Der stets klarsichtige Markus Vahlefeld
macht sich kluge, vielleicht allzukluge Gedanken daüber, warum das
Merkel-Syndikat den Aufstieg der AfD "hingenommen" habe, wie der andere
aktuelle Rivale von Merkel II. seiner Truppe vorwirft. Das Schlüsselwort
heiße "asymmetrische Wählermobilisierung", führt
Vahlefeld aus. Die Merkel-CDU habe vor Zeiten kosende Blicke auf die
sogenannten urbanen Wählerschichten zu werfen begonnen, die Angehörigen
der linksgrünen Großstadtschickeria, die einer globalistischen Umwelt-
und Humanitätsreligion folgen und "nichts von dem ausbaden müssen, was
sie an politischen Katechismus in die Welt posaunen". Atomausstieg und
Grenzöffnung waren "grandiose Schachzüge, um diese Wähler der CDU
zuzuführen". Die rigide Klientelumschichtung, die Merkel ihrer Partei
verschrieb, brachte natürlich auch einen Klientelschwund mit sich, die
CDU büßt seither konstant sogenannte Wählergunst ein, freilich weniger
als die auf ähnlichen Pfaden wandelnde SPD, doch vor dem Hintergrund,
dass auch eine schwindende Union die stärkste Kraft der "demokratischen
Mitte" bleibt – Vahlefeld schreibt "ewig", darauf würde ich nicht
wetten –, stünden ihr Koalitionen mit allen Parteien offen, sogar mit
der Linkspartei. Damit habe die Union das Monopol auf Regierung und
Kanzlerschaft, und mehr wollen Parteien bekanntlich nicht, wenn sie erst
einmal verstanden haben, wie illusionslos der demokratische Hase läuft.
Das Diktum von Franz Josef Strauß, dass es rechts der CDU keine
demokratisch legitimierte Partei geben dürfe, "wurde ja bisher so
interpretiert, dass die Union eben auch diese hässlichen rechten Wähler
an sich binden müsse", notiert Vahlefeld. "Erst Angela Merkel
interpretierte es ästhetisch schöner: Wir als CDU verzichten auf diesen
hässlichen rechten Wähler, lassen eine neue rechte Partei zu, sprechen
ihr in der Folge aber einfach die demokratische Legitimation ab. Und
siehe: Die CDU wurde für diese urbanen Wählerschichten auf einmal vom
hässlichen Entlein zum schönen Schwan."
Von hier ab ist es Vahlefelds Spekulation, die hässlich wird, was ihre Plausibilität nicht tangiert. Die
vielbeklagte Spaltung der Gesellschaft, die bekanntlich nicht nur in
Deutschland den Rechtspopulisten in die Schuhe geschoben wird, sei kein
Kollateralschaden, sondern vielmehr "politisch geplant" gewesen,
schreibt er. Wer Macht wolle, benötige einen Feind, einen möglichst
diabolischen, aber besiegbaren Feind, dessen Niederwerfung die Macht
legitimiere, notfalls auch ihren Missbrauch. Die bis zum letzten
Provinzkabarettisten durchgesetzte Stigmatisierung der Opposition als
Paria-Truppe soll garantieren, dass sie Minderheit bleibt, aber in den
gelenkten Medien zugleich als große Gefahr dargestellt werden kann,
wobei es witzigerweise die Landesverräter sind, die Verrat! schreien,
diesmal eben nicht mehr Verrat an Volk, Führer und Vaterland, sondern an
der Demokratie, den Menschenrechten und dem Fortschritt insgesamt. Da
das "moralisch geläuterte, grenzenlose und pazifistische Deutschland"
keine äußeren Feinde mehr akzeptiere, habe der Feind "ins Innere
transformiert" werden müssen. "So pazifistisch sich die Gutmeinenden
geben, in letzter Konsequenz wollen sie nicht den Krieg, sondern den
Bürgerkrieg gegen diesen inneren Feind." Dessen Vorboten seien sichtbar.
Auch das gehöre zu Merkels Vermächtnis.
Ich habe keinen Einwand
gegen die These, dass die Kanzlerin der Herzen den Bürgerkriegsindex in
'schland signifikant erhöht hat (und die Endphase der Nerobefehle läuft
ja eben erst an). Mein einziger Einwand gegen diese Art Theorie ist der,
dass sie die Intelligenz der Akteure sehr hoch veranschlagt und ihnen
eine prognostische Sicherheit unterstellt, der sie folgen wie ein bei
starkem Nebel landendes Flugzeug dem Leitstrahl. Ich meine vielmehr,
dass Merkel aus Feigheit, Schwäche und Opportunismus (und fehlender
Loyalität ihrem Land gegenüber) in diese Situation geraten ist und dass
sie den Karren aus Gründen von Sturheit, Rechthaberei und Ätschbätsch
nun weiter gegen die Wand fährt. Gewollt hat sie es, frei nach Karl
Kraus, womöglich nicht; es ist ihr bloß gelungen. MK am 28.
Dem wäre nur noch hinzuzufügen, dass Merkeln sich nicht einmal - obwohl das oft behauptet wird - an Meinungsumfragen orientiert. Nein, sie orientiert sich nur an den von den Medien veröffentlichten Meinungen. Genau darauf weisen Kernkraftausstieg und Grenzöffnung hin! Und die Medien danken es ihr. Es ist so einfach, dass es keiner glauben kann.
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