Der jüngste Skandal um den AfD-Politiker Maximilan Krah zeigt deutlich, woran die Rechte in Deutschland krankt: Statt sich auf die Blüte Europas, auf das Christentum, seine Wunder und Heiligen zu konzentrieren, wird immer wieder auf die zwölf neuheidnischen Jahre des Nationalsozialismus verwiesen – und damit der eigene Untergang gewählt.
Man sagt, man könne in Frankreich nicht Katholik sein, ohne gleichzeitig stolzer Franzose zu sein. Umgekehrt ist es wohl auch schwer, wirklich Franzose zu sein, wenn man das Erbe der ältesten* Tochter der Kirche ablehnt. In Deutschland scheint das anders zu sein. Worauf sich die deutsche Rechte meist beruft, ist das 19. Jahrhundert, oft genug gefolgt von irgendwelchen seltsamen Ansichten über das Dritte Reich. Wer so Politik machen will, muss scheitern – vor allem in anderen europäischen Ländern. In Italien wissen Meloni und Salvini, dass man die Kultur nicht ohne das Christentum verteidigen kann. In Frankreich trifft man bei der jährlichen Wallfahrt nach Chartres viele patriotische Franzosen.
In Deutschland fehlt dieses Bewusstsein. Deshalb fragt man sich, was man eigentlich „wiederherstellen“ will. Für welches Deutschland will man eigentlich alles? David Engels macht in seinem Kommentar in „Tichys Einblick“ deutlich, wofür man sich eigentlich einsetzen sollte: „Wie wäre es, endlich einmal die monomanische preußen-lastige Fixierung auf den „alten Fritz“, Bismarck und das Dritte Reich zu überwinden und etwa auf den europäischen Reichsgedanken** des 10., den geistigen Höhenflug*** des 13., die Innerlichkeit**** des 16. oder die künstlerische Blüte***** des 18. Jahrhunderts zu verweisen? Solange ein politischer Mainstream deutsche Identität auf 1933 bis 1945 reduziert und die deutsche Rechte nichts Besseres findet, als geschmacklos zu beteuern, dass damals letztlich doch „nicht alles schlecht“ war, dürfte der Teufelskreis des deutschen identitären Sonderwegs nie überwunden werden, sondern seine Spurrillen sich nur immer tiefer eingraben.“
Von der Kaiserkrönung Karls des Großen am 25. Dezember 800 in Rom bis 1806 bestand das Heilige Römische Reich. In dieser Zeit wurden die Grausamkeiten des Heidentums bezwungen, ein deutscher Kaiser heiliggesprochen (Heinrich II.******), Hildegard von Bingen wirkte im Rheinland und deutsche Zisterzienser machten den Osten urbar, die Schule von Salamanca verfasste die ersten Menschenrechte, atemberaubende Kathedralen und Klöster versetzen die Welt in Staunen. Im 18. Jahrhundert entstanden wunderschöne Kunstwerke, die man noch heute in den Vatikanischen Museen bewundern kann.
Und was macht die deutsche Rechte? Sie philosophiert über Nietzsche und Heidegger. Ein Trauerspiel, ein deutscher Sonderweg, der fern von allen Sonnen in der Nacht der Uneigentlichkeit endet.
Alles, was Europa und Deutschland groß und schön gemacht hat, beruht auf
dem Christentum. Europas Größe ist das Christentum, das Erbe des Alten
Testaments, die Philosophie der alten Griechen und die Erlösung durch
Jesus Christus. Das ist kein schmalziges Pathos, das ist unsere
geschichtliche Realität, die einzige, auf die wir stolz und für die wir dankbar sein
können und die einzige, für die es sich zu kämpfen lohnt. cathwalk
*Die Goten (und nach ihnen noch lange Zeit die Langobarden) waren arianische Christen. Nicht genug damit, dass dies in Deutschland kaum ein Abiturient weiß, hat man manchmal fast den Eindruck, deutsche Konservative träumten davon, wenn überhaupt, dieses vorkatholische Christentum wieder aufleben zu lassen, das mehr mit Kathrin Göring-Eckart und dem Synodalen Weg gemeinsam hat als mit Tradition und Bewahrung europäischer Kultur. Davon abgesehen ist es noch nicht lange her, seit man davon ausgehen konnte, dass kein Land so atheistisch ist wie Frankreich. Und dass Le Pen besonders viel an christlicher Tradition liegt bezweifle ich ebenfalls.
***Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Dante, Meister Eckart****Erasmus, Luther, Zwingli, Calvin...? Ich würde die Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts (sowie Denker wie Nikolaus von Kues, Marsilio Ficino, Pico della Mirandola und Niccolò Machiavelli) als mindestens so bedeutend wie die protestantischen Reformer und ihre jesuitischen Widersacher ansehen. Vor allem graut mir vor der politischen Bezugnahme auf die Reformatoren, auf Kolumbus, Kopernikus, Galilei und Kepler, weil diese Namen durch eine inzwischen über 100 Jahre alte Fehlentwicklung an Universität und Gymnasium in Nordeuropa Assoziationen wecken, die völlig falsch sind. Die dreisteste der Lügen besteht in der Behauptung, die "herrschende Kultur" habe (bevor Kolumbus sie widerlegt habe) behauptet, die Erde sei eine Scheibe, es geht weiter damit, das Mittelalter zu einer Zeit der Hexenverfolgung abzustempeln, obwohl der zum aufklärerischen Helden stilisierte Luther ein Befürworter von Hexenprozessen war und der Hexenverfolgungswahn erst durch seine Reformation so richtig Fahrt aufnahm. Und erst Friedrich von Spee im 17. Jahrhundert besaß genug gesunde Innerlichkeit, um anonym dagegen anzuschreiben. Damit nicht genug, stimmt auch die Skandalsoapopera Galilei betreffend nicht. Dennoch wurde diese Soap ebenfalls zum Fundament der Verachtung, die der Norden gegenüber dem Süden völlig zu unrecht hegt.
*****Einverstanden, besonders die Musik betreffend und diesmal auch ausdrücklich die deutsche Musik betreffend. Da künstlerische Blüte in Europa, ja sogar in Deutschland, nicht nur aus Musik besteht, sondern auch die Architektur, Bildhauerei und Malerei betrifft, wüsste ich nicht, weshalb erst das 18. Jahrhundert zum Bezugspunkt werden sollte. Ich würde generell bei der "gotischen" Baukunst ansetzen (die eigentlich eine frankonormannische mit arabischem Akzent ist) und speziell beim Naumburger Dom und Uta von Ballenstedt anknüpfen (zumal es Zeit wäre, dass deutsche Abiturienten erfahren, dass Schneewittchens böse Stiefmutter bei Walt Disney die Züge von Uta verliehen wurden).
******Wenigstens in Franken sollte man in der Lage sein, die Bedeutung dieses Kaisers zu würdigen!!
Du Fremdester brichst noch als echter sproß
Zur guten kehr aus deines volkes flanke
Zeigt dieser dom dich nicht: herab vom roß
Streitbar und stolz als königlicher franke!
Dann bist du leibhaft in der kemenat
Gemeißelt - nicht mehr Waibling oder Welfe,
Nur stiller künstler, der sein bestes tat.
Versonnen wartend bis der himmel helfe. Stefan George
Und wenn Bamberg nicht reicht, dann hilft vielleicht der Schweinfurter Friedrich Rückert?
Le
Pen hat es im Schweiße ihres Angesichts geschafft, den Gestank der
Shoah los zu werden (als sie mit Schönhuber fotografiert wurde, hatte
Claude Lanzmann noch nicht seine epische
Dokumentation geschaffen). Das kann sie nicht aufs Spiel setzen, und sie
weiß, wie wankelmütig die Menge bei heiklen Themen sein kann.
Eigentlich hat Krah etwas völlig unverfängliches gesagt! Aber irgendwer
muss bei diesem Thema der Schwarze Peter zugeschoben werden. Durch den
Rauswurf der AfD besiegeln und festigen Le Pen und Wilders die
Akzeptanz, die ihre Wähler ihnen zollen. Wenn Krah die Frage von La Repubblica weggebürstet hätte,
wäre das früher oder später genauso gelaufen, denn schon bei der
Diffamierung durch Correctiv solidarisierte sich Le Pen nicht mit
Weidel. Hätte Krah weggebürstet, hieß es jetzt wochenlang, er weicht Fragen zur SS aus. So etwas kann man nicht wegbürsten, nicht als
deutscher Politiker. "Ein Narr selbst nichts zu sagen wagt, nur weil's
ein Nazi schon gesagt", reimte schon Eugen Roth. Und deshalb hat das deutsche Bürgertum schon vor 50 Jahren lieber geschwiegen als seine Gedanken auszusprechen. Heute schweigt es nicht nur, sondern es kuscht.
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