"Wir müssen handeln, wo auch immer die Würde eines anderen verletzt
wird. Wir müssen gegensteuern, wenn eine Sprache des Hasses um sich
greift", sagte Bundespräsident Steinmeier bei einer Gedenkstunde im
Bundestag zum 9. November. Da sind wir aber gespannt, ob sich das
Staatsoberhaupt demnächst auch ein paar Moscheen vorknöpft, diese etwa.
***
Zum
Jahrestag der "Kristallnacht" warnt die Kanzlerin, also jene
europäische Politikerin, die sich mit ihrer Politik der sturheil
offengehaltenen Grenzen und gleichzeitiger u.a. via Selfie ausgesendeter
Lockrufe als nicht ganz unbedeutende Antisemitenimportspediteurin hervorgetan
hat, vor dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland – und niemand
lacht sie aus. Direkt unter dem Artikel über Merkels Auftritt meldet die online-Ausgabe der FAZ, dass es in Frankreich
in den ersten neun Monaten dieses Jahres "fast 70 Prozent mehr
antisemitische Übergriffe" gegeben habe, "auch 80 Jahre nach der
Reichspogromnacht". (Die deutsch-französische Freundschaft ist
inzwischen so eng, dass man sich gemeinsam für die Taten des von
Goebbels aufgehetzten SA-Pöbels verantwortlich fühlt; die
Bundesregierung erwägt, im Gegenzug die Erschießung des Herzogs von Enghien auf die deutsche Rechnung zu setzen.) "Angriffe auf jüdische
Kinder und die Ermordung einer 85-jährigen Holocaust-Überlebenden in
ihrer Wohnung in Paris hatten zuletzt in Frankreich für Entsetzen
gesorgt", fährt das Qualitätsblatt stilsicher fort. "Im vergangenen Jahr
gab es nach offiziellen Angaben 311 antisemitische Übergriffe."
Kein
Wort darüber, wer diese Taten verübt haben mag. Also wer? Der alte Le
Pen? Unbelehrbare Royalisten? Rechts des Rheins stationierte
Pegida-Stoßtrupps? Von Éric Zemmour aufgehetzte Macron-Gegner? Die FAZ recherchiert weiter!
***
In der aktuellen Ausgabe der Jungen Freiheit
schildert Nicolaus Fest, wie er sich während des Wahlkampfs für seine
Bundestagskandidatur im vergangenen Jahr an mehreren Berliner Gymnasien
und andernorts Diskussionen mit Schülern und Studenten gestellt habe.
Überall sei er durchaus "scharf und unfreundlich" angesprochen worden,
unter anderem auch wegen Björn Höckes Forderung nach einer
"180-Grad-Wende in der Erinnerungspolitik". Überall habe er, wenn die
Situation es erlaubte, darum gebeten, Gegenfragen an seine
Gesprächspartner richten zu dürfen. Diese Fragen lauteten
beispielsweise: Was war die Emser Depesche, was die Goldene Bulle, was
das Mirakel des Hauses Brandenburg? Was beinhalteten die
Benesch-Dekrete? Wie hießen die Staatsratsvorsitzenden der DDR? Wann und
durch wen wurde die Weimarer Republik ausgerufen? Mit welchem
Vertragswerk endete der Dreißigjährige Krieg? Welche Einheit beschwor
die SED in ihrem Namen?
Mit Ausnahme einer winzigen Minderheit
historisch Interessierter sei niemand im Auditorium in der Lage gewesen,
solche Fragen zu beantworten. "Es herrschte historische Demenz",
resümiert Fest. Nicht einmal zum Dritten Reich seien unter den jungen
Leuten mehr als nur ein paar Stichworte abrufbar gewesen. Die Kenntnis
der kommunistischen Staatsverbrechen tendierte erst recht gegen Null.
Deshalb habe er den Scholaren die beruhigende Auskunft erteilen können,
ihre Furcht vor einer "Erinnerungswende" sei vollkommen unbegründet.
Eine Wende setze voraus, dass man überhaupt in irgendeine Richtung
segele. Sie aber lägen "fest vertäut im Hafen des historischen
Analphabetismus".
Dieser – also der Analphabetismus, nicht der
Hafen – verschränkt sich bekanntlich gern mit moralischer Präpotenz.
Sogar ein Berliner Partybürgermeister wusste nicht, wann genau ein
gewisser Weltkrieg begonnen hatte, aber wer die Schuld an diesem Krieg
trug war, darüber befand er sich sehr genau im Bilde. Die Antworten der
Schüler, so Fest, "gingen immer in dieselbe Richtung: Nicht Kenntnis war
wichtig, sondern Urteil. Krieg böse, Armut böse, Kolonialisierung böse,
Kapitalismus böse." Sie wissen historisch praktisch nichts, können aber
alles korrekt bewerten. Für all die Ambivalenzen, von denen die
Historie voll ist, besitzen sie kein Organ mehr. Statt Geschichte haben
sie "Moralkunde" gelernt. Statt Vielfalt herrscht in den Köpfen die
binäre Logik der Hypermoral.
