Stationen

Donnerstag, 2. August 2018

Im Lügenäther

Gestern ist das Spendenkonto für die Hinterbliebenen des Familienvaters Thomas K. aus Bergisch Gladbach geschlossen worden. Die aufgelaufene Summe beträgt 28.729,- Euro und wird jetzt auf das Konto der Anwältin der Familie überwiesen, Frau Dr. Dr. Beate Grün aus Nürnberg, die es an die Witwe des Erschlagenen weiterleitet. Ich danke allen Spendern! (Der Überweisungsbeleg findet sich hier.)

Es muss also nicht unbedingt "Solidarität statt Heimat" heißen, wie die aktuelle Eskalationsstufe der nächstenhassenden Fernstenliebe gebietet; "Solidarität und Heimat" passt auch und sogar besser.


                                     ***


Der "Lügenäther" (Peter Sloterdijk) klart täglich mehr auf. Eine Studie hat jetzt herausgefunden, dass durch muslimische Masseneinwanderung keine wachsende Judenfeindschaft zustandekommt. Die meisten Migranten verlieren ihre Aversionen mitsamt ihren Pässen bei der Einreise. Freilich: Die Studie, von welcher u.a. welt.online kündet, ist erstens keine, sondern ein "Bericht" – und beruht zweitens auf Sekundärquellen, die wiederum aus Selbstauskünften von Muslimen sprudeln:
"Die diesem Bericht zugrunde liegende Forschung umfasst verschiedenste zur Verfügung stehende quantitative Daten, die von zwischenstaatlichen Organisationen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und nichtstaatlichen Stellen sowie Institutionen der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft generiert wurden."
Anschläge, Morde, Angriffe auf der Straße sind Einzelfälle; nur eine Minderheit der Einwanderer ist antisemitisch. Die Tatsache, dass in Deutschland sog. Propagandadelikte, sofern sie von "rechts" kommen, unter Straftaten fallen – also auch jeder Araber, der ein Hakenkreuz an eine Hauswand schmiert oder einen jüdischen Friedhof schändet, ein "rechtsextremes" Delikt in die Statistik wuchtet –, fällt kaum ins Gewicht. Dass jüdische Schüler gemobbt werden und man als erkennbarer Jude heute durch viele einschlägige Migrantenviertel in deutschen, englischen, französischen Städten nicht laufen kann, ohne bepöbelt und attackiert zu werden, ist bedauerlich, aber untypisch und hat nix mit nix zu tun; "Hamas, Hamas, Juden ins Gas!"-Demos sind nicht repräsentativ, und die Aussagen von Juden, dass Aggressionen gegen sie ausschließlich von muslimischen Migranten ausgehen, weshalb speziell in Frankreich viele Juden überlegen, nach Israel zu emigrieren, werden weggewischt mit dem Bescheid:

"Angst und Besorgnis sind unter den Juden in Westeuropa ein länderübergreifendes Phänomen. Dies ist im Kontext dieses Berichtes beachtenswert, da die Präsenz von MENA-Migranten (Migranten aus Nahost und Nordafrika – M.K.) in diesen Ländern, wie bereits aufgezeigt wurde, unterschiedlich ist. Wir können also einen Widerspruch feststellen zwischen der sehr unterschiedlichen Zusammensetzung und Auswirkung von MENA-Migranten und dem einheitlicheren Muster der Angst und Besorgnis unter Juden in Westeuropa."

Die Juden sind halt neurotisch und leiden an einer gestörten Wahrnehmung, denn dort, wo es weniger muslimische Migranten gibt, fühlen sie sich trotzdem bedroht. Wie praktisch Pegida auch.
An anderer Stelle werden wir aufgeklärt: "In Frankreich konzentrieren sich die Bedenken im Hinblick auf den Antisemitismus mehr auf die ansässige und in Frankreich geborene muslimische Bevölkerung als auf die aktuellen Einwanderer und Flüchtlinge. Dennoch hat unsere Feldforschung einige Bedenken unter Juden aufgedeckt, dass Flüchtlinge aus Ländern ankommen, in denen kultureller Antisemitismus und eine anti-israelische Haltung vorherrschen, und die daher in Zukunft eine Quelle des Antisemitismus darstellen könnten." Na dann ein Hoch auf die Feldforschung und den Konjunktiv!

Ein gerüttelt Maß an Feldforschung ist auch in diesen Passus eingeflossen:
"Zahlreiche Studien zeigen, dass sowohl Muslime als auch die Kinder und Enkelkinder von MENA-Migranten mit Benachteiligung, Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert sind. Das Bild ist über verschiedene Länder hinweg bemerkenswert einheitlich. Wir haben festgestellt, dass Muslime im Vergleich zum Durchschnitt schlechtere Bildungsergebnisse erzielen, höhere Arbeitslosenraten aufweisen und mit höherer Wahrscheinlichkeit in sozial benachteiligten Gebieten leben. In allen Fällen leiden sie unter Diskriminierung oder Vorurteilen oder beidem. Es ist nicht überraschend, dass diese Erfahrungen in muslimischen Minderheiten das Gefühl erzeugen, dass sie von den Gesellschaften, in denen sie leben und denen sie angehören, abgelehnt werden. (...)
Im Fall von Frankreich liegt eine Quelle des Antisemitismus in der zweiten Generation von Einwanderern, oft von nordafrikanischer Herkunft, die in benachteiligten Wohngegenden leben. Hier vermuten Forscher, dass der Antisemitismus aus der Diskriminierung Kraft schöpft." Erst stecken die Juden die Moslems bzw. MENA-Mitbürger in die schlechten Wohngegenden, dann rufen sie Zeter und Mordio, wenn die Diskriminierten daraus Kraft zum antisemitischen Widerstand schöpfen, der aber durch Einwanderung von ihresgleichen on die "benachteiligten Wohngebiete" keinesfalls verstärkt wird. Klingt doch logisch bzw. sozio-logisch, oder? Weshalb landauf, landab der Ruf rauscht: ...
Der Feldforschungsüberblicksbericht stammt vom "Pears Institute for the Study of Antisemitism", über welches die englischsprachige Wikipedia immerhin festhält, dass es ein "centre for research, teaching, and public policy formation relating to antisemitsim and racial intolerance" ist und von David Feldman geleitet wird, von dem die online-Enzyklopädie wiederum weiß, dass er Professor am Birkbeck College der Universität London ist und das "Pears Institute for the Study of Antisemitism" leitet, was auch schon alles zu sein scheint, das sich über den Mann sagen lässt. Interessanter und vor allem deutlich finanzkräftiger ist die andere Organisiation, die diese Studie gefördert hat.

Es handelt sich um die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" (EVZ) mit Sitz in Berlin. Die EVZ wurde 2000 gegründet, um ehemalige Zwangsarbeiter des NS-Regimes zu entschädigen, womit man 2007 aber aufhörte, um fürderhin "internationale Projekte" zu fördern, und zwar mit jährlich siebeneinhalb Millionen Euro. Woher die Kohle stammt? Unüblicherweise nur zur Hälfte aus Ihren Taschen, geneigte Besucher meines kleinen Eckladens. Die Bundesregierung und die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft haben den Verein weiland hälftig mit insgesamt zehn Milliarden Mark ausgestattet. Der Kuratoriumsvorsitzende und sein Stellvertreter werden von der Bundeskanzlerin berufen (ihr Amtseid lautet sinngemäß: Wir schaffen das!). Von den reichlich fünf Milliarden Euro Einlagekapital sind 358 Millionen für die dauerhafte Förderung besagter Projekte reserviert worden. Es können also noch einige Berichte resp. Großtaten der Feldforschungsreminiszenz erwartet werden. Etwa die Folgestudien: "Immigration und der jüdische Exodus aus Europa – die Geschichte einer zusammenhanglosen Hysterie"; darauf aufbauend: "Immigration und das Verschwinden des Antisemitismus in Westeuropa"; außerdem: "Immigation und Fachkräftemangel in Westeuropa – warum es keinen Zusammenhang gibt", "Immigration und CO2 - warum es einen Zusammenhang gibt" sowie "Immigration, Frauen- und Hochbegabtenförderung – Zusammenhänge ohne Ende". 


                                    ***


Ruft Heiko Maas etwa und womöglich nolens volens zum Sturz der Regierung auf? Dieser Blogeintrag von Danisch lässt zumindest den Verdacht zu....


                                    ***


Manchmal versteht ja sogar unsereins, dass die Grünen etwas gegen die traditionelle Familie haben. Nur: Warum lassen sie die dann so begeistert einwandern?


                                    ***


"Es ist Zeit, dass sich die Bundesregierung ihre Flüchtlingspolitik nicht länger von einer radikalen Minderheit diktieren lässt", meint ein Kommentator auf Spiegel online. Seit Jahren meine Rede!


                                    ***


Wohin das tägliche Diskriminiertwerden führen kann: "Dann vergewaltigten sie die Frau abwechselnd, etwa eine Stunde lang. Die ganze Zeit über hielten sie ihr die scharfkantige Flasche an den Hals. Als sie fertig waren, urinierte einer von ihnen auf die am Boden liegende Frau" (mehr hier).

Aber man kann den deutschen Alltagsrassismus auch mit Nachdruck entgegentreten (zumal die Kartoffeln meist älter sind und ein Antidiskriminierungstritt kaum ein Risko bedeutet), etwa so oder so. Das edle Motto #metwo (= isch bin zu zweit) ist im zweiten Fall auch eingelöst.   MK am 1. 8. 2018

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.