Flammen aus genau 20 Feuerschalen
tauchten den Ort rund um den Gedenkstein für die jüdische Gemeinde in
ein flackerndes Licht und reflektierten sich an der nahen Stadtmauer.
Ein einzelner Musikant intonierte auf seiner Klarinette eine fließende
Melodie. Die Menschen hatten sich eingefunden zum Gedenkgen an die
Nacht, als der Nazi-Terror auch die jüdischen Mitbürgerinnen und
Mitbürger im Städtchen traf. In dieser Nacht war das jüdische Leben in
Aub erloschen.
Erschütternd, was verschiedene Sprecher
aus Gerichtsprotokollen von Augenzeugen vorlasen.
Demnach waren es
Männer aus dem Städtchen, die sich zusammenrotteten, verblendet von
einer politischen Ideologie in die Häuser ihrer jüdischen Nachbarn
eindrangen, die Habe und die Einrichtung zerstörten, das Vieh wegtrieben
und die Bewohner misshandelten. Das Erschütternde daran: Es waren nicht
irgendwelche Schläger, die da tobten, es waren Menschen, die man
kannte, Menschen aus der Straße, Nachbarn.
Die Auber erinnerten sich daran, dass die
Geschehnisse in dieser Nacht nicht der Höhepunkt einer beispiellosen
Hetze waren, sie waren vielmehr erst der Anfang für noch viel
schlimmeres Geschehen: dem Versuch, ein ganzes Volk zu töten. In der
Folge der damaligen Ereignisse zogen die völlig verstörten jüdischen
Mitbürger weg aus Aub. Einige konnten ins Ausland emigrieren, andere
zogen in größere Städte, etliche nach Würzburg. Auch dort waren sie
nicht sicher, wurden in den Folgejahren in Lager deportiert. 20 jüdische
Mitbürgerinnen und Mitbürger, die im Jahr 1938 noch in Aub lebten,
wurden in den Vernichtungslagern getötet. An diese 20 und an ihr
Schicksal erinnern noch heute die Stolpersteine, die 2010 vor ihren
letzten Wohnhäusern in Aub verlegt wurden. Bei der Veranstaltung am
Gedenkstein wurden ihre Namen einzeln verlesen.
Es waren nicht nur Fensterscheiben, die
damals zerstört wurden. Es war die Menschenwürde und die Menschlichkeit.
Bürgermeister Robert Melber fragte sich: „Wo würde ich damals gestanden
haben?“ Melber ließ diese Frage unbeantwortet.