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Freitag, 28. Juni 2024

Wer erinnert sich, dass aus Bad Oeynhausen schon einmal eine „Männer, Messer, Morde“ - Meldung kam?

 

Es ist schwer, im Jahr zehn eines nicht erklärten Bürgerkrieges das nötige Level der Empathie aufrechtzuerhalten. Das jüngste Opfer – wenn nicht die Ereignisse längst schon irgendwo ein weiteres forderten – heißt Philippos und wurde nur zwanzig Jahre alt. Jüngster Tatort ist ein pittoresker Kurpark in der beschaulichen Kleinstadt Bad Oeynhausen, also der Archetyp dessen, was man wohlwollend als „Provinz“ bezeichnet. Kein Problemviertel, keine Hochburg krimineller Familienclans. Der (noch mutmaßliche) Haupttäter ist achtzehn Jahre alt, Syrer und mittlerweile in Untersuchungshaft. Manche der nachgereichten Details klingen vertraut: polizeibekannt, Eigentumsdelikte, Drogen. Andere lassen erschaudern: Sowohl Philippos als auch sein Freund, der zuerst angegriffen wurde und dem Philippos zu Hilfe kam, trugen deutlich sichtbare, offenbar griechisch-orthodoxe Kreuze auf der Brust. Ob wir hier etwas über die Motivlage vermuten dürfen? Lag hier womöglich ein Problem mit unserer wunderbunten Vielfalt vor?

„Nius“ fragte bei Faesers Ministerium nach, warum sich die Innenministerin nicht zu dem Vorfall geäußert habe und wo denn der Unterschied etwa zu den Vorkommnissen auf Sylt sei, nach welchem die Bundespolitik gar nicht schnell genug zum Megafon greifen konnte. Doch das Ministerium speist die Fragen mit Floskeln ab und verweist im Übrigen auf die zuständigen Behörden in NRW. Ereignisse auf Sylt, liebe Frau Faeser, fallen übrigens in die Verantwortung von Schleswig-Holstein, was sie jedoch nicht hinderte, ihrer Empörung lang und breit Ausdruck zu verleihen. Aber was sind schon Fäuste, Macheten und Messer gegen betrunkene Wortverbrecher mit Kaschmirpullovern. Viel lieber kümmert man sich um die virtuellen Welten aus Hassrede und „Delegitimierung des Staates“, als sich mit den negativen Konsequenzen der eigenen verfehlten Politik zu befassen. Seit einer Dekade kippt die Bundesregierung die Probleme der illegalen Migration den Kommunen vor die Füße, und ist anschließend – wie im aktuellen Fall in Bad Oeynhausen – „nach Diktat verreist“. Die Kassen der Kommunen sind leer, der ist Wohnraum knapp, die Schulen überlastet und überfordert, der Fachkräftemangel von der Migration seltsam unberührt. Den Kommunalpolitikern platzt der Kragen erst dann, wenn es Meldungen wie der Mord in Bad Oeynhausen aus dem Rauschen heraus in die Mainstreampresse schaffen. Der Bürgermeister dort, so schreibt „Die Welt“, „ist in der unangenehmen Situation, eine Krise managen zu müssen für deren Gründe er keine Verantwortung trägt.“ Diese Krise dauert nun schon viele Jahre an und lässt sich weder durch Kalendersprüche der Sorte „wir verurteilen jede Gewalt“ oder Waffenverbotszonen lösen. Wo der eigene Wohnort auf der Sicherheitsskala steht, kann man oft nur von außen zuverlässig einschätzen. Die traurige Wahrheit ist, dass der Gewöhnungseffekt sehr zuverlässig funktioniert, wenn die Frequenz solcher Angriffe hinreichend langsam eskaliert.

Hand aufs Herz: Wer erinnert sich heute noch an den 26. September 2018, als aus Bad Oeynhausen schon einmal eine Meldung in der Kategorie „Männer, Messer, Morde“ kam? Achtzehn Angreifer überfielen die Türsteher einer Diskothek, zu der ihnen kurz vorher der Zugang verweigert wurde. Die „Männer“ bewaffneten sich mit Schlag- und Schusswaffen und kamen zurück. Zwei Türsteher kamen mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus, einer der Tatverdächtigen setzte sich in den Irak ab. Oder erinnert sich noch jemand an den 3.8.2019. Wieder Bad Oeynhausen. Ein – wie es im Polizeijargon heißt – „flüchtiger Täter mit südländischem Aussehen“ messerte auf einer öffentlichen Toilette am Busbahnhof einen Mann von hinten und verletze ihn schwer. Wann wird es wohl so weit sein, dass das letzte Ereignis noch nicht vergessen ist, wenn das nächste geschieht? „Unkontrollierbare, importierte Gewalt“ heißt der Film, der gespielt wird. Die Politik schrieb das Drehbuch, die Medien führen Regie und Sie, liebe Hörer, sind die Hauptdarsteller und müssen für die Produktionskosten aufkommen. Kosten, die sich weder wegignorieren noch wegmigrieren lassen. Und das längst nicht mehr nur in den Hotspots großer Städte wie Frankfurt oder Berlin, sondern überall. Demnächst vielleicht in einem Kino ganz in ihrer Nähe.    Roger Letsch

Gemetzelt und ausgeweidet

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