Nichts ist für die Abrichtung
folgsamer Untertanen wichtiger, als ihnen den Blick in die reale
Geschichte zu verstellen, die Wurzeln – und damit den historisch
gegründeten Eigensinn – zu beschneiden und ihnen stattdessen ein
Geschichtsbild anzudressieren, aus welchem sie eine moralische
Legitimation beziehen dürfen, die zufällig jener ihrer Lehrmeister genau
entspricht. Die Ahnungslosigkeit als Grundbedingung für jede Art
Karriere.
***
Apropos Schüler: "Die besten Schüler der Welt leben in China, Japan, Korea und Vietnam", liest man in der Neuen Zürcher Zeitung.
Während unter 1000 zehnjährigen Ostasiaten 320 bis über 500 in die
höchste mathematische Leistungsklasse gehören, sind es in der Türkei,
Schweden und Deutschland rund 50, in Frankreich 25. Europa stelle nur
noch Mittelmaß in den MINT-Fächern, resümiert der Autor des Artikels,
Gunnar Heinsohn, Präger des Terminus "Kompetenzfestungen", mit der für
ihn typischen Lakonie die weltweit bewunderten Leistungen der deutschen
"Gender-Studies" mannhaft ignorierend. (Alexander Wendt brachte unlängst
beim Weine für trendige deutsche Bildungseinrichtungen den reizenden
Komplementärbegriff "Inkompetenzfestungen" in Vorschlag.) "Wenn auf
einmal ein ganz Starker, also China, ins globale Rennen eintritt und
lässig wegkonkurrenziert, was an achtbaren, aber doch zweitklassigen
Industrien da ist, können einst vielversprechende Tiger nicht einmal
mehr Bettvorleger verkaufen", fährt Heinsohn fort. "Alsbald zwei Drittel
der Menschheit bleiben unten, wo die Expertise für den Aufbau von
Hightech-Branchen fehlt, ohne die es – jenseits von Rohstoffen – keinen
Zugang zu den Weltmärkten gibt."
Der abgeschlagene Teil der
Menschheit begehre nun Einlass nach Europa. "Mit erhobenen Händen und
ohne Waffen" – hier ist Prof. em. Heinsohn nicht ganz auf dem Laufenden
– "kommen die Wanderungswilligen an die Grenzen. Gerade ihre
bildungsferne Hilflosigkeit beunruhigt, weil sie in modernen Staaten das
Recht auf lebenslange Sozialhilfe verleiht. Die Kommenden haben die Uno
auf ihrer Seite. Ihr 'Global Compact for Migration' will 'eine sichere,
geordnete und geregelte Migration' und 'jederzeit gegen
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung' durch
internationale Gerichte einschreiten können." Bis das Niveau so weit
ausgeglichen ist, dass weitere Wanderungen obsolet werden.
"Angesichts
des deutschen Bildungsfiaskos kann niemand die Ostasiaten davon
überzeugen, dass Niveauabsenkung ihre Konkurrenzfähigkeit verbessert.
Alle zusammen nehmen jährlich nicht einmal 100 Asylbewerber auf. Weil
sie spüren, dass tendenziell Unbeschulbare keinen brauchbaren Ersatz für
ihre Rentner liefern, setzen sie auf Roboter und stehen mit über 60
Prozent der installierten Kunstmenschen an der Weltspitze."
Während
aus dem Führerbunker die neuen Nerobefehle kommen, sackte die
Bundesrepublik "bei der digitalen Zukunftsfähigkeit zwischen 2013 und
2018 vom achten auf den zwanzigsten Platz. Den verbliebenen Talenten
winken überall rote Teppiche. Die aus ihren Steuern Versorgten dagegen
halten dem Land die Treue."
Weitere Siegesmeldungen von allen Fronten lesen Sie hier.
Nachdem der Führer weiland die Russen nur deshalb bis nach Polen
gelockt hat, um sie auf verkleinerter Front desto einfacher schlagen zu
können, senkt seine späte Amtsnachfolgerin im Kanzleramt nur deshalb den
Durchschnitts-IQ in 'schland, um die Dekarbonisierung der
Tätervolkswirtschaft desto nachhaltiger (und widerstandloser) ins Werk
setzen zu können. Ende der Durchsage.
***
Im
21. Jahrhundert trat ein vollkommen neues Phänomen in die
Weltgeschichte: Nachdem jahrtausendelang aggressive Imperien um die
Vorherrschaft gekämpft hatten, wuchs im Westen plötzlich ein
autoaggressives Imperium heran... MK am 10. 11. 2018
Ein Land mit so weit fortgeschrittener Demenz ist dem Untergang geweiht. Selbst wenn es gerade noch die mp3-Dateien erfunden hat.