Im Verlauf der Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte hat der
Historiker Jürgen Zimmerer die Umbenennung des Robert Koch-Instituts
gefordert. „Es wäre an der Zeit, sich mit dem kolonialen Erbe
auseinanderzusetzen, das sich hinter der Person und dem Namen Robert
Koch verbirg. Wenn es die Große Koalition ernst meint mit der
Aufarbeitung des kolonialen Erbes, zu der sie sich im Koalitionsvertrag
verpflichtet hat, dann kann man den in kolonialen Diensten reisenden
Mediziner Robert Koch wohl kaum als Vorbild hinstellen“, schrieb der
Professor der Universität Hamburg in einem Gastbeitrag für den Spiegel.
Zimmerer warf Koch vor, während einer Forschungsreise in Afrika
1906/07 zur Erforschung eines Mittels gegen die Schlafkrankheit
Afrikaner mit einem arsenhaltigen Mittel behandelt zu haben. Dabei habe
er die schweren Nebenwirkungen, die bis zum Tod bei einigen der
unfreiwilligen Testpersonen geführt hatten, billigend in Kauf genommen.
Zudem habe der 1905 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnete Koch
vorgeschlagen, von der Schlafkrankheit betroffene Dörfer gegen den
Willen der Einwohner zu isolieren. Zimmerer nannte das die Einrichtung
von „Konzentrationslagern“.
Dem widersprach der Medizinhistoriker Christoph Gradmann im
Deutschlandfunk. Zwar sei es „keine Frage, daß Robert Kochs Forschungen
über die Schlafkrankheit in Ostafrika nach unseren heutigen
medizinethischen Maßstäben und auch nach unseren politischen Maßstäben
zu beanstanden“ seien. Aber die Kritik von Zimmerer ignoriere den
historischen Kontext. Es sei zu fragen: „War das nach den Maßstäben
seiner eigenen Zeit zu beanstanden?“ So hätten sich die Experimente
Kochs nicht von denen seiner Zeitgenossen in ähnlichen Situationen
unterschieden.
Zimmerer hatte bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang der
Aufarbeitung der europäischen Kolonialgeschichte dem US-amerikanischen
Politikwissenschaftler Bruce Gilley die Seriosität abgesprochen. Dieser
hatte den deutschen Kolonialismus als eine Erfolgsgeschichte bezeichnet, von der die Eingeborenen profitiert hätten. JF
Mir würde es schon reichen, wenn diese Halunken nicht nach Merkelart ohne jede Selbstkritik Kehrtwendungen vollzögen. Aber vielleicht finden sie in dieser Hinsicht ja zu mehr Korrektheit, wenn sie sich nicht mehr hinter dem Ehrerbietungsreflexe hervorrufenden Namen verstecken können.
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