Stationen

Dienstag, 18. Juni 2024

Intelligenz

Intelligenz im Dienst der Dummheit ist schlimmer als Dummheit. Gysi sagt: "Ein Kriegsverbrechen mit einem anderen Kriegsverbrechen zu bestrafen, kann nie richtig sein!". Da hat der Moralapostel zum unendlichsten Male die Vorzüge warmen Wassers propagiert. Warum sagt er nicht, dass es u n m ö g l i c h ist, Israels Sicherheit zu gewährleisten, ohne Kriegsverbrechen zu begehen? Israel ist viel zu klein, um unter Wahrung der Menschenrechte gegenüber einem Menschenschlag gesichert werden zu können, dem Menschenrechte völlig egal sind. Daher mein fatalistisches Fazit: Solange Israel so klein ist, bleibt es eine ewige Totgeburt.

Wem meine juristisch inkompetente Ausdrucksweise (und meine drastische strategische Einordnung) zu plump ist und daran liegt, zu wissen, inwieweit es den Paragraphen gelingt, mein gesundes Unrechtsempfinden abzubilden, der höre sich bitte diesen Vortrag zum Völkerecht, Gaza betreffend, an. Die Niedertracht, Gedankenlosigkeit und Schlamperei bei der Berichterstattung, die in Deutschland, Israel betreffend, üblich ist, ist nach wie vor unsäglich. Sie hat sich in den letzten 50 Jahren nicht gebessert, sondern sogar verschlechtert. Die Deutschen sind bei allen heiklen Themen, die sie betreffen, völlig überfordert. Egal, ob es sich um die Shoah, Hitler, die DDR, die RAF oder die AfD handelt, jedesmal muss man vernünftige Kommentare wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen. Es ist erbärmlich.

 Schmidt fühle ich mich natürlich schon insofern sehr nahe, als wir gleichaltrig sind. Hinzu kommt, dass ich, sage und schreibe, zweimal Freunde hatte, die ihm charakterlich auf verblüffende Weise ähnelten. Einmal war es ein peruanischer Student der Politikwissenschaften, der in den 90er Jahren an einem Hirntumor starb, das andere Mal ein Schwabinger Student der Zahnmedizin aus dem 80er-Jahres-Entourage von Thomas Gottschalk, den ich irgendwann aus den Augen verlor. Im Gegensatz zu Gysi ist mir Schmidt also von meinem persönlichen Umfeld als Typus sehr vertraut. Dass er ein Zyniker ist, würde ich (zumindest im Sloterdijkschen Sinne) nicht sagen, allerdings auch nicht, dass er ein Kyniker ist (zumindest im Sloterdijkschen Sinne), dass er zwischen den beiden Positionen hin- und herschwingt auch nicht und dass es sich um ein Aufenthaltwahrscheinlichkeitskontinuum zwischen beiden Positionen handelt, ebenfalls nicht. Was mir Schmidt besonders sympathisch macht, ist, dass er einer der besten Katholiken ist, die je in mein Blickfeld geraten sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.