Mitte Juli mußte ich vor Gericht. Es ging um ein paar AfD-Logos aus
abwaschbarer Sprühkreide auf den Trottoirs Charlottenburgs. Eine
Lappalie, und das sagte ich auch. Aber für die Richterin ging es um den
Rechtsstaat, und „der funktioniert hier noch“. Zehn Minuten später stand
fest, die Ladung war fehlerhaft. Gericht wie Behörde hatten das
übersehen. Kleinkram, gewiß – aber auch beim Großen ist es mit der
Verfahrenssicherheit nicht mehr weit her. Gustl Mollath, den die
bayrische Justiz über Jahre zu Unrecht wegsperrte, ist ebenso ein
Beispiel wie die häufigen Durchstechereien der Ermittlungsbehörden an
Medien.
Skandalös agierte die Staatsanwaltschaft auch gegenüber dem
Kunsterben Cornelius Gurlitt: Rechtswidrig beschlagnahmte sie dessen
Eigentum, um dann, wohl zur Rettung des eigenen Halses, den
unbescholtenen und scheuen Mann der medialen Hinrichtung auszusetzen,
unter Preisgabe seiner Privatanschrift. So trieb sie ihn in den Tod,
die Sammlung ging Deutschland verloren. Ein zerstörtes Leben, der
Verlust vieler Millionen, aber alle Verantwortlichen blieben im Amt.
Überall scheitert der Rechtsstaat. Die Verfolgung von Dealern und
Dieben ist so gut wie ausgesetzt, wie auch die Abschiebung von
Gefährdern, von „Gästen“ mit x Identitäten, von Mördern und
Vergewaltigern. Und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf)
steht längst für Schlendrian, Korruption und Rechtsbruch.
Das Land als solches ist kaputt
Doch ist die Justiz nur die letzte Bastion. Das Land ist als solches
kaputt. Zwar gibt es noch großen individuellen Wohlstand, aber die
staatlichen Pfeiler sind morsch. Wohin man auch blickt, herrscht
Verfall. Die Bundeswehr ist im Verteidigungsfall unbrauchbar. Fregatten,
U-Boote, Panzer, Flugzeuge, Hubschrauber – nichts funktioniert.
Faktisch leben die Deutschen in einem wehrlosen Land. Doch die
Verteidigungsministerin kümmert sich lieber um Diversität und
familienfreundliche Dienstplanung. Und nicht einmal die Generalität
empfindet das als Ungeheuerlichkeit.
Ähnlich ist es im Bildungswesen. Derzeit verlassen rund zehn Prozent
funktionale Analphabeten die Schulen, obwohl doch gerade die
Rechtschreibreform Lesen und Schreiben vereinfachen, mehr
Chancengleichheit herstellen sollte. Tatsächlich hat sie jene, die
aufgrund ihrer Herkunft wenig Zugang zur Bildung haben, endgültig
deklassiert. Ähnlich unsinnig war G8, übertroffen nur vom Wahnwitz der
Inklusion. Nun konzentriert sich Schwarz-Rot-Grün auf frühkindliche
Sexualisierung. Statt Kindern das Grundwerkzeug für Schulweg und Leben
an die Hand zu geben, häuft man Schrott in ihre Köpfe. Oder bald auch
gar nichts mehr. In den kommenden fünf Jahren fehlen laut FAZ 50.000 Lehrer.
Altparteien scheitern krachend an zentralen Aufgaben
Auch an der zentralen Aufgabe der Bedarfsplanung sind die Altparteien
krachend gescheitert. Doch niemand empört sich. Wie die Schulen, so die
Universitäten. Jeder weiß: „Bologna“ war ein Fehler – sofern man als
Ziel der Hochschulen die Ausbildung wissenschaftlich, vor allem
naturwissenschaftlich fähiger Köpfe sieht. Die aber sind letztlich
Voraussetzung für Grundlagenforschung, Erfindungen, für die Sicherung
des Wohlstands. Erziehungswissenschaften oder Gender Studies tragen
hierzu nichts bei, im Gegenteil: Wesentliche Mittel für die immer
steigenden Studentenzahlen in diesen Fächern werden den
naturwissenschaftlichen Fachbereichen entzogen.
Und kaputt ist auch die Infrastruktur. Die Straßen marode, Hunderte
Brücken baufällig, die Bahn notorisch unpünktlich. Großprojekte, ob
Berliner Flughafen, Stuttgart 21, Toll Collect, Nürburgring, ob Bonner
World Congress Center oder die Hamburger Elbphilharmonie, laufen
regelmäßig komplett aus dem Ruder. Auch bei ICE-Trassen pflegen sich die
Kosten zu vervielfachen. Nach dem Tunnel-Desaster von Rastatt höhnte
die Basler Zeitung, „die Schweiz täte gut daran, Deutschland
künftig als Drittweltstaat einzustufen“. Nach ihren Erfahrungen mit dem
weggesackten Stadtarchiv dürften Kölner diese Einschätzung teilen. Daß
Peru ein besseres Funknetz als Deutschland hat, fügt sich ins Bild.
Verachtung der Deutschen für das Nationale
Deutschland war das Land der Dichter und Denker; wichtiger aber waren
die Ingenieure und Naturwissenschaftler im Jahrhundert nach 1850. Sie
schufen den Reichtum, von dem das Land bis heute zehrt. Aber die
Reserven sind aufgebraucht. In kaum einem wichtigen Forschungsgebiet, ob
Digitalisierung, Gen-, Militärtechnik, ob Chemie oder künstliche
Intelligenz, ist Deutschland vorn. Und wo es der Fall ist, übernehmen
Chinesen oder Amerikaner Firmen wie Know-how.
Auch wenn die Wirtschaft noch feiert: Deutschland ist abgebrannt. Der
Staat funktioniert nicht mehr, ob in Schul-, Bau- oder
Sozialverwaltung, an der Uni, in Justiz oder Militär. Denn abhanden
gekommen ist vielen das Bewußtsein, daß die eigene Leistung für das
Gelingen des Staates wichtig ist. Alles ist nur noch ein Job, nichts
mehr Berufung oder Dienst am Vaterland.
So ist die Verachtung der Deutschen für das Nationale auch in den
Institutionen angekommen. Doch ohne Haltung, ohne Stolz auf das Eigene,
läßt sich kein Nationalstaat führen. Die große europäische Idee, die
Loyalität des einzelnen auf den Staat zu übertragen, aus Clan- und
lokalen Bindungen zu lösen und damit das Land im Inneren zu
pazifizieren, kommt damit an ihr Ende. Die Einigungskriege waren
umsonst, und viele andere Opfer auch.Was folgt, muß man fürchten. Fest
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