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Sonntag, 26. Mai 2024

Ohren auf, Verheugen spricht!

Verheugen hat mich immer wieder mit vernünftigen Überlegungen überrascht. Er ist ein merkwürdiger Wechselbalg, aber auch ein bemerkenswerter. Er ist ein gewissenhafter Mann, der immer sehr wohlüberlegt Stellung nimmt. Petra Erler kannte ich noch nicht, und ich bin beeindruckt von ihren seriösen Darlegungen.

Ich kann mich noch an die Zeit der politischen und persönlichen Freundschaft  Berlusconis mit Putin erinnern. Berlusconi unterstützte Putins Gedanken, der NATO beizutreten. Als die Twin Towers einstürzten, dachte ich, das sei der Moment, der die USA und die Российская Федерация zusammenschweißen könnte. Und man traf sich ja einige Tage danach auch. Aber dem folgte: nichts.


Der größte Fehler, den man als Politiker, Politologe, Journalist und Zeitdiagnostiker machen kann, ist "aus der Geschichte lernen" zu wollen, wenn es sich um Geschichte handelt, die man nicht selber erlebt hat. Das Ergebnis ist dann nämlich immer ein schematischer, plumper Analogieschluss, bei dem folgende Handlungsweise herauskommt: Das gebrannte Kind scheut das Feuer, fällt - während es noch über Analogien zu vorherigen Situationen in der Vergangenheit nachdenkt - ins Wasser und ertrinkt.

Nur wer die Gegenwart versteht, kann die Vergangenheit verstehen!! Unsere einzige Gewissheit ist die Gegenwart. Ausgehend von dem, was wir heute über die Wirklichkeit wissen (und schon dies ist immer sehr wenig!), können wir auch die Vergangenheit halbwegs einschätzen. Manchmal vielleicht auch etwas bei der Beschäftigung mit der Vergangenheit lernen, was für die Gegenwart von Bedeutung ist. Aber letztlich können nur diejenigen etwas "aus der Geschichte lernen" bzw. einen zusätzlichen Aspekt erkennen, die es eigentlich gar nicht nötig haben. Es stimmt in Hinsicht auf die Historiographie jedenfalls nicht, dass man hinterher immer schlauer ist.

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