Im Leben wie in der Politik ist es ein pragmatischer und sinnvoller
Ansatz, sich mehrere Optionen offen zu halten. Nehmen wir an, es sei
erwünscht, dass die Energieerzeugung möglichst CO2-frei erfolgen solle.
Nehmen wir weiter an, dass aufgrund einer gewaltigen Umstrukturierung
der Energieversorgung die Netzstabilität gefährdet sei, selbst
flächendeckende Blackouts wären nicht mehr völlig fernliegend. Wäre es
insoweit nicht klug, die abgeschalteten Kernkraftwerke zumindest in
Reserve zu erhalten, falls sich doch noch größere Probleme mit dem
unstetigen Strom aus Wind und Solar ergeben?
Nicht in Deutschland. Schauen Sie sich bitte dieses Video der Badischen Neuen Nachrichten an: Man kann es kaum in Worte fassen,
was hier geschieht.
Eines der im Weltmaßstab zuverlässigsten und
sichersten Kernkraftwerke, nämlich Philippsburg Zwei, bis vor fünf
Monaten noch im Betrieb, wird gesprengt. Nicht etwa eingemottet, sondern
gesprengt. Ein funktionsfähiges Großkraftwerk mit einem geschätzten
Restwert von drei Milliarden Euro (dafür müssen 88.000
Durchschnittsverdiener ein Jahr arbeiten), das für einen Gutteil der
Stromversorgung von Baden-Württemberg sorgte, CO2-frei übrigens, wird
unwiderruflich vernichtet.
Ein Land zerstört seine Infrastruktur: Es lohnt sich, diesen Moment und dieses Video in Erinnerung zu
behalten, denn es markiert die endgültige Machtübernahme des linksgrünen
Zeitgeistes und dessen triumphalen Sieg über die Vernunft. Mit williger
Unterstützung einer sogenannten konservativen Partei und, auch das
gehört zur Wahrheit, der breiten Mehrheit der Wähler.
Eine illusionslose Kosten-Nutzen-Abwägung hätte ergeben, dass der
Weiterbetrieb der Kernkraftwerke sinnvoll ist, unter Gesichtspunkten des
Werterhalts, der Energiesicherheit und auch der CO2-Bilanz, ohne
letztgenanntes Anliegen werten zu wollen. Solarenergie und Windkraft
sind demgegenüber keine Alternative, weil sie nicht grundlastfähig sind,
bezahlbare Speichertechnologien im industriellen Maßstab nicht in Sicht
sind, und Flächen- sowie Rohstoffverbrauch für diese Anlagen in keinem
Verhältnis zu der gewonnenen Energie steht. Von der Umweltverschandelung
und Umweltbeeinträchtigung einmal ganz abgesehen.
Die Leistungsdichte und die Sauberkeit der Kernenergie ist hingegen
unerreicht. Die Störfallproblematik kann technisch in den Griff bekommen
werden und das angebliche Endlagerproblem sowie die vermeintliche
Knappheit von Uran sind nur eingebildete Probleme. Wie bitte? Erlauben
Sie mir zu den beiden Punkten als ehemaliger Vorstand eines
börsennotierten Bergbauunternehmens etwas zu sagen.
Das Endlagerproblem ist deshalb eingebildet, weil die Tatsache, dass
Material radioaktiv strahlt und eine lange Halbwertszeit hat, auch für
viele andere Plätze auf der Erde zutrifft. So gibt es in Deutschland
etwa zahlreiche natürliche Uranvorkommen, nicht nur im Erzgebirge, sondern selbst im grünen Baden-Württemberg (Menzenschwand),
die von ihrem Volumen, ihrer Radioaktivität und ihrer Halbwertszeit die
Gesamtmenge des jemals in Deutschland angefallenen „Atommülls“ locker
in den Schatten stellen. Fast alle untertägigen Bergwerke im Erzgebirge
haben erhöhte Radioaktivitätswerte, auch wenn es sich nicht um
Uranvorkommen handelt. Niemand der Bewohner dieser Landstriche fürchtet
deshalb um sein Leben. Wozu auch? Die Radioaktivität war schon immer da
und wird auch so schnell nicht weggehen. Wenn man sich nicht mehrere
Tage am Stück in solchen Bergwerken aufhält, besteht auch keine Gefahr.
Genau wie das Uranerz im Boden, oder sonstige radioaktive Erze, sind
abgebrannte Brennstäbe ein Feststoff, der in entsprechenden Behältern
sicher und leicht aufbewahrt werden kann. Weder drohen die aus den
Medien bekannten Austritte „grünen Schleims“ ins Grundwasser (Simpsons)
noch irgendwie geartete Explosionen, die den Mond aus seiner Umlaufbahn
werfen (Kampfstern Galaktika). Lagern wir nun unsere abgebrannten
Brennstäbe in einem stillgelegten Kernkraftwerk oder Bergwerk, dann ist
die „Bedrohung“, die davon ausgeht, ungefähr die gleiche wie die eines
natürlichen, radioaktiven Erzvorkommens. Davon kommen viele vor, auch in
Deutschland. Kein Hahn kräht danach.
Noch abwegiger ist das Argument, es gebe für eine dauerhafte Nutzung
der Kernenergie nicht genügend Uran. Dieses Thema kommt in allen
möglichen Variationen vor, seit der unsägliche Club of Rome 1972 seine
Endzeitprognose abgegeben hat, wonach uns bis 1990 die Industriemetalle
wie Zink und so weiter ausgehen würden. Heute wird dasselbe Lied
gespielt, mit Lithium, Seltenen Erden oder eben Uran. Dazu ist
anzumerken, dass unsere gesamte Erdkruste aus Mineralien und Metallen
besteht und daher – nach menschlichem Ermessen – unendliche Vorräte
davon vorhanden sind. Selbst im Meerwasser ist Gold neben all den
anderen Metallen enthalten. Nur ist die Konzentration so gering, dass
die Gewinnung nicht lohnt. Stiege der Goldpreis nun von 1.700 Dollar auf
50.000 Dollar pro Unze, könnte sich das ändern.
Ob eine Anomalie, also ein erhöhter Gehalt eines bestimmten Elements
an einer Stelle, eine gewinnbare Rohstofflagerstätte ist oder nicht, ist
letztlich allein eine Frage des Preises. Technisch geht fast alles,
selbst die Goldgewinnung aus dem Meer. Verdoppelt sich nun der Preis von
Uran, dann sind viele Vorkommen, die bisher nicht abbauwürdig waren,
auf einmal förderbare Lagerstätten, und automatisch steigt wie von
Zauberhand die Menge der weltweit verfügbaren Uranreserven. Der Preis
steigt immer dann, wenn es im Verhältnis zur Nachfrage zuwenig Uran auf
dem Markt gibt und ermöglicht so die bisher aus Kostengründen
unterlassene Suche nach neuen Lagerstätten und den Aufschluss bisher
unrentabler Uranvorkommen (schließlich auch die Bemühungen um
Materialeinsparungen auf der Verbraucherseite).
Dasselbe gilt für alle metallischen Rohstoffe. Uns geht gar nichts
aus. Es ist ein anhaltender Zyklus. Dafür braucht es weder
Rohstoffallianzen noch staatliche Förderprograme. Diese elementare
Funktion des Preises als der zentrale Knappheitsindikator ist freilich
von Marxisten noch nie verstanden worden. Da in Deutschland sehr viel
Marx, aber sehr wenig Mises unterrichtet wird, lassen sich auch
Intellektuelle immer wieder mit diesem Pseudoargument ködern.
Ein illusionsloses Erkennen der Wirklichkeit führt also zum Schluss,
dass nicht die erneuerbaren Energien, sondern die Kernenergie aufgrund
ihrer Leistungsdichte, ihrer Grundlastfähigkeit und ihrer Sauberkeit die
Energie der Zukunft ist. Der Vorgang der Kernspaltung ist allerdings
unstreitig gefahrgeneigt. Die sich aus dem Betrieb von Kernkraftwerken
ergebenden Gefahren sind real und müssen mit technischen Mitteln in den
Griff bekommen werden. Gelingt dies, dann spricht nichts mehr gegen die
Kernkraft. Warum, um alles auf der Welt, sollte nun die technische
Entwicklung auf diesem einen Gebiet für immer stehen bleiben? Es ist nur
eine Frage der Zeit, bis eine inhärent sichere Technologie vorliegt,
auch ohne dass man auf die Kernfusion warten muss. Mit dem
Dual-Fluid-Reaktor liegt, neben anderen Ansätzen, ein solches Konzept
vor, das mit dem jetzigen Stand der Technik auch grundsätzlich umsetzbar
ist.
Aber auch die bestehenden deutschen Kernkraftwerke waren und sind,
was die Sicherheitstechnik angeht, weltweit führend und sind Jahrzehnte
zuverlässig gelaufen, ohne dass Gefahr für Leib und Leben eingetreten
wäre. Seit 1957 wird die Kernenergie in Deutschland friedlich genutzt,
die Zahl der Strahlungstoten oder Strahlungskranken seither beträgt:
null. Die Kernenergie hat daher bereits im jetzigen Zustand ihre
Existenzberechtigung.
Die Tatsache, dass ein Land seine sichere, bezahlbare und saubere
Energieversorgung buchstäblich in die Luft sprengt, wirft freilich die
Frage auf, ob nicht ein grundlegender Fehler im politischen System
liegt. Denn hier handelt ja kein durchgeknallter Diktator, sondern eine
demokratisch gewählte Regierung in einem Rechtsstaat mit freier Presse.
Das Problem betrifft nicht nur die Kernenergie. Sozusagen auf medialen
Knopfdruck können heute seit Jahrzehnten bewährte und gefahrlose
Technologien – wie der Dieselmotor (seit 1893) oder das
Frackingverfahren (seit 1947) – verteufelt und ausgetrieben werden. Wer
weiß, welche Technologie es morgen trifft.
All das könnte ein Indiz dafür sein, dass eine weitere Erhöhung des
Lebensstandards in den westlichen Demokratien aufgrund von
systembedingten Zwangsläufigkeiten nicht mehr möglich ist. Ab jetzt geht
es dann rückwärts. Titus Gebel
Solange es in Deutschland noch Leute wie Titus Gebel gibt, besteht Hoffnung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.