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Mittwoch, 8. August 2018

Sassi di Matera


1950 bezeichnete man die Sassi di Matera als "nationale Schande", 40 Jahre später als einmaliges Beispiel einer Siedlung, "die sich in perfekter Harmonie mit dem Ökosystem" über Jahrtausende entwickelte. Sie zählen jetzt zum UNESCO Welterbe.
Sie gehören zu den ältesten Behausungen der Welt, ein System von Höhlen und Brunnen mit einem ausgefeilten Bewässerungssystem. Diese Höhlen wurden seit der Jungsteinzeit bis 1965 bewohnt. Schon die Frühmenschen haben Rinnen, Tunnel und Zisternen in nachgiebiges Gestein gegraben, um jeden Tropfen Regenwasser aufzufangen und Kondenswasser zu sammeln. Alle Epochen und Kulturen haben ihre Spuren hinterlassen.

Diese Höhlen spendeten Kühle im Sommer und Schutz vor der Kälte des Winters. Erst seit es Städte mit elektrischem Strohm und zentralbeheizten Häusern gibt, bieten die Sassi keine Vorteile mehr und wurden zu Behausungen der Ärmsten unter den Armen. Das Leben in den Sassi war ununterbrochene Arbeit. Ein einziger Krankheitsfall in einer Familie konnte die Ernte bedrohen und die Existenz der ganzen Familie bedrohen.
Traurige Berühmtheit erlangten die Sassi di Matera 1945 mit dem Roman von Carlo Levi "Christus kam nur bis Eboli". Daraufhin kamen plötzlich Menschen aus Rom, um die dortigen Verhältnisse zu studieren. Hier lebten Mensch und Tier in fensterlosen Höhlen, ohne Strom, ohne fließendes Wasser. 20.000 Bewohner wurden in den 1960er-Jahren in weiter oben gebaute Sozialwohnungen umgesiedelt. Heute ist der elektrische Strom auch in den Sassi angekommen und sie sind ein Freilichtmuseum geworden, ein Heimatmuseum, das mehr als 5000 Jahre Lokalgeschichte repräsentiert. Nächstes Jahr wird Matera Europäische Kulturhauptstadt.



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