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Donnerstag, 14. Mai 2020

Anonyme Umfrage unter Wissenschaftlern

Wissenschaftler der Universitätsklinika Tübingen und Hamburg-Eppendorf haben mit Unterstützung der Gesellschaft für Virologie (GfV), der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) und der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) eine anonyme Umfrage gemacht, um zu erfahren, was Kollegen vom Fach zu den Corona-Maßnahmen meinen.

  • Mehr als 70 Prozent befürworten die Abstandsregel von zwei Metern sowie das Verbot von Großveranstaltungen als potenzielle Maßnahme zur Kontrolle und Eindämmung von SARS-CoV-2.
     
  • Weniger als 5 Prozent sehen Kita- und Schulschließungen als wichtige Maßnahme an.
     
  • Harte wissenschaftliche Belege für die Schutzwirkung von Masken, ob professioneller Mund-Nasen-Schutz oder selbst hergestellte („Alltags-“)Atemmasken, sind den wenigsten Experten bekannt. Über 70 Prozent sehen hingegen Risiken durch falsche Handhabung der Masken.
     
  • Dennoch befürworten die meisten das Tragen der Masken, zum Beispiel im ÖPNV. (Der Leiter der Umfrage, der Virologe Professor Michael Schindler kommentierte das so: „Auch Wissenschaftler sind nur Menschen und scheinen bei einigen Themen eher ihrem Bauchgefühl zu vertrauen.“)
     
  • 62,9 Prozent sprechen sich dafür aus, das öffentliche und wirtschaftliche Leben wiederherzustellen, im Alltag jedoch weitestgehend Atemmasken zu nutzen.
     
  • 50,1 Prozent stimmen den von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen zu.
     
  • 82,6 Prozent vermissen eine ausgewogene Berichterstattung in den Medien. 62,9 Prozent sagen, es fehle konstruktive Fachdiskussion mit unterschiedlichen Positionen der Experten.
     
  • Ein Drittel aller Expertinnen und Experten sieht die freie Meinungsäußerung in der Wissenschaft als bedroht an.
Es gibt zwar eine (äußerste knappe) Mehrheit, die die Maßnahmen der Politik generell befürwortet. Für zentrale Maßnahmen, die Kita- und Schulschließungen, gibt es aber extrem wenig Rückhalt. Und selbst Maßnahmen, auf die man sich mehrheitlich einigt, werden teilweise aus einem Bauchgefühl heraus befürwortet, werden also von Wissenschaftlern empfohlen, können aber nicht als wissenschaftlich begründet bezeichnet werden.
Auffällig ist auch die große Unzufriedenheit mit den Medien. Über die Gründe hierfür kann nur spekuliert werden. Da aber mehr Ausgewogenheit angemahnt wird, liegt nahe, dass hier eine Einseitigkeit der Berichterstattung bemängelt wird. Dazu passt auch die Sorge um die Meinungsfreiheit der Wissenschaft.    Thilo Spahl

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