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Samstag, 22. Juni 2024

Das Schmierentheater von ARD und ZDF hat mit demokratischem Fernsehen nichts zu tun

Schon 1978 waren das italienische Fernsehen und die italienische Presse im Vergleich zu Deutschland ein Muster fairer Berichterstattung, insofern die politische Positionierung nie durch albernen Objektivitäts- und Ausgeglichenheitszirkus ("sich nicht gemein machen, auch nicht mit einer guten Sache") kaschiert wurde, sondern immer transparent war und unmissverständlich Sozialisten, Kommunisten, Christdemokraten und Faschisten (ja, selbst sie hatten im staatlichen Fernsehen manchmal ein kleines Zeitfenster ab Mitternacht) zugeordnet werden konnte, wie es sich in einem pluralistischen Gemeinwesen gehört. Dass in den meisten Sendern (ja sogar in den seit 1975 existierenden TV-Sendern Berlusconis) die meisten Journalisten eher linkslastig waren, steht auf einem anderen Blatt: Journalisten sind in unserer Zeit nun einmal so! Weshalb Markworts "Focus" ja auch nie dauerhaft zu einer konservativen Wochenzeitschrift werden konnte; es waren einfach nicht genügend konservative Journalisten zu finden! Man nennt das den Zeitgeist.

Vor 50 Jahren wurden in den deutschen Massenmedien die Linken genauso geächtet und ausgeschlossen wie heute die Rechten. Das war genauso krank und undemokratisch wie es heute krank und undemokratisch ist. 

Peter Brückner 1978 in "Versuch, uns und anderen die BRD zu erklären"


Damals gab es im deutschen Fernsehen keinen Guido Knopp, und das Wissen über die Exzesse des Nationalsozialismus war noch gering. Erst die Wiedervereinigung schuf die psychologischen Voraussetzungen, sich unverkrampft mit diesem Teil unserer Vergangenheit zu befassen. Dank Joschka Fischer und Gysi wurde langsam die Linke salonfähig. Der vorherige Ausschluss linksextremer Stimmen hatte ein Ende. An ihrer Rhetorik konnte und musste man jetzt die eigenen Positionen schärfen. Aber die Entdämonisierung der Rechten fand noch nicht statt. Im Gegenteil: die Intoleranz wechselte im Verlauf der 90er Jahre ihr Vorzeichen: Nicht die Linken galten nun als das Fleisch gewordene Unheil, sondern die Konservativen; eine Art verunglückte Konsequenz des Knoppschen Geschichtsunterrichts.

1978 war der Verfassungsschutz noch ein mieses Machtinstrument der Rechten gewesen, heute ist er ein mieses Machtinstrument der Linken (und das in einer Welt, in der die Internationale der Linken mittlerweile zum nützlichen Idioten superreicher Multimilliardäre geworden ist, die nicht einmal mehr ein Geheimnis aus ihrer Deutungsmacht machen (Bill Gates listet jedes Jahr brav auf, mit wie viel Geld er den Spiegel subventioniert bzw. dessen wohlwollende Berichterstattung erkauft).

In Italien ist es seit langem gesetzlich verboten, der Opposition weniger Sendezeit einzuräumen als der Regierung. Es wäre schlicht illegal, die AfD so selten in Gesprächsrunden einzuladen.

Es kam anfänglich, nachdem Berlusconi 1994 die Wahlen gewann, manchmal vor, dass ein rechter Intellektueller - wie in Deutschland seit 2013 ausnahmslos üblich - in einer Vier-gegen-einen-Situation eingekreist wurde und vorgeführt wurde, so wie Bernd Lucke bei Jauch und bei Plasberg... Aber nachdem Marcello Veneziani dies redegewandt in eben einer solchen Situation bemängelt hatte, kam es kaum noch vor. Erst in der Coronazeit geschah es auch in Italien von neuem, dass man versuchte, Maßnahmenkritiker auf diese niederträchtige Weise zu diskreditieren. Und auch Diego Fusaro bekam diese unangenehme Konstellation zu spüren. Aber diese Art des Umgangs mit Kritikern ist eher untypisch für Italien.

Für Deutschland ist sie immer noch normal. Das ist der Skandal. Die Deutschen können es nicht lassen, sich gegenseitig abzustempeln und zu ächten; mit einer granitenen Gehässigkeit, die ich in Italien noch nie erlebt habe. Ich habe lange gebraucht, bis ich es mir eingestehen konnte, aber es ist wahr: Die Deutschen sind sich selbst der schlimmste Feind. Sie schaffen es nicht, gelassen, sachlich und fair zu sein.


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