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Freitag, 9. November 2018

Vor nur 80 Jahren

Eine Gedenkveranstaltung „Gegen das Vergessen – 80 Jahre Reichspogromnacht“ organsierten die Stadt Aub, die beiden Auber Kirchengemeinden und der Heimatverein Aub am Gedenkstein für die jüdische Gemeinde. Aub beherbergte bis vor achtzig Jahren eine lebendige jüdische Gemeinde in der Stadt.
Flammen aus genau 20 Feuerschalen tauchten den Ort rund um den Gedenkstein für die jüdische Gemeinde in ein flackerndes Licht und reflektierten sich an der nahen Stadtmauer. Ein einzelner Musikant intonierte auf seiner Klarinette eine fließende Melodie. Die Menschen hatten sich eingefunden zum Gedenkgen an die Nacht, als der Nazi-Terror auch die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Städtchen traf. In dieser Nacht war das jüdische Leben in Aub erloschen.
Erschütternd, was verschiedene Sprecher aus Gerichtsprotokollen von Augenzeugen vorlasen. 

Demnach waren es Männer aus dem Städtchen, die sich zusammenrotteten, verblendet von einer politischen Ideologie in die Häuser ihrer jüdischen Nachbarn eindrangen, die Habe und die Einrichtung zerstörten, das Vieh wegtrieben und die Bewohner misshandelten. Das Erschütternde daran: Es waren nicht irgendwelche Schläger, die da tobten, es waren Menschen, die man kannte, Menschen aus der Straße, Nachbarn.
Die Auber erinnerten sich daran, dass die Geschehnisse in dieser Nacht nicht der Höhepunkt einer beispiellosen Hetze waren, sie waren vielmehr erst der Anfang für noch viel schlimmeres Geschehen: dem Versuch, ein ganzes Volk zu töten. In der Folge der damaligen Ereignisse zogen die völlig verstörten jüdischen Mitbürger weg aus Aub. Einige konnten ins Ausland emigrieren, andere zogen in größere Städte, etliche nach Würzburg. Auch dort waren sie nicht sicher, wurden in den Folgejahren in Lager deportiert. 20 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die im Jahr 1938 noch in Aub lebten, wurden in den Vernichtungslagern getötet. An diese 20 und an ihr Schicksal erinnern noch heute die Stolpersteine, die 2010 vor ihren letzten Wohnhäusern in Aub verlegt wurden. Bei der Veranstaltung am Gedenkstein wurden ihre Namen einzeln verlesen.
Es waren nicht nur Fensterscheiben, die damals zerstört wurden. Es war die Menschenwürde und die Menschlichkeit. Bürgermeister Robert Melber fragte sich: „Wo würde ich damals gestanden haben?“ Melber ließ diese Frage unbeantwortet.