Stationen

Freitag, 15. Mai 2020

Windelweich und unfair

Auf der Facebookseite von Alexander Wendt stieß ich auf diese kurze, hörenswerte Sequenz.


Dieses ahnungslose Fräulein schwätzt munter davon, was "wir" tun müssen, worüber "wir" keinesfalls sprechen dürfen und wie "unser" Leben in zwanzig Jahren aussehen wird – eine Konsequenz der Infantilisierung der westlichen Politik und Öffentlichkeit sind solche Gäste –; sie fordert weniger Individualverkehr und, damit zusammenhängend, den Wegfall von Arbeitsplätzen, etwa bei der Lufthansa, und sehnt sich nach wirtschaftlichen "Transformationen". Das Mädel heißt Carla Reemtsma, ist eine Verwandte von Luisa Neubauer und wie jene Sproß einer sehr wohlhabenden Hamburger Familie, das heißt, beide werden nie finanzielle Sorgen haben, weshalb ihre Geneigtheit, für "Transformationen" zu werben und dabei Arbeitsplatzschwund zu tolerieren, niemals mit dem Prinzip des skin in the game zusammenfallen wird.
Warum, fragt der gute Wendt, gründet sie dann nicht selber ein Unternehmen, um die von ihr angekündigten "notwendigen Umbrüche" zu meistern, anstatt in Talkshows zu sitzen und über die Notwendigkeit des Wandels zu dozieren?
Dem wäre nur noch hinzuzufügen: "da die Familie Reemtsma als Lieferantin der Zigarettensonderrationen der Soldaten (Soldat*Innen würde man wohl heute sagen) auf jeden Fall zu den Gewinnlern des zweiten Weltkriegs gehörte – also Reemtsma = Nazi (wofür man sogar die Relotiusspitze bemühen kann) –, wäre es anständig, wenn die wohlstandsverwahrlosten Dekandenztussen auf ihre durch Schande generierten Familienanteile und Erben verzichten würden und bei Null anfangen. Warum soll sich ein ganzes Land in Erb- und Kollektivschuld wälzen, während Personen, die nun definitiv Vermögen geerbt haben oder davon profitieren, die im Dritten Reich entstanden sind, nicht darauf angesprochen werden?"




Immer wieder zerstritten zwischen diplomatischer Moderation (die vielleicht nur halbherzige Anbiederung ist) und entschlossenem Konfrontationskurs (der möglicherweise tatsächlich ehrlicher ist und in diesem Fall gute Gründe hätte, die Wahrheit zum Bürgerschreck zu machen).

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