Der Stern soll
aber eingefügt werden, um die Sprache für alle Fälle von
Empfindlichkeit, tatsächliche und bloß vorstellbare, einzurichten. Dass
dann die „Mitbürger“ trotzdem nach wie vor vorne stünden und die
„-innen“ nur ein Anhang sind, oder dass die einen mehrere Buchstaben
hätten und die anderen nur ein Bildzeichen, mag andeuten, wie viel
Ungleichheit auch dann noch in der Sprache steckt. Das Biest will sich
einfach nicht fügen.
Wie
beispielsweise soll man den Stern denn aussprechen? Die Auskunft der
Chefredakteurin des Dudens, es gebe auch andere Zeichen, die „nicht eins
zu eins vorgelesen werden können“ (F.A.Z. vom 17. November), hilft hier
nicht weiter. Denn „usw.“, „etc.“ und „z.B.“ haben ja bislang keine
Gerechtigkeits- und Empfindlichkeitsfragen aufgeworfen. Wer sie beim
Sprechen z.B. in „und so weiter“ etc. auflöst, nimmt nur die Abkürzung
wieder zurück. Was aber kürzt der Gender-Stern ab? Gar nichts, er steht
für unabgeschlossene Diversität. Viel Vergnügen bei der Diskussion
darüber, wie man sie „auflöst“, möchte man seinen Freunden zurufen.
Immerhin haben wir aber schon seit dem Sommer einen Vorschlag, wie der
Stern ausgesprochen werden könnte, wenn man ihn denn würde aussprechen
wollen. Gemacht hat ihn ein Linguist aus Berlin, der sogar behauptet, es
habe sich diese Aussprache längst etabliert, ohne allerdings anzugeben,
wo; vielleicht in seinem Seminar. „Das Sternchen“, schreibt der Anglist
Anatol Stefanowitsch von der Freien Universität Berlin in seinem Blog,
werde „durch einen stimmlosen glottalen Verschlusslaut wiedergegeben“.
Klingt schwierig, wird von Stefanowitsch auch abwegig erläutert, meint
aber nur die kleine Pause, die wir beim Sprechen von Worten wie
„Spiegelei“ oder „erinnern“ machen, wenn wir vor „-ei“ und „-innern“
kurz neu ansetzen.
So könne man auch den Stern aussprechen, als Pause. Sie machte dann aus
der Nachsilbe lautlich ein eigenes Wort. Also: „Ärzt in“ (analog zu „all
in“ beim Poker) oder „Ärzt innen“ (so wie „von innen“). Ob es
allerdings jemals zum Ruf „Ist eine Ärzt in im Zug?“ oder dem Satz
„Liebe Mitbürger innen“ kommen wird, ohne dass jemand fragt, ob die
Mitbürger außen nicht mitgemeint sind, dürfen wir der weniger
moralischen als sprachlichen Empfindlichkeit überlassen.