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Donnerstag, 23. August 2018

Der Erfurter Bote teilt mit

"Ein Leben in der politischen Sphäre unserer Zeit ist nicht nur anstrengend, weil es überwiegend entsetzlich trivial ist, es hat auch seine angenehmen Seiten. Zu diesen gehören Begegnungen mit interessanten Menschen und manche Post mit wertvollem Inhalt.


»Meine Heimat« von Wolf Deinert erschien schon 1980 und gehört zu den vielen Büchern, die weitgehend unbeachtet blieben und somit nie über die erste Auflage hinauskamen. Auch dem Autor blieb der große Durchbruch verwehrt, obwohl er es meiner Meinung nach wirklich verdient hätte. Aber vielleicht war er einfach zu unbequem und nicht bereit, sich den ungeschriebenen Gesetzen des westdeutschen Kulturbetriebs anzupassen.

Dort, in Westdeutschland, landete er nämlich nach seinem Freikauf aus DDR-Haft Ende der 70er-Jahre. Wenige Jahre zuvor war sein Fluchtversuch über die ungarische Grenze 80 Meter vor Erreichen des österreichischen Staatsgebiets verhindert worden. Auch dieses einschneidende Ereignis wird im Buch thematisiert. Die eigene DDR-Biographie wird darüber hinaus immer wieder mit den ersten Erlebnissen und Eindrücken des Neuanfangs in Westberlin verwirbelt. Fragmente prallen aufeinander: Dort die Schikanen der Ideologen, hier das Zusammentreffen von »Konsumentenmenschen mit Lebensstandard als Lebenszweck«.

Der Jahrestag der Niederschlagung des Prager Frühlings war für mich der Anlaß, dieses vergessene Buch eines DDR-Dissidenten zu lesen. Ich danke nochmal herzlich für die Zusendung!
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