Stationen

Sonntag, 11. November 2018

Historische Demenz & Inkompetenzfestungen

"Wir müssen handeln, wo auch immer die Würde eines anderen verletzt wird. Wir müssen gegensteuern, wenn eine Sprache des Hasses um sich greift", sagte Bundespräsident Steinmeier bei einer Gedenkstunde im Bundestag zum 9. November. Da sind wir aber gespannt, ob sich das Staatsoberhaupt demnächst auch ein paar Moscheen vorknöpft, diese etwa.


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Zum Jahrestag der "Kristallnacht" warnt die Kanzlerin, also jene europäische Politikerin, die sich mit ihrer Politik der sturheil offengehaltenen Grenzen und gleichzeitiger u.a. via Selfie ausgesendeter Lockrufe als nicht ganz unbedeutende Antisemitenimportspediteurin hervorgetan hat, vor dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland – und niemand lacht sie aus. Direkt unter dem Artikel über Merkels Auftritt meldet die online-Ausgabe der FAZ, dass es in Frankreich in den ersten neun Monaten dieses Jahres "fast 70 Prozent mehr antisemitische Übergriffe" gegeben habe, "auch 80 Jahre nach der Reichspogromnacht". (Die deutsch-französische Freundschaft ist inzwischen so eng, dass man sich gemeinsam für die Taten des von Goebbels aufgehetzten SA-Pöbels verantwortlich fühlt; die Bundesregierung erwägt, im Gegenzug die Erschießung des Herzogs von Enghien auf die deutsche Rechnung zu setzen.) "Angriffe auf jüdische Kinder und die Ermordung einer 85-jährigen Holocaust-Überlebenden in ihrer Wohnung in Paris hatten zuletzt in Frankreich für Entsetzen gesorgt", fährt das Qualitätsblatt stilsicher fort. "Im vergangenen Jahr gab es nach offiziellen Angaben 311 antisemitische Übergriffe."

Kein Wort darüber, wer diese Taten verübt haben mag. Also wer? Der alte Le Pen? Unbelehrbare Royalisten? Rechts des Rheins stationierte Pegida-Stoßtrupps? Von Éric Zemmour aufgehetzte Macron-Gegner? Die FAZ recherchiert weiter!

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In der aktuellen Ausgabe der Jungen Freiheit schildert Nicolaus Fest, wie er sich während des Wahlkampfs für seine Bundestagskandidatur im vergangenen Jahr an mehreren Berliner Gymnasien und andernorts Diskussionen mit Schülern und Studenten gestellt habe. Überall sei er durchaus "scharf und unfreundlich" angesprochen worden, unter anderem auch wegen Björn Höckes Forderung nach einer "180-Grad-Wende in der Erinnerungspolitik". Überall habe er, wenn die Situation es erlaubte, darum gebeten, Gegenfragen an seine Gesprächspartner richten zu dürfen. Diese Fragen lauteten beispielsweise: Was war die Emser Depesche, was die Goldene Bulle, was das Mirakel des Hauses Brandenburg? Was beinhalteten die Benesch-Dekrete? Wie hießen die Staatsratsvorsitzenden der DDR? Wann und durch wen wurde die Weimarer Republik ausgerufen? Mit welchem Vertragswerk endete der Dreißigjährige Krieg? Welche Einheit beschwor die SED in ihrem Namen?  
Mit Ausnahme einer winzigen Minderheit historisch Interessierter sei niemand im Auditorium in der Lage gewesen, solche Fragen zu beantworten. "Es herrschte historische Demenz", resümiert Fest. Nicht einmal zum Dritten Reich seien unter den jungen Leuten mehr als nur ein paar Stichworte abrufbar gewesen. Die Kenntnis der kommunistischen Staatsverbrechen tendierte erst recht gegen Null. Deshalb habe er den Scholaren die beruhigende Auskunft erteilen können, ihre Furcht vor einer "Erinnerungswende" sei vollkommen unbegründet. Eine Wende setze voraus, dass man überhaupt in irgendeine Richtung segele. Sie aber lägen "fest vertäut im Hafen des historischen Analphabetismus".
Dieser – also der Analphabetismus, nicht der Hafen – verschränkt sich bekanntlich gern mit moralischer Präpotenz. Sogar ein Berliner Partybürgermeister wusste nicht, wann genau ein gewisser Weltkrieg begonnen hatte, aber wer die Schuld an diesem Krieg trug war, darüber befand er sich sehr genau im Bilde. Die Antworten der Schüler, so Fest, "gingen immer in dieselbe Richtung: Nicht Kenntnis war wichtig, sondern Urteil. Krieg böse, Armut böse, Kolonialisierung böse, Kapitalismus böse." Sie wissen historisch praktisch nichts, können aber alles korrekt bewerten. Für all die Ambivalenzen, von denen die Historie voll ist, besitzen sie kein Organ mehr. Statt Geschichte haben sie "Moralkunde" gelernt. Statt Vielfalt herrscht in den Köpfen die binäre Logik der Hypermoral.
Nichts ist für die Abrichtung folgsamer Untertanen wichtiger, als ihnen den Blick in die reale Geschichte zu verstellen, die Wurzeln – und damit den historisch gegründeten Eigensinn – zu beschneiden und ihnen stattdessen ein Geschichtsbild anzudressieren, aus welchem sie eine moralische Legitimation beziehen dürfen, die zufällig jener ihrer Lehrmeister genau entspricht. Die Ahnungslosigkeit als Grundbedingung für jede Art Karriere.


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Apropos Schüler: "Die besten Schüler der Welt leben in China, Japan, Korea und Vietnam", liest man in der Neuen Zürcher Zeitung. Während unter 1000 zehnjährigen Ostasiaten 320 bis über 500 in die höchste mathematische Leistungsklasse gehören, sind es in der Türkei, Schweden und Deutschland rund 50, in Frankreich 25. Europa stelle nur noch Mittelmaß in den MINT-Fächern, resümiert der Autor des Artikels, Gunnar Heinsohn, Präger des Terminus "Kompetenzfestungen", mit der für ihn typischen Lakonie die weltweit bewunderten Leistungen der deutschen "Gender-Studies" mannhaft ignorierend. (Alexander Wendt brachte unlängst beim Weine für trendige deutsche Bildungseinrichtungen den reizenden Komplementärbegriff "Inkompetenzfestungen" in Vorschlag.) "Wenn auf einmal ein ganz Starker, also China, ins globale Rennen eintritt und lässig wegkonkurrenziert, was an achtbaren, aber doch zweitklassigen Industrien da ist, können einst vielversprechende Tiger nicht einmal mehr Bettvorleger verkaufen", fährt Heinsohn fort. "Alsbald zwei Drittel der Menschheit bleiben unten, wo die Expertise für den Aufbau von Hightech-Branchen fehlt, ohne die es – jenseits von Rohstoffen – keinen Zugang zu den Weltmärkten gibt."

Der abgeschlagene Teil der Menschheit begehre nun Einlass nach Europa. "Mit erhobenen Händen und ohne Waffen" – hier ist Prof. em. Heinsohn nicht ganz auf dem Laufenden – "kommen die Wanderungswilligen an die Grenzen. Gerade ihre bildungsferne Hilflosigkeit beunruhigt, weil sie in modernen Staaten das Recht auf lebenslange Sozialhilfe verleiht. Die Kommenden haben die Uno auf ihrer Seite. Ihr 'Global Compact for Migration' will 'eine sichere, geordnete und geregelte Migration' und 'jederzeit gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung' durch internationale Gerichte einschreiten können." Bis das Niveau so weit ausgeglichen ist, dass weitere Wanderungen obsolet werden.

"Angesichts des deutschen Bildungsfiaskos kann niemand die Ostasiaten davon überzeugen, dass Niveauabsenkung ihre Konkurrenzfähigkeit verbessert. Alle zusammen nehmen jährlich nicht einmal 100 Asylbewerber auf. Weil sie spüren, dass tendenziell Unbeschulbare keinen brauchbaren Ersatz für ihre Rentner liefern, setzen sie auf Roboter und stehen mit über 60 Prozent der installierten Kunstmenschen an der Weltspitze."

Während aus dem Führerbunker die neuen Nerobefehle kommen, sackte die Bundesrepublik "bei der digitalen Zukunftsfähigkeit zwischen 2013 und 2018 vom achten auf den zwanzigsten Platz. Den verbliebenen Talenten winken überall rote Teppiche. Die aus ihren Steuern Versorgten dagegen halten dem Land die Treue."

Weitere Siegesmeldungen von allen Fronten lesen Sie hier. Nachdem der Führer weiland die Russen nur deshalb bis nach Polen gelockt hat, um sie auf verkleinerter Front desto einfacher schlagen zu können, senkt seine späte Amtsnachfolgerin im Kanzleramt nur deshalb den Durchschnitts-IQ in 'schland, um die Dekarbonisierung der Tätervolkswirtschaft desto nachhaltiger (und widerstandloser) ins Werk setzen zu können. Ende der Durchsage.


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Im 21. Jahrhundert trat ein vollkommen neues Phänomen in die Weltgeschichte: Nachdem jahrtausendelang aggressive Imperien um die Vorherrschaft gekämpft hatten, wuchs im Westen plötzlich ein autoaggressives Imperium heran...    MK am 10. 11. 2018


Ein Land mit so weit fortgeschrittener Demenz ist dem Untergang geweiht. Selbst wenn es gerade noch die mp3-Dateien erfunden hat.