zeit Mark Twains, dem nichts besseres einfiel, als sie zu bespötteln) und ist mit seinem Zombietraditionalismus eher nur ein etwas lauteres Beispiel für die historiographische Demenz, die inzwischen für ganz Deutschland charakteristisch ist (die Corps singen wenigstens noch ein paar Lieder aus dem Kommersbuch). Wenn an den Kriegerdenkmälern wenigstens auch die Schlacht am Lechfeld, der 30jährige Krieg, die Plünderungen des Pfaelzischen Erbfolgekriegs erwähnt würden! Ganz zu schweigen von der Rettung Wiens durch Jan Sobienski, den Meriten des besungenen edlen Ritters Eugen! Oder von der dichterischen Blüte der Barockdichtung etwas zu sehen wäre, die ohne den 30jährigen Krieg nicht möglich gewesen wäre. Geschichtsdemenz, wohin das Auge blickt! Es waren nicht nur die Deutschlehrer, die den Konservatismus in Deutschand ruiniert haben, indem sie stante pede nach 1968 anfingen, die Klassiker zu verhöhnen. Es waren vor allem die konservativen "Bildungsbürger", die studiert hatten, bevor es BAFöF gab, die für Fack ju Göthe verantwortlich gemacht werden müssen. Denn sie verwechselten ständig Wilhelm Goethe mit Johann Wolfgang von Busch und zitierten von Goethe ausschließlich Platitüden und von Busch gehässige Herabsetzungen, die er auf ein gewissen Milieu von Nichtsnutzen gemünzt hatte, die das Union wählende Akademikermilieu aber auf alle neueren kulturellen Erscheinungen anzuwenden pflegte. David Boos trifft den Nagel auf den Kopf: Außer Bismarck wird nichts aus der Truhe der deutschen Kulturgeschichte hervorgeholt. In Italien gibt es sogar einen nach Regionen gegliederten Literaturatlas, der die Beiträge jeweils lokaler Traditionen zum gemeinsamen Erbe Italiens gewichtet! Atlante-della-letteratura-per Regioni. Der toskanische Komiker Roberto Benigni füllte im Sommer Plätze mit Tausenden von Zuhörern, indem er Dante auswendig vortrug und erläuterte!! 
 
Undenkbar in Deutschland: statt Thüringen als Herz deutscher Kultur neben das Rheinland zu stellen, wo der Anschluss an Rom stattfand, faselt man davon, in Hannover (einer Stadt, die besonders durch kulturgeschichtliche Bewusstlosigkeit glänzt) spreche man das beste Deutsch. Sozusagen ein Sterilitätsideal als Leitkultur der BRD. Und die, die heute die Tradition bemühen, gestalten vorwiegend den Wiederaufguss dieser unsäglichen Melange aus pseudolutherischen Klischees, Goetheplatitüden, gehässigen Buschzitaten, Faconeigentumsseligwerdung, Bismarcknostalgie und Unfähigkeit, verantwortlich aus den Fehlentwicklungen der hitleristischen Explosion der Stärke die nötigen, vernünftigen Schlüsse zu ziehen. 
Höcke sprach wenigstens weinerlich von 1000 Jahren. Aber er nannte aus diesen 1000 Jahren bisher keine Wegmarken, an denen man sich als deutscher Patriot entlanghangeln könnte, um eine verlorengegangene deutsche Identität zusammenzubasteln, die die Abrissbirne stilllegen könnte, die nach der Geschichtsenteignung nun auch auch noch BMW, VW und Mercedes plattwalzt und demnächst wohl in China hergestellte Fahrräder von Siemens und Bosch hervorbringt und nur noch internationalistische OneWorldPhantasterei als Leitwert zulässt.


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