Die Medienkaste dEUtschlands ist jetzt (wieder) ein Wachsfigurenkabinett

 

"Wir können Freiheit", dröhnte uns, 2011, als ich noch nicht begriffen hatte, was für ein niederträchtiger, opportunistischer Kotzbrocken er ist, Gauck die Ohren voll. Und ich wollte ihm mit jeder Faser meines Herzens glauben. Ich dachte Anfang des neuen Jahrhunderts wirklich, der tote Punkt des deutschen Nachkriegstrends zu immer mehr Gesichtslosigkeit sei überwunden, und es habe ein Heilungsprozess der Selbstbesinnung und Liebe für das Eigene begonnen. Aber wir können Freiheit nicht, vor allem kann die Journalistenkaste sie nicht; zu groß sind der Debattenüberdruss und die Sehnsucht nach Einigkeit, Volksgemeinschaft, Konformismus, ächtungsbereiter "Solidar"gemeinschaft, individualistischer Kollektivität (man erlaube mir das Oxymoron, gemeint ist die Atomisierung der Lebensentwürfe, in denen Familien, Vereine, Sippen und Gemeinden keine Rolle spielen dürfen - ja nicht mal das Geschlecht -, sondern nur individuelle Neigung in fieri nach Belieben und das kollektive Programm, in welchem jeder wie in einem Insektenstaat zu funktionieren hat, narzistischen Impulsen folgen soll und alle Anderen Objekte für ihn sind) und nach Gemeinschaftlichkeit. Und Gemeinheit! Denn die Einheitsbrühe begünstigt in der säkularisierten, unfrommen, giftig biederen Variante eines neuen Mittelalters Hyänen wie Reschke und Restle. Dabei kippt man offenbar ungefähr alle 40 bis 70 Jahre von einem Extrem ins andere. Die erträglichsten Zeiten sind die Übergänge zwischen den Extremen, in den 90-ern und in den 50-ern zum Beispiel.

Ich bin mir völlig einig und d'accord mit Köppel. Er tut gut daran zu betonen, dass er sich irren könnte, denn der Zweifel ist wie das Perlage im Champagner der Gewissheit (und die eigene Fehlbarkeit einzugestehen, gehört zur journalistischen Redlichkeit), aber dass er sich irrt, ist in diesem Fall äußerst unwahrscheinlich